wS/hi Hilchenbach – Nach dem Ausstellungskonzept der „Seiffener Stube“ im Stadtmuseum Hilchenbach in der Wilhelmsburg wird die fünfte Vitrine regelmäßig mit wechselnder Volkskunst aus der Partnergemeinde Seiffen im Erzgebirge versehen. Dadurch werden den Besucherinnen und Besuchern immer wieder neue Einblicke in die traditionelle Holzhandwerkskunst geboten. Die ist nach Ansicht von Museumsleiter Reinhard Gämlich auch diesmal wieder gelungen, zumal er die Ausstellungsstücke Anfang Mai selbst aus Seiffen mitgebracht hat.
Zu sehen sind Bergmann und Engel als Kerzenhalter, Nussknacker (König, Weihnachtsmann, Schütze, Förster, Eisenbahner und Nachtwächter) und Räuchermänner (Briefträger, Bergmann, Eisenbahner, Rastelbinder, Türke, Koch, Schornsteinfeger, Mohr, Wichtel, Waldgeist, Heger, Zimmermann und Wanderbursche).
Außerdem eine kleine Krippe in Natur, Osterhase, Hahngespann, Kaspertheater, Feuerwehrauto, Holzeisenbahn und Schneemann mit Kerzenhalter beziehungsweise Schirm.
Zu verdanken hat die Stadt Hilchenbach die aktuelle Vitrinenausstellung der Werkstatt alter Volkskunst Volker Füchtner aus Seiffen. Die Vorfahren Füchtner waren Zimmerleute. Im Sommer auf dem Bau, im Winter arbeitslos. Die Not zur Tugend gemacht, musste das Schnitzmesser und Drechseleisen für den Lebensunterhalt der vielköpfigen Familie sorgen. Die Erzeugnisse der Füchtners waren Holzfiguren, aus denen in späteren Jahren der Seiffener Nussknacker hervorging. Die Figur des Nussknackers erlangte in Heinrich Hoffmanns Erzählungen „König Nussknacker und der arme Reinhold“ 1851 ihre dichterische Darstellung. Gotthelf Friedrich Füchtner (1766-1844) bot bereits 1809 auf dem Striezelmarkt in Dresden Seiffener Waren zum Kauf an.
Die Geburtsstunde des heute weltberühmten Seiffener Nussknackers muss um 1870 geschlagen haben. Als „Vater“ dieses Nussknackers wird Wilhelm Füchtner (1844-1923) erwähnt. Die von ihm geschaffenen Figuren wurden zu Urtypen des erzgebirgischen Nussknackers: Wachsoldat, Förster, Polizist und ganz besonders der Nussknacker König. Die grimmig dreinschauenden Nussknacker galten einst als Persiflage beziehungsweise dienten dem Spott auf die Obrigkeit.
Für die Herstellung der Einzelteile werden größtenteils einheimische Hölzer verwendet, vor allem Fichte, Buche, Erle, Birke und Linde. In strenger Familientradition wurden vor allem die Nussknacker, aber auch Räuchermänner sowie Engel und Bergmann weitergeführt. Dadurch haben die Erzeugnisse nach dem Vorbild ältester Seiffener Volkskunst ihren Ursprung bewahrt.
Der Familienbetrieb steht in seiner 6. Generation und wird auch in Zukunft seiner Tradition die Treue halten.
Die Exponate können auch erworben werden.
Für die Besichtigung des Stadtmuseums und der Vitrinenausstellung „Aus der Werkstatt alter Volkskunst“ ist der Eintritt frei. Die Ausstellung kann zu den üblichen Öffnungszeiten (Montag 14:00 Uhr bis 19:00 Uhr, Dienstag 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr, Mittwoch 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr und 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr, Donnerstag 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr, Freitag 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr und 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr, Sonntag 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr) besichtigt werden.