(wS/red) Siegen 12.06.2020 | Spektrum robotischer Operationen wächst stetig
Urologie im Diakonie Klinikum Jung-Stilling nutzt seit fast zwei Jahren das Da-Vinci-System
Komplexe Operationen an Prostata, Blase, Harnwegen und Niere minimalinvasiv und mit modernster Technik durchführen – dies ist für die urologische Abteilung im Diakonie Klinikum Jung-Stilling seit fast zwei Jahren Alltag. Mehr als 250 Eingriffe hat das Urologie-Team um Chefarzt Dr. Peter Weib, Sektionsleiter Robotische Urologie Mahmoud Farzat und dem leitenden Oberarzt Christoph Holtmannspötter seit November 2018 mit dem Robotersystem „da Vinci X“ erfolgreich vorgenommen. Das Spektrum an Operationen vergrößert sich dabei stetig. So hat das Team jetzt erstmals eine Entfernung der Harnblase mit anschließendem Harnblasenersatz mit dem Roboter durchgeführt. Hierbei wird an Ort und Stelle eine Ersatzblase (interkorporale Neoblase) aus Dünndarm geformt. Zwei bis drei dieser komplexen Operationen führt das Team im Monat durch – von nun an mit dem Da-Vinci-System. „Der Roboter kommt seit längerem bei gut- und bösartigen Erkrankungen der Prostata, der Blase, der Harnwege, der Niere und der Blase zum Einsatz. Nun können wir auch den Harnblasenersatz robotisch durchführen. Damit decken wir bis auf Nierentransplantationen die gesamte Bandbreite urologischer Operationen robotisch ab“, erklärt Dr. Weib.
Das Da-Vinci-System ermöglicht es den Chirurgen, besonders präzise von innen zu operieren. Der Operateur steuert die Instrumente von einer Konsole aus millimetergenau und kann so feinste, nur wenige Millimeter lange Schnitte ohne Zittern setzen. Der Vorteil für die Patienten: Ein schonenderer Eingriff mit schnellerer Heilungszeit, auch nach komplexen Eingriffen. „Bisher haben wir den Harnblasenersatz mikrochirurgisch operiert. Dabei war der Schnitt etwa neun Zentimeter lang, mit dem Roboter sind es nur noch neun Millimeter“, veranschaulicht Farzat die Unterschiede. Dank des schonenden Verfahrens können die Patienten statt nach mehreren Wochen bereits nach einigen Tagen entlassen werden. Auch bei Nieren- und Prostataoperationen verkürzt sich der Krankenhausaufenthalt. „Die meisten Patienten sind schon am Tag nach der OP fit, mobil und mit üblichen Schmerzmitteln beschwerdefrei“, so Farzat. Ein weiterer Pluspunkt für Prostata-Patienten: Statt nach einer Woche kann der Katheter schon am ersten Tag nach dem Eingriff entfernt werden, denn die Nähte können wasserdicht geschlossen werden.
Der Einsatz des Roboters eröffnet den Chirurgen außerdem Möglichkeiten, auch Patienten zu operieren, für die eine offene Operation nicht infrage käme, wie Dr. Weib erläutert: „Zum Beispiel konnten wir mehreren Patienten mit Prostata- und Blasenerkrankung helfen. Diese hatten einen speziellen Gefäß-Bypass, der quer durch den Bauchraum verlief. Eine offene Operation mit Längsschnitt wäre nicht möglich gewesen. Außerdem haben wir auch stark übergewichtige, kardiologisch vorbelastete oder mehrfach voroperierte Patienten operiert.“ Auch Nicht-Risiko-Patienten profitieren von der besonders präzisen Technik. „Mehr als 90 Prozent unserer Patienten sind nach der Roboter-OP tumorfrei. Das liegt daran, dass wir zusätzliche Blickwinkel auf das Organ haben und genauer schneiden können.“ Ebenso fallen die Reoperationsraten und die Anzahl der Bluttransfusionen während des Eingriffs positiv ins Gewicht. „Komplikationen treten seltener auf. Zum Beispiel haben wir noch keine Roboter-OP abgebrochen und offen weitergeführt. Außerdem liegt die Transfusionsrate bei uns bei unter einem Prozent. Im Vergleich dazu liegt der Durchschnittswert bei offenen Operationen zwischen vier und acht Prozent“, so Dr. Weib.
Um mit dem Robotersystem arbeiten zu können, muss das gesamte Operationsteam in die komplexe Technologie eingewiesen werden. Dieser kann auch von der Gynäkologie sowie der Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie genutzt werden, Hauptnutzer ist jedoch die Urologie. Als international anerkannter Ausbilder (Proctor) ist Farzat dazu berechtigt, internes und externes Fachpersonal an die Technik heranzuführen. „Mit Mahmoud Farzat haben wir direkt einen Lehrer im Haus. So können wir nach und nach weiteres Personal schulen“, erklärt Dr. Weib. Während des Eingriffs wird der gesamte Operationsprozess außerdem mehrfach vergrößert auf Monitoren dargestellt und als Video aufgezeichnet. „Die OP-Daten arbeiten wir wissenschaftlich auf. Das hilft uns dabei, uns ständig zu verbessern und dazuzulernen“, betont Dr. Weib. „Das ist wichtig, weil eine robotische Operation eine Gemeinschaftsleistung ist. Ich bin froh, dass wir ein großes, eingespieltes Team haben. Jeder weiß genau, was er wann tun muss.“
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