(wS/ha) Siegen 02.09.2024 | Du siehst in diese Kinderaugen und deine Seele weint… Ein Bericht von Handycap Siegen
So erging es uns auf der letzten Vorstandssitzung. Es wurde plötzlich still, und jeder starrte wie gelähmt auf diesen Jungen, in seine unfassbar traurig und leer wirkenden Augen. Die Welt schien für einen Moment stillzustehen, und obwohl noch kein Wort darüber gesprochen wurde, um was es eigentlich geht, um welchen Wunsch es sich handelt, war längst jedem klar, dass wir alles daransetzen würden, um diesen Wunsch zu erfüllen.
Der Junge heißt Lukas Brado und ist 20 Jahre alt. Eine genaue Diagnose, unter welcher Krankheit Lukas leidet, gibt es bis heute nicht. Es bleiben nur Mutmaßungen. Wie seine Mutter Christina erzählt, habe sie im frühen Stadium der Schwangerschaft mit voller Wucht einen Lederball auf den Bauch bekommen. Im fünften Schwangerschaftsmonat sei sie zudem eine Treppe heruntergestürzt. In der 34. SSW habe sie dann erfahren, dass „etwas mit ihrem Kind nicht stimmt“. Lukas hatte zu viel Gehirnwasser. Eine daraufhin erfolgte Fruchtwasseruntersuchung brachte jedoch keinen Aufschluss.
In der 38. SSW sei Lukas dann per Notkaiserschnitt geholt und auf die Intensivstation verbracht worden, wo sofort umfassende Untersuchungen durchgeführt wurden, die allesamt jedoch ohne konkrete Diagnose blieben. Nach der Verlegung von Lukas in die Kinderklinik wurden dort weitere Untersuchungen durchgeführt. Zwischenzeitlich hatte sich zumindest das Gehirnwasser von selbst zurückgebildet. Lukas wurden unter anderem jeweils ein Stück Muskel und ein Stück Nerv entnommen, und es wurde eine Chromosomenuntersuchung durchgeführt. Doch auch diese sowie sämtliche weiteren Untersuchungen blieben ohne konkreten Befund. Und so heißt es bis heute auf Rezepten z. B. lediglich „körperliche Retardierung“.
„Er hat auch noch nie im Leben geweint.“
Lukas ist heute 1,60 m groß und wiegt 50 kg. Wie gerne würden wir hier schreiben, dass Lukas trotz seiner Behinderung ein fröhliches Kind ist. Leider können wir das nicht, denn wir wissen es einfach nicht. Wie seine Mutter Christina uns erzählt, ist Lukas nicht in der Lage, Emotionen zu zeigen. Er hat auch noch nie im Leben geweint. Benötigt er Aufmerksamkeit, macht er sich durch „Wippen und Quietschen“ bemerkbar. Aber auch dann kann Christina oft nur erahnen, was Lukas ihr damit sagen möchte. Hat er Hunger? Hat er Schmerzen? Oder will er einfach nur wieder Musik oder lautes Rascheln hören? Denn zumindest das liebt er, wie Christina im Laufe der Jahre herausgefunden hat – je lauter, umso besser!
Christina hat nach Lukas noch zwei weitere Kinder bekommen, die heute 8 und 12 Jahre alt sind. Zwischenzeitlich ist sie alleinerziehend, und obwohl die kleine Familie zu einem tollen Team zusammengewachsen ist, ist es trotz aller Bemühungen nicht immer einfach, allen gleich gerecht zu werden, so Christina.
Hinzu kommt erschwerend die etwas abgelegene Wohnlage der Familie. Es gibt hier fußläufig nahezu nichts zu erreichen, selbst Einkaufsmöglichkeiten sind nur äußerst begrenzt vorhanden. Da die Familie bisher auf Bus und Bahn angewiesen ist, gestalten sich neben den regelmäßigen Arztbesuchen etc. von Lukas auch gemeinsame Ausflüge/Unternehmungen äußerst mühsam und zeitaufwendig. Vor allem dieses gemeinsame „mal eben“ – zum Beispiel mal eben ein Eis essen gehen oder ein spontan geplanter Besuch im Tierpark, was für die meisten Menschen völlig selbstverständlich ist – ist für uns leider einfach nicht machbar, so Christina Brado.
Dass Lukas zudem nicht eigenständig sitzen kann und er selbst für kürzeste Wege, auch innerhalb der Wohnung, in seinem Rollstuhl stets komplett fixiert werden muss, macht es natürlich nicht einfacher.
Der größte Wunsch von Christina Brado ist ein eigenes Auto, um ihrer kleinen Familie neben den regelmäßigen Terminen von Lukas öfter auch einmal ein gemeinsames „mal eben“ bieten zu können. „Hier muss es auch bei weitem kein Neuwagen sein, ich bin für einen Gebrauchtwagen mehr als dankbar. Die Hauptsache ist, dass ein Rollstuhlplatz für Lukas vorhanden ist.“
Wir vom Verein Handycap wissen nicht, ob wir auch Lukas damit eine Freude bereiten können, denn seine Augen werden niemals strahlen oder irgendwelche Emotionen verraten, aber dennoch hoffen wir ganz tief in unseren Herzen darauf. Von daher suchen wir dringend Geldspender und Mitstreiter, gerne auch mit Benefizaktionen. Wer Lukas mit einer Aktion wie beispielsweise einem Fußball-Benefizspiel o. ä. unterstützen möchte, kann sich gerne an den Verein Handycap Siegen wenden.
Im Übrigen bittet der Verein die Spender darum, ihre vollständige Adresse anzugeben, damit Spendenbescheinigungen ausgestellt werden können.
Spendenkonto:
Verein Handycap
Sparkasse Siegen
IBAN: DE87 46050001 0030074355
BIC: WELADED1SIE
Kennwort: Lukas
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