Münte: „Jeder ist ein Unikat“ – Siegener Technik Service besteht seit 20 Jahren

wS/oo Siegen – Vor 20 Jahren war Franz Müntefering Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW und als solcher genau die richtige Person, um eine der damals wenigen Werkstätten für Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen in Deutschland in würdigem Rahmen zu eröffnen.

Ehrensache, dass es auch Franz Müntefering war, der nun zum runden Geburtstag des, im Quartier Effertsufer ebenso wie bei der heimischen Industrie etablierten, STS Siegener Technik Service anreiste. „Die AWO hat hier den richtigen Riecher gehabt“, betonte er im Rahmen seines kurzweiligen Vortrages, der aber insgesamt weniger auf die Geschichte der Einrichtung selbst ein Schlaglicht werfen wollte, als auf den gesellschaftlichen Rahmen. Waren 1996 noch 20 % der Bezieher einer Erwerbsminderungsrente in Deutschland chronisch psychisch krank, so kletterte der Anteil stetig aber sicher bis zum Jahr 2012 auf 41 %. Die Beschäftigungsstatistik des STS kommt wie eine Bestätigung daher.

Mit 35 Personen begann die Arbeit am Effertsufer. Heute nutzen 180 Personen die Einrichtung der AWO zu ihrer beruflichen Teilhabe. Daher freute es den AWO-Vorsitzenden Peter Eberlein auch besonders, dass sich nicht nur Siegens Bürgermeister Steffen Mues sondern auch die stellv. Landrätin des Kreises Siegen-Wittgenstein, Waltraud Schäfer, die Landtagsabgeordneten Tanja Wagener und Falk Heinrichs, der Bundestagsabgeordnete Willi Brase, Firmenvertreter, Mitarbeiter anderer sozialer Träger und die Nachbarn sehen ließen, um mit den Mitarbeitern und Beschäftigten des STS das Erreichte zu feiern.

Ein Highlight für ein Großteil der Gäste: der Vortrag von Franz Müntefering, der zwar den Finger ein um das andere Mal in die soziale Wunde legte, dies aber nicht als schwere Kost servierte. Er sprach von einer Gesellschaft, die dazu neigt, die Menschen nach ihrer Leistungsfähigkeit einzuordnen. „Aber“, so das schlichte Plädoyer, das der Ehrengast dagegen hielt, „jeder ist ein Unikat!“ Müntefering setzt auf eine Gesellschaft, der es gelingt, unterschiedlich gelagerte Stärken und Fähigkeiten jedes Menschen einzubeziehen: „Was menschlich gut ist, ist auch volkswirtschaftlich das Vernünftigste.“

„Die Anerkennung unserer Arbeit hilft uns, unsere Krankheit zu ertragen“, sprach Ulrich Breidenstein, Vorsitzender der Interessensvertretung für die Beschäftigten, das Empfinden vieler Betroffener deutlich aus. „Denn nichts tut schließlich mehr weh, als als Psycho abgestempelt zu werden“. Wie gut, dass es im Siegerland über 20 Firmen gibt, die Aufträge an den STS vergeben, um so ihre Akzeptanz zum Ausdruck zu bringen und dazu beitragen Arbeitsplätze zu sichern. Wie gut, dass außerdem drei Vermittlungen auf sozialversicherungspflichtige Vollzeitarbeitsplätze gelungen sind.

Eine 20-jährige Erfolgsgeschichte feierten Einrichtungsleiter Michael Blachut, 30 hauptamtliche Mitarbeiter und alle Beschäftigten mit entsprechend guter Laune, aber auch vielen Nachbarn, einem ansprechenden musikalischen Rahmen mit der Jazzformation „Lirico“ sowie Rundgängen mit und ohne Ehrengast Franz Müntefering durch die Produktionshallen von Haus 1 und 2.

 

 
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