Flüchtlingseinrichtung entsteht in der Hengsbach

Die Stadtverwaltung mit Jörg Heide (Technische Gebäudewirtschaft), Andree Schmidt (Fachbereich Soziales), Babette Bammann (Beigeordnete der Stadt), und Dieter Bablich (Abteilung Soziale Leistungen) sowie Stephan Böhmer (Verein für Soziale Arbeit und Kultur) informierten die Bürger über die geplante Übergangseinrichtung für Flüchtlinge in der Hengsbach. Fotos: Jürgen Kirsch

Die Stadtverwaltung mit Jörg Heide (Technische Gebäudewirtschaft), Andree Schmidt (Fachbereich Soziales), Babette Bammann (Beigeordnete der Stadt), und Dieter Bablich (Abteilung Soziale Leistungen) sowie Stephan Böhmer (Verein für Soziale Arbeit und Kultur) informierten die Bürger über die geplante Übergangseinrichtung für Flüchtlinge in der Hengsbach. Fotos: Jürgen Kirsch

(wS/si) Siegen-Eiserfeld – Im Frühsommer könnte es soweit sein: Dann sollen laut Schätzungen der Stadtverwaltung die ersten Flüchtlinge in der neuen Übergangseinrichtung „Am Dreesch“ in der Hengsbach in Siegen-Eiserfeld untergebracht werden können. Ursprünglich peilte man zwar Ende März bzw. Anfang April 2014 an, doch die ehemalige Kindertageseinrichtung muss noch saniert werden, was wahrscheinlich mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Stadt Siegen informierte jetzt in der Christuskirche am Oberen Hengsbacher Weg die rund 150 anwesenden Interessierten und vor allem Anwohner über ihre Pläne.

„Die Flüchtlingssituation in Deutschland hat sich massiv verstärkt“, erklärte Babette Bammann, die zuständige Beigeordnete der Stadt Siegen, eingangs. Waren es 2013 noch 146 Flüchtlinge, die im Stadtgebiet kurzfristig untergebracht wurden, so sind Anfang diesen Jahres bereits 26 weitere dazu gekommen. Seit den 1990er Jahren gibt es an der Siegtalstrasse in Niederschelden und im Wiesental in Geisweid Übergangseinrichtungen. Dort werden die Flüchtlinge aus Krisengebieten vorübergehend einquartiert, um sie auf schnellstem Wege in Wohnungen zu vermitteln.

Kapazitäten reichen nicht

Die Krisenregionen auf der Welt sind inzwischen vielfältig. Nordafrika mit Ägypten oder Tunesien sowie Syrien und die Ukraine gehören dazu. Die Europäische Union (EU) und damit auch die Bundesrepublik Deutschland haben einen gesetzlichen Auftrag zur Aufnahme von Flüchtlingen. Die Bundes- und Landesgesetze schreiben vor, dass beispielweise ein Bundesland wie Nordrhein-Westfalen eine gewisse „Quote“ erfüllen muss. Nach einem „Schlüssel“ werden sie auf die Kommunen verteilt, wodruch auch die Stadt Siegen ihren Beitrag leisten müsse.

Die provisorischen Notunterkünfte, so genannte „Landesaufnahmelager“, wie sie im Kreisgebiet derzeit in Burbach und Bad Berleburg vorhanden sind, sind mit den Übergangseinrichtungen nicht vergleichbar. So gibt es in Burbach beispielweise rund 500 Plätze und die dort vorerst untergebrachten Flüchtlinge und Asylbewerber werden in Einrichtungen, wie jene, die „Am Dreesch“ entstehen soll, dann vermittelt. Die Kapazität fasst hier rund 20 Plätze, der Großteil davon ist für Familien vorgesehen.

Rund 150 Interessierte und Anwohner waren der Einladung in die Christuskirche gefolgt.

Rund 150 Interessierte und Anwohner waren der Einladung in die Christuskirche gefolgt.

Nun sind die bestehenden Übergangseinrichtungen für Flüchtinge im Stadtgebiet aufgrund der beschriebenen Situation inzwischen derart fragmentiert und zum Teil überfüllt, dass man sich auf die Suche nach einem weiteren Standort gemacht habe, beschrieb Bammann. Die ehemaligen Kita-Einrichtung „Am Dreesch“ sei dabei im Vergleich zu allen Alternativen von den baulichen Gegebenheiten die schnellste und finanziell die günstigste Lösung. Für ihre Sanierung hat die Stadtverwaltung rund 40.000 Euro eingeplant. Dabei soll nur „das Allernötigste“ getan werden.

Eine Containeranlage, wie sie zum Beispiel lange Zeit an der Ecke Talsbachstrasse / Eiserntalstrasse in Eiserfeld stand, würde mit rund 100.000 Euro zu Buche schlagen – angesichts der klammen Stadtkasse zu teuer. In Zeiten, als sich die Flüchtlingssituation entspannte, hatte man diese und eine weitere Anlage vor einigen Jahren abgebaut, sagte Andree Schmidt vom städtischen Fachbereich Soziales. Ende Januar 2014 erfolgte der Beschluss im Sozialausschuss, die Einrichtung „Am Dreesch“ zu installieren. Bis dahin habe man „eine ganze Reihe von Gebäuden geprüft“, so Schmidt.

Ängste ernst nehmen

Die Kritik der Anwohner an der Kurzfristigkeit dieser Informationen, wies er von sich. „Wir Bürger werden entmündigt“, sagte eine Betroffene. „Wir sind mit einer solchen Informationsveranstaltung so schnell in einem Stadtteil wie noch nie“, äußerte sich Babette Bammann dazu. Geplant ist, dass die aus ihren Heimatländern geflüchteten Menschen für eine befristete Zeit in der Einrichtung in der Hengsbach leben. „Nicht länger als zwei Jahre“, verdeutlichte Andree Schmidt. Eine sechsmonatige Verweildauer sei erfahrungsgemäß die Regel.

Da es aber immer schwerer werde, die hier untergebrachten Menschen in Wohnräume zu vermitteln, geht man nun von maximal einem Jahr aus, ehe ihre Wohnsituation verbessert werden könne. Die Einrichtung „Am Dreesch“ liegt dabei mitten im Wohngebiet. Was zum einen die Integration der Flüchtlinge und Asylbewerber in Deutschland begünstigen könnte, bereitet den Anwohnern auch Sorgen. „Wir haben erhebliche Angst“, sagten einige Anwesende bei der Veranstaltung in der Christuskirche und schielten dabei in Richtung der Notunterkunft in der ehemaligen Siegerlandkaserne in Burbach, wo Polizeieinsätze und Ladendiebstähle das Bild trübten. Die Ängste solle man ernst nehmen, forderten sie. Dass diese womöglich unbegründet sind, versuchte Stephan Böhmer vom Verein für Soziale Arbeit und Kultur zu erklären.

Keine Dauereinrichtung

Seit 1993 leitet er zusammen mit ehrenamtlichen Helfern die noch bestehenden Einrichtungen in der Siegtalstrasse und im Wiesental. Böhmer: „Wir beraten und betreuen Personengruppen, die sich nach Ruhe und Frieden sehnen. Aufgrund der hierzulande herrschende Bürokratie, die viele nicht verstehen, brauchen diese Menschen Orientierung und Unterstützung.“ Dass es im Zusammenleben von Flüchtingen mit kulturellen Unterschieden auch Missverständnisse gebe, sei nur allzu verständlich. Man sei dabei ein „Mittler zwischen den Kulturen“.

Zwar seien die Flüchtingen in den Übergangseinrichtungen ein „normaler Durchschnitt“ der hiesigen Gesellschaft und selbstverständlich gebe es darunter auch „schwarze Schafe“, aber in der Hengsbach erwarte man „keine Krawallmacher“. „Dass nichts passieren wird, kann ich nicht garantieren“, gestand Andree Schmidt. Doch sowohl in den inzwischen abgebauten Containeranlagen als auch den Einrichtungen in der Siegtalstrasse und im Wiesental habe es im Umfeld keine Schwierigkeiten und auch keine Vorfälle gegeben. Zudem soll „Am Dreesch“ auch keine Dauereinrichtung entstehen – das hängt aber auch von der zukünftigen Flüchtlingssituation ab.

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