"Niederschelden hat das Denkmal verdient"

PreisträgerGerhardsseifen

Die Gewinner des Wettbewebs „Schutz- und Präsentationsbau Ausgrabungsstätte Gerhardsseifen“ wurden heute Vormittag im Rathaus ausgezeichnet..

(wS/rile) Siegen – „Wer die Vergangenheit nicht schätzt, schätzt auch die Gegenwart nicht“, so Paul Breuer in seiner Einführungsrede am Vormittag anlässlich der Preisverleihung der studentischen Entwürfe der Siegener Universität für einen „Schutz- und Präsentationsbau der Ausgrabungsstätte Gerhardseiffen“ in Niederschelden.

Die Stadt Siegen müsse keinesfalls „ihr Licht unter den Scheffel stellen“, so Breuer. Andere Städte hätten daraus längst ein Museum gemacht.

 Das Volk der Kelten hinterließ Spuren im Siegerland

Die Kelten, ein Volk das im Schmelztigel mit anderen Völkern zusammengeschmolzen waren, haben auch im Siegerland ihre Spuren hinterlassen. In den Jahren 2009 bis 2012 fanden mit einer Unterbrechung im Jahr 2011 im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes Ausgrabungen am Bach „Gerhardsseifeen“ im Dreiborntal bei Niederschelden statt.

Seit der Pionierphase der Archäologie im Siegerland in den 1930er und 40er Jahren wurden mit modernsten Methoden Grundlagen geschaffen, um die Ursprünge von Bergbau und Hüttenwesen der Region neu zu interpretieren. Hier gelang die Erschließlung eines einzigartigen Werkplatzes gleich mehrerer Epochen. So wurde ein Verhüttungsbetrieb der Keltenzeit, aber auch aus der in der Region frühesten darauf folgenden Bergbauepoche, der Zeit Karls des Großen, entdeckt und vollständig freigelegt. Eine über den Verhüttungsplätzen befindliche Köhlerei der Neuzeit konnte darüber hinaus für das Siegerland erstmals archäologisch untersucht werden.

 Hohes Interesse der Bevölkerung

Eine regionale Initiative der Waldgenossenschaft Siegen-Niederschelden des Heimatvereins Niederschelden sowie des Heimatvereins Niederschelderhütte regte 2012 die Ausgräber am Gerharsseifen dazu an, die Bewahrung und öffentliche Präsentation der archäologisch ergrabenen Strukturen in Betracht zu ziehen, nachdem ein ungewöhnlich hohes Interesse der Bevölkerung zu verzeichnen war. Der Initiative folgte ein breites und positives Medienecho sowie die große Anteilnahme von Politikern der Stadt Siegen, des Kreises Siegen-Wittgensteins und sogar des Bundes.

Die überwältigende öffentliche Anteilnahme und vor allem die Initiative der regionalen Vereine veranlassten die Leitung des Forschungsobjektes dazu, von den Ausgrabungszielen abzuweichen und die Betriebsstrukturen nicht systematisch auszugraben und damit zu zerstören, sondern die wichtigsten Elemente zu erhalten – auch dies ist ein Novum im Siegerland.

 Auf wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse verzichtet

Die Forschungskooperation, bestehend aus Deutschem Bergbau-Museum Bochum, LWL-Archäologie für Westfalen sowie Ruhr-Universität Bochum, änderte die Grabungsstrategie, verzichtete auf wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse um einer musealen Präsentation nicht im Wege zu stehen, sondern sie vielmehr zu unterstützen.

Bewahren, schützen, präsentieren, sei die Devise, so Landrat Paul Breuer. „Niederschelden hat es verdient, dass das Denkmal gebaut wird. Die ‚Verhüttungswerkstatt‘ soll so gerichtet und überdacht werden, dass dem archäologischen Gut kein Schaden zugefügt wird. Dazu soll das Gebäude touristisch aufgewertet werden“.

Die Verhüttung soll nun auf dem Höhepunkt eines Wanderweges („Der Weg des Eisens“) liegen.

 Studenten der Uni zu Entwürfen aufgerufen

Architekturstundenten der Universität Siegen waren dazu aufgerufen, Kurzentwürfe für solch ein Bauwerk zu erstellen. Insgesamt wurde 13 Entwürfe eingereicht. Aus allen Vorschlägen hatte der Arbeitskreis „Keltische Arbeitsstätte“ die besten 4 Entwürfe für einen Schutz- und Präsenta-tionsbau für die keltische Verhüttungswerkstatt Gerhardsseifen ausgewählt.

Klare Formsprache überzeugte

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Kamal Kafi (Mitte) erhielt für seinen Entwurf den 1. Preis, den ihm Landrat Paul Breuer überreichte. Auch Bürgermeister Steffen Mues gratulierte dem Sieger. Fotos: Rita Lehmann

Im Ratssaal des Siegener Rathauses stellte Professor Dr. Thorsten Weimar von der Universität Siegen die Entwurfsideen vor. Der Entwurf von Kamal Kafi hatte die Jury durch eine klare Formsprache und die teilweise lichtdurchlässige Fassade, sowie durch die Lichtschächte im Dachbereich letztlich überzeugt. Er gewann den ersten Preis. Die zurückhaltende Architektur lenke das Hauptaugenmerk auf die archäologischen Funde. Ein schlichter umlaufender Gang ermögliche die Betrachtung des Bodendenkmals aus verschiedenen Perspektiven. So hatte die Jury ihre Entscheidung begründet.

Preise  im Rathaus überreicht

Den 2. Platz belegt Tobias Wittke, dritte Preisträgerin ist Kerstin Rinsdorf. Der Sonderpreis ging an Simon Prinz für die besondere Auseinandersetzung mit der Thematik der Kelten („Doppelspitzbarren“) und den Besuchernischen, die einen Einblick auf die Ausgrabungen auch von außerhalb des Gebäudes ermöglichen. Landrat Paul Breuer und Bürgermeister Steffen Mues überreichten den Gewinnern die Preise.

Die Ausstellung der Entwürfe ist in der Empfangshalle des Rathauses zu sehen.

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