Umweltminister soll Stellung zu Gewerbegebiet am Ischeroth nehmen

Spielt Waldinanspruchnahme tatsächlich nur noch eine Nebenrolle?

(wS/fr) Freudenberg. Ist der Wald doch nicht so schutzwürdig, wie es oft heißt? Um diese Frage geht es letztlich dem Bühler Ortsvorsteher Friedhelm Höfer, Ortsheimatpfleger Rolf Kolb und Thomas Löw. Für die Initiative, die sich im Ort gegen das „Monster-Gewerbegebiet“ am Ischeroth wendet, haben sie jetzt an Umweltminister Johannes Remmel geschrieben und um dessen Einschätzung gebeten.

2014-07-05_Buehl_Gewerbegebiet_Anti_Foto_Kolb_3„Der Wald in Südwestfalen ist ein prägendes Landschaftselement, Lebensraum und wichtiger Wirtschafts- und Imagefaktor in der Region“, so formuliert der Waldkompass Südwestfalen. Weniger freundlich kommt „der Wald“ dagegen beim Regionalrat und Industrieplanern weg, die in ihm offensichtlich eher den „lästigen Hinderungsgrund“ für großflächige Gewerbeansiedlungen sehen. Und so waren der Ischeroth und die Pläne für das „Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord“ im Laufe des Jahres ins Gerede gekommen. Bei der zeitgleichen Diskussion um die Fortschreibung des Landesentwicklungsplanes (LEP) war „die Wilhelmshöhe“ zum Exempel hochstilisiert worden: Kommunen mit hohen Waldanteilen werde es praktisch unmöglich gemacht, größere Flächen für die Industrialisierung oder Sondergebiete auszuweisen.

Zum Hintergrund:Die NRW-Staatskanzlei widersprach Anfang Januar der Änderung des Regionalplanes für Freudenberg, der notwendig ist, „Wilhelmshöhe-Nord“ zu verwirklichen. Den Planverfassern waren dabei „erhebliche Abwägungsfehler“ vorgeworfen worden. Wenn nötig, so der Hinweis aus Düsseldorf, sei der Eingriff in den Wald auf das unbedingt erforderliche Maß zu beschränken und ein möglichst gleichwertiger Ersatz/Ausgleich vorzusehen.

„Erstaunlich ist, dass einerseits Regionalrat und IHK den öffentlichen Protest gegen die Wertung der Staatskanzlei vorantrieben, sie sich andererseits eine dem entgegengesetzte Rechtsauslegung zu eigen machen“, so die Bühler Initiative. So heißt es in dem von der Bezirksregierung beauftragten Gutachten des Bonner Professors Schink, es sei „zwar ein möglichst umfassender Ausgleich anzustreben, jedoch nicht zwingend durchzuführen“. Die Forderung dieses LEP-Ziels sei „nur eine relative Planvorgabe“. Und auch bei der Umweltprüfung auf Regionalplanebene seien Abstriche zu machen. Auch von „keiner detailscharfen Untersuchung vor Ort, z.B. durch Gutachten“ ist die Rede. Vielmehr sei „lediglich eine überschlägliche Prüfung durchzuführen“.

Besonders kritisch wird in Bühl die Empfehlung im Umgang mit dem Einwendungsschreiben der Landesplanungsbehörde gesehen. Hier formuliert Gutachter Schink auf Seite 32: „Bei einer ‚Reparatur’ dieser Fehler geht es deshalb nicht – jedenfalls nicht in erster Linie – um Planänderungen. Vielmehr geht es um Ergänzungen der Begründung bzw. des Umweltberichtes“.

„Es wäre verblüffend“, so sind sich Friedhelm Höfer, Rolf Kolb und Thomas Löw für die Bühler Initiative einig, „wenn für die nachträgliche Zustimmung zur Regionalplan-Änderung quasi wenige ‚redaktionellen Änderungen’ ausreichend sein sollten. Das Ergebnis würde den massivsten denkbaren Eingriff in Natur und Landschaft darstellen “. Sie erinnern daran, dass für „Wilhelmshöhe-Nord“ alleine 180.000 m2 Wald gerodet werden müssten. Derzeit werden die Flächen weitgehend als Hauberg für eine nachhaltige Forstbewirtschaftung genutzt.

In ihrem Brief bieten sie Minister Remmel auch an, ihm die Problematik vor Ort eingehend zu erläutern.
„Wir sind weiterhin dagegen, dass die weithin sichtbare Landmarke „Ischeroth“ (467 m über NN) durch ein viel zu großes Gewerbegebiet zerstört wird,“ unterstreicht Friedhelm Höfer noch einmal.

In Bühl wurde in diesem Zusammenhang die konstituierende Sitzung des Arnsberger Regionalrates mit Interesse beobachtet. Der hatte sich für die Auftakt-Rede mit Altabt Stephan Schröer von der Abtei Königsmünster (Meschede) geistlichen Beistand geholt: Er lebe begeistert in der Region und lobte nach Zeitungsberichten die „intakte Natur im Dreiklang von Bergen, Wald und Wasser“. „Wir sind gespannt, wie der Regionalrat in seiner praktische Planungsarbeit auf diesen Appell reagiert“, so Rolf Kolb.

Foto: privat

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