Vom Gehirn-Navigator bis zum Roboter

(wS/red) Siegen 17.10.2016 | Schülerinnen schnuppern in die Medizinische Informatik der Universität Siegen und erleben mögliche Arbeitsfelder.
Auf den großen Bildschirmen im Siegener Jung-Stilling-Krankenhaus erscheint ein Hirntumor in 3D. Vier Zentimeter Durchmesser – ein richtig großes Ding, aber zum Glück gutartig. Zwei Schülerinnen bestaunen die bewegten Bilder mit 3D-Brillen. Sie können den Tumor aus jeder Perspektive betrachten. Der Besuch im Krankenhaus ist Teil der Projektwoche Medizinische Informatik für Frauen an der Universität Siegen. Während der ersten Herbstferienwoche schnuppern zehn Schülerinnen in den Arbeitsalltag und ins Studium rein. Mit der Veranstaltung möchte die Uni Siegen mehr Frauen für den Studienschwerpunkt Medizinische Informatik gewinnen.

Samantha Hage, Johanna Scheffler und Leonie Rach testen in der Projektwoche, ob das Studium etwas für sie ist.

Samantha Hage, Johanna Scheffler und Leonie Rach testen in der Projektwoche, ob das Studium etwas für sie ist.

„Der Medizin die Arbeit erleichtern, genau darum geht es in der Medizinischen Informatik“, erklärt Rita Balve-Epe, Leiterin der IT im Klinikum. Egal ob elektronische Patientenakte oder Roboter, die Laborwerte analysieren – Medizinische Informatik ist ein Arbeitsfeld der Zukunft, das sich rasant entwickelt, so Balve-Epe. Dass das Arbeitsfeld nichts für Frauen sei, sei blanker Unsinn, meint die IT-Leiterin. „Wir dürfen uns einfach nicht einschüchtern lassen.“ Dabei habe sie selbst hin und wieder mit Vorurteilen zu kämpfen. Wenn sie im Klinikum ans Telefon geht, fragen manche Anrufer: „Kann ich mal den IT-Leiter sprechen?“ Dass sie bereits mit der ITLeitung sprechen, können sich einige Anrufer nicht vorstellen. „Ich bin als Frau in der IT noch immer eine Exotin.“

 Zehn Schülerinnen besuchten das Siegener Jung-Stilling-Krankenhaus, um Einblicke in die Klinik-IT zu bekommen.

Zehn Schülerinnen besuchten das Siegener Jung-Stilling-Krankenhaus, um Einblicke in die Klinik-IT zu bekommen.

Aus diesem Grund haben die Studentin Emine Kara und andere Mitglieder des Betreuungsteams für den Studienschwerpunkt Medizinische Informatik die Projektwoche organisiert. Denn auch in der Medizinischen Informatik der Uni Siegen dominieren die Männer mit 80 Prozent. „Uns ist wichtig, dass vor allem Referentinnen von ihren Erfahrungen erzählen, um die Schülerinnen zum Studium zu ermutigen“, sagt Kara. Sie selbst hat nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung gemacht und dann ihr Abitur am Weiterbildungskolleg nachgeholt. Die Referentinnen zeigen, dass es verschiedene Ausbildungswege gibt und welche Vorteile ein Studium bietet.

Zu Besuch bei der IT-Leiterin des Klinikums, Rita Balve-Epe (r.), und der Oberärztin der Neurochirurgie, Eva Dorette Roeder-Geyer (vorne rechts).

Zu Besuch bei der IT-Leiterin des Klinikums, Rita Balve-Epe (r.), und der Oberärztin der Neurochirurgie, Eva Dorette Roeder-Geyer (vorne rechts).

Leonie Rach testet in der Projektwoche, ob das Studium etwas für sie sein könnte. Sie weiß noch nicht genau, ob sie lieber Medizin oder Informatik studieren möchte. „Auf jeden Fall möchte ich Menschen helfen“, ist sich die 18-Jährige sicher. So geht es auch Johanna Scheffler und Samantha Hage vom Städtischen Gymnasium Bad Laasphe. Sie finden es besonders spannend, während der Projektwoche selbst zu löten, Pulsmesser herzustellen und die Arbeit mit Robotern auszuprobieren. „Ich kann mir jetzt viel besser vorstellen, was Medizinische Informatik ist“, meint Johanna Scheffler.

Die Schülerinnen konnten mit einer 3D-Brille den Gehirn-Navigator ausprobieren.

Die Schülerinnen konnten mit einer 3D-Brille den Gehirn-Navigator ausprobieren.

Die Universität unterstützt mit dem Projekt die Entwicklung neuer Ideen für junge Frauen. Auch über die Projektwoche hinaus profitieren die Schülerinnen von ihren neuen Kontakten. Das Jung-Stillung-Krankenhaus bietet ihnen an, während eines Praktikums den Arbeitsalltag genauer kennenzulernen. Bei Interesse können sie einzeln Termine vereinbaren und einen Tag lang der IT-Leiterin oder der Oberärztin der Neurochirurgie über die Schulter blicken. Dann haben sie die Möglichkeit, den Gehirn-Navigator live im OP zu erleben.

Fotos: Universität Siegen

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