Kreuztaler Gleichstellungsbeauftragte zum Valentinstag

(wS/red) Kreuztal 11.02.2020 | Mitteilung der Gleichstellungsbeauftragten zum Valentinstag 2020 

Valentinstag wird neuerdings auch in Deutschland immer häufiger als das Fest der Liebe gefeiert. Dass Liebe aber auch schnell umschlagen kann und oftmals Frauen dabei Opfer von Gewalt in Beziehungen werden, zeigt sich an aktuellen Zahlen. Im Vorfeld des anstehenden Valentinstages möchte ich daher die Gelegenheit nutzen, auf das Thema Beziehungsgewalt sowie auf begleitende Aktionen aufmerksam zu machen.

Schläge statt Blumen – Mord statt Pralinen

Fast jeden 3. Tag wird in Deutschland eine Frau ermordet,  jede vierte Frau wird mindestens einmal im Leben Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt  es gibt etwa 600 versuchte Tötungen von Frauen und Mädchen pro Jahr

Weltweit beteiligen sich am Valentinstag 1 Milliarde Frauen an der Aktion „One Billion Rising“. In mehr als 130 deutschen Städten fordern Frauen ein Ende von Männergewalt. Denn Gewalt durch Männer gegen Frauen ist ein großes Problem in Deutschland: Im Jahr 2018 wurden insgesamt 140.755 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Davon waren 114.393 Opfer weiblich, 122 Frauen wurden getötet (Quelle: BKA).

Seit Beginn dieses Jahres wurden bereits 24 Frauen in Deutschland von ihren (Ex)-Partnern oder Familienangehörigen getötet. (Stand 05.02.2020, Quelle Change.org: Petition „Stoppt das Töten von Frauen #saveXX”)

 

Täter = Männer?

Die Täter sind zumeist Männer, häufig Ehemänner, Partner, Ex-Partner oder Freunde. Frauen werden ermordet oder misshandelt, weil sie Frauen sind. Das gilt für deutschstämmige Männer wie auch für Männer ausländischer Herkunft gleichermaßen und für alle sozialen Schichten.  Sie werden ermordet oder misshandelt, weil Männer glauben, dass sie das Recht dazu haben.  Sie werden ermordet oder misshandelt, weil sie ihr Recht auf ein eigenes Leben umsetzen.  Frauen werden ermordet oder misshandelt, weil sie sich trennen wollen  oder weil Männer ihren Frust, Hass und Wut an Frauen und Mädchen auslassen  oder ihre Macht demonstrieren wollen

Beziehungstat oder Femizid?

Wer die Ermordung von Frauen als Beziehungstat, Familientragödie, Eifersuchtsdrama oder Ehrenmord bezeichnet, verharmlost die Morde und trägt dazu bei, den Grund für die Ermordung der Beziehung, der Familie oder der Herkunft zuzuschreiben und damit quasi zu entschuldigen. Unser Strafrechtssystem unterscheidet zwischen Mord und Totschlag. Morde an Frauen werden häufig als Totschlag eingestuft, also einer Tat aus niederen Beweggründen. Der Mord an Frauen muss als das bezeichnet werden, was er ist: Femizid. Femizid bezeichnet die Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Und genau das ist auch in Deutschland der Fall.

Kosten häuslicher Gewalt:

3,8 Milliarden Euro Der Schaden und das Leid für Frauen, deren Kinder und Familien ist unermesslich. Der ökonomische Schaden der Gewalt an Frauen wird in Deutschland auf 3,8 Milliarden Euro jährlich beziffert (Studie BTU, Cottbus-Senftenberg). Dafür kommt die deutsche Gesellschaft auf. Das Ausmaß geschlechtsspezifischer Gewalt an Frauen wird trotz der erschreckend hohen Zahl von Politik und Gesellschaft zu wenig ernst genommen oder verharmlost. Dabei ist es ein Phänomen, für das es Gründe gibt: tradierte Rollenmuster mit immer noch vorherrschenden männlichen Dominanz- und Besitzansprüchen.

Gleichstellungsbeauftragte und das FrauenForum Siegen-Wittgenstein fordern daher:  ein angemessenes strafrechtliches Vorgehen gegen Femizide  eine verbesserte bundesweite Erhebung von Daten zu Gewalt an Frauen, um das Ausmaß und die Folgen von Häuslicher Gewalt deutlich zu machen,  eine gründliche Erforschung von Gewaltpotentialen in Familie und  Partnerschaft, um gezielt gegen Männergewalt vorgehen zu können,  eine angemessene und institutionalisierte Förderung der Hilfsangebote für Opfer Häuslicher Gewalt,  eine bundesweite Finanzierung von Täterarbeit  die richtige Benennung in der medialen Berichterstattung durch die Verwendung des Begriffs Femizid

One Billion Rising – die Tanzdemo in Olpe am 14.02.2020, 14:30 Uhr, Marktplatz OlpeDer Verein „Frauen helfen Frauen e.V. Olpe“ und die Tanzschule „Tanzklasse Olpe“ beteiligen sich an dieser Kampagne, die ein Ende aller Gewalt gegen Frauen sowie Gleichstellung und Gleichberechtigung fordert. Alle sind herzlich eingeladen! Zum Gucken, Staunen, Tanzen! Wer den Tanz vorher lernen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, in der Tanzklasse (Ziegeleistr. 40, 57462 Olpe) zu üben. ÜBUNGSTERMIN FÜR ONE BILLION RISING – Mittwoch, 12.02.2020 um 19:40 Uhr Auf www.tanzklasse.de können Sie sich vorab das Übungs-Tanzvideo anschauen. Weitere Infos finden Sie unter https://www.frauenhelfenfrauen-olpe.de/de/18-aktuelles/68one-billion-rising-die-tanzdemo-in-olpe-am-14-02-2020.html

Am Montag, den 24. Februar 2020, ab 19.00 Uhr, zeigen die Gleichstellungsbeauftragten Annette Kreutz, Hilchenbach, und Monika Molkentin-Syring, Kreuztal, im Viktoria Filmtheater in Dahlbruch den Film „Nur eine Frau“. Hier bekommt der Femizid ein Gesicht und eine starke Stimme, denn hier „berichtet und spricht“ die Ermordete.

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