(wS/ne) Netphen 30.10.2020 | Siegerländer Gastronomen wehren sich gegen die Schießung ihrer Lokale.
Am Freitag, dem 30. Oktober versammelten sich einige Siegerländer Gastronomen im Keiler House in Netphen, um auf ihr aussichtslose Situation aufmerksam zu machen. Bei dieser Pressekonferenz stellten die Gastronomen klar, dass die Situation mehr 5 vor 12, sondern jetzt schon 5 nach 12 ist.
Schon beim 1. Lockdown waren die Gastronomen die Ersten, die ihre Lokale schließen mussten, ohne zu wissen, wann und wie es weiter geht. Für den Übergang gab es die Sofortmaßnahme der Bundesregierung. Diese war zuerst einmal, für den Übergang eine gute Lösung, mittlerweile mussten aber einige diese Förderung sogar zurückzahlen. Oder man hält die Luft an, dass man nicht die Information bekommt, die Förderung zurückzahlen zu müssen. Mal ganz davon abgesehen, dass man die 9.000 / 15.000,-€ voll versteuern muss.
Nach wochenlanger unfreiwilliger Untätigkeit durften die Lokale und Kneipen unter sehr hohen Auflagen wieder geöffnet werden. Dies alles, war sehr kostenintensiv und daher waren schnell Summen im hohen vierstelligen Bereich nötig, um überhaupt wieder eröffnen zu können.
Bei der ersten Lösung, dass sich max. 5 Personen aus 2 Haushalten, an einem Tisch Platz nehmen konnten, war es für die Betreiber ein Zuschussgeschäft. Nach der ersten Lockerung, dass sich 10 Personen treffen durften, kam man so langsam wieder in den Bereich Kostendeckend zu arbeiten und ggf. kleine Gewinne zu erwirtschaften. In diesem Zusammenhang investierten viele in den Ausbau ihrer Biergärten, dass man alle Vorschriften einhalten konnte. Dies war natürlich wieder mit sehr hohen Kosten verbunden, die kaum zu erwirtschaften waren.
Über die Sommermonate kam dann ein Funken Hoffnung auf, dass man so zumindest Überleben konnte. Nur leider ist der Sommer bei uns im Siegerland meist im September vorbei. Daher wurden viele Inhaber erfinderisch, um die Fläche ihrer Lokale zu erweitern. Teilweise versuchte man die Erweiterungen mit dem Aufstellen von Zelten zu verwirklichen. Dieser Gedanke wurde aber Teils durch die Bauämter zerstört, denn diese wendeten das deutsche Baurecht an. Durch diese Auflagenkataloge war es teilweise nicht möglich, eine „vorübergehende“ Zeltlösung zu realisieren. Daher stand man wieder mit dem Rücken zur Wand, denn durch die ganzen Vorgaben, konnte man kaum einen „normalen“ Umsatz erzielen.
Viele Gastronomen setzten jegliche Rücklagen zur Erhaltung ihrer Betriebe ein. Auch das Personalproblem wurde immer extremer, denn viele Aushilfen wanderten in andere Branchen ab. Als dann in den letzten Tagen auch noch die „Sperrstunde“ auf 23 Uhr heruntergesetzt wurde, war es wieder kaum möglich Kostendeckend zu arbeiten.
Viele Lokalbetreiber berichten, dass sich ihre Gäste dann nach 23 Uhr privat verabredeten, um weiterzufeiern. Da fragt man sich ernsthaft, ob die Herunter Setzung der Sperrstunde sinnvoll war. Denn im privaten Bereich wird sicherlich kaum auf Mindestabstand oder eine Maskenpflicht geachtet, was in einem Lokal gewährleistet gewesen wäre.Nun wo der Lockdown „Light“ ab 2. November angekündigt ist, stehen viele Gastronomen vor dem Aus. Wie man auch aus der Gesprächsrunde erfahren konnte, glaubt keiner, dass es mit dem November getan sei. Die meisten der Anwesenden sind davon überzeugt, dass man in 2020 gar nicht mehr öffnen darf. Auch ein großes Thema war, dass seitens der Brauereien kaum Verständnis für die Unternehmer da sei. Ganz davon abgesehen, dass man ggf. Unterstützungen oder Nachlässe von den Lieferanten bekommen würde.
Da November und Dezember eigentlich die umsatzstärksten Monate sind, werden viele Lokale den Lockdown „Light“ nicht überleben können. Man rechnet mit einer Pleitewelle bis zu 70 % der Lokale und Kneipen in den nächsten Monaten.
Dadurch, dass die Gastronomen in 2020 bereits sehr viele Auflagen durchgeführt und erfüllt haben, versteht man es kaum, warum diese nun wieder als Erste schließen müssen. Denn aus der Gastronomie sind kaum Corona Ansteckungen gekommen, weil diese ab der Wiedereröffnung sehr hohe Auflagen erfüllen mussten. Will man hier eine Branche kaputt machen?
Man hofft seitens der Gastronomen, die an dem Gespräch teilgenommen haben, dass es doch noch eine verträgliche Lösung gibt, denn sonst werden viele Lokale und Kneipen ihre Türen nie wieder öffnen.
Teilnehmende Gaststätten
Keiler-House- Netphen
Goller Bräu – Siegen
Kölner Tor – Siegen
Sport- und Eventkneipe Scholl – Siegen
Gaststätte JoJos Pub – Weidenau
Gaststätte Number One – Weidenau
Gaststätte Zollhaus – Kreuztal
Gaststätte Pub – Ferndorf
Gaststätte Alter Bahnhof – Eiserfeld