(wS/Si) Siegen 04.10.2021 | „Einarmiger Klaviervirtuose“ – Stadtarchiv erwirbt Nachlass des Musikers Rudolf Horn
Das Stadtarchiv Siegen hat den Nachlass des Musikers Rudolf Horn erworben. Thomas Gegner, Künstler und Inhaber eines Antiquariats in Attersee (Österreich), stellte das Konvolut im Jahr 2020 bei einer Haushaltsauflösung sicher und erkannte den Wert der Sammlung. „Wir sind sehr froh, dass Herr Gegner sich nach seinem wunderbaren Fund an das Stadtarchiv gewandt hat, so dass der Nachlass in unserem Haus gesichert werden konnte“, erklärt Siegens Stadtarchivar Dr. Patrick Sturm.
Rudolf Horn wurde am 21. Juni 1898 in Siegen geboren. Sein Vater Carl Ludwig Horn (1852-1941) war Schreiner, Orgel- und Klavierbauer und eröffnete 1887 das über lange Jahre in Siegen bekannte Musikhaus Horn, das Rudolfs Bruder Karl (1884-1967) später weiterführte. Rudolf Horn machte hingegen als Musiker Karriere. Nachdem er im Ersten Weltkrieg den rechten Arm verloren hatte, avancierte er in der Weimarer Zeit zum „einarmigen Klaviervirtuosen“. Damit gehörte er wie Karl Wiener (1891-1942) oder Paul Wittgenstein (1887-1961) zu einer Musikergeneration von Kriegsversehrten, die trotz ihres Handicaps ihre Karriere weiterverfolgten und durch ihr Wirken ein eigenes Genre schufen.
In Siegen gründete Rudolf Horn die Orchestervereinigung Siegen e.V., mit der er von 1922 bis 1925 konzertierte. Später verließ er Siegen und studierte am Stern’chen Konservatorium in Berlin. Es folgten Auftritte in der Hauptstadt und Umgebung. Im Zweiten Weltkrieg spielte er unter anderem zur Truppenbetreuung auf. Nach Kriegsende ließ sich Rudolf Horn in Österreich nieder, wo er weiterhin als Musiker tätig war und Konzerte gab. Am 15. Mai 1969 starb er in Pucking bei Linz.
„Mit der Hinterlassenschaft von Rudolf Horn gewinnt die nichtamtliche Überlieferung im Stadtarchiv eine weitere inhaltliche Facette, wobei der musikhistorische Schwerpunkt wieder neue Zugänge zur Auseinandersetzung mit der Historie bietet“, freut sich der Stadtarchivar. Der Nachlass umfasst breit gestreute Unterlagen aus der Zeit von circa 1915 bis 1962. Darunter sind handschriftliche Aufzeichnungen Rudolf Horns, wie zum Beispiel musiktheoretische Schriften und Zeichnungen der linken Hand. Sein musikalisches Wirken wird durch Konzertplakate und Presseberichte sehr anschaulich abgebildet.
Ebenso enthält die Sammlung Fotos aus dem beruflichen wie auch privaten Umfeld des Musikers. Damit bietet der Nachlass eine ideale Grundlage zur Bearbeitung vielfältiger Fragestellung zur Person Rudolf Horns, dessen Leben und Wirken, sowie musikhistorischer Aspekte etwa in Bezug auf den Themenkomplex „Musik und Behinderung“. Nach der Erschließung stehen die Unterlagen interessierten Nutzerinnen und Nutzern zur Einsicht zur Verfügung.
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