(wS/awo) Siegen 16.11.2022 | „talk about it, make it visible, act on it“ – unter dem Motto trafen sich, gefördert vom Programm für „Rechte, Gleichstellung und Unionsbürgerschaft“ der Europäischen Kommission und organisiert durch LWL-Koordinationsstelle Sucht, erneut die Teilnehmer des Projektes „Make The Difference“ in Almere in Holland.
Das Projekt, welches das Ziel hat Kooperation zwischen den Hilfesystemen Jugendamt und Suchthilfe zu stärken, um Kinder aus suchtbelasteten Familien früher sichtbar zu machen und zu unterstützen, befindet sich nun auf der Zielgeraden.
Für die deutschen Vertreter des Projekts, den Mitarbeiter:innen des Jugendamtes Kreis Siegen-Wittgenstein und der AWO Suchthilfe Siegen war es eine besondere Freude mitzuteilen, dass die Kooperationsvereinbarung unterschrieben wurde.
Suchtbelastete Familien sind einer Bandbreite von Umständen ausgesetzt, die fast immer nachteilige Auswirkungen auf das ganze Familiensystem haben. Für diese Familien gibt es professionelle unterstützende Institutionen, die für sich alleine aber oftmals an ihre Grenzen stoßen. Betrachtet man allerdings die Kompetenzen aller Helfer:innen gemeinsam als ineinandergreifendes System, so können wirkungsvolle Möglichkeiten für eine ganzheitliche Unterstützung der Familien entstehen. Die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Jugendamt Kreis Siegen-Wittgenstein und der Suchthilfe AWO Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe gibt nun den Startschuss dafür dieses Potenzial ausschöpfen zu können. Hierfür bedarf es einer Vernetzung und Kooperation aller Beteiligten.
In der Kooperationsvereinbarung wurde festgehalten, dass zukünftig ein regelmäßiger Fachaustausch zwischen den Suchtberater:innen der AWO Suchtberatungsstelle und den Mitarbeitenden der Regionalgruppen des Jugendamts Kreis Siegen-Wittgenstein stattfinden wird. Die Mitarbeiter, die also im direkten Kontakt zum Klientel stehen, haben so die Möglichkeit sich beispielsweise durch anonyme Fallbesprechungen gegenseitig zu beraten und stetig einen anderen professionellen Blickwinkel in die Arbeit mit einzubeziehen. Mit dem Ziel belastete Familien frühzeitig und umfassend zu unterstützen. Darüber hinaus wurde in der Vereinbarung auch ein jährliches Lenkungsgruppentreffen auf Leitungsebene festgehalten, um Bedarfe, die von direkt mit den Klienten arbeitenden Mitarbeitenden rückgemeldet wurden, zu besprechen und die Kooperation weiterzuentwickeln.
Es ist herauszustellen, dass der Fokus der Unterstützung in dieser Kooperation nicht alleine auf dem elterlichen Suchtproblem liegen muss, sondern auf der Förderung von stabilisierenden Faktoren im Leben der Kinder und der Eltern. Auch Eltern mit Suchtbelastung können gute Eltern sein.
Es gilt nun über den professionellen Tellerrand zu schauen. Der Blick darf nicht ausschließlich auf den abhängigen Elternteil oder auf das belastete und auffällig gewordene Kind gerichtet werden.
Die AWO Siegen Suchtberatungsstelle sieht die Kinder der Klienten nur in den seltensten Fällen. Dennoch wurden Arbeitsprozesse so angepasst, dass das Thema Elternschaft ausreichend Raum in der Suchtberatung findet, um belasteten Eltern und ihren Kindern frühzeitig Unterstützung anbieten zu können.
Für beide Professionen bildet ein systemischer Blick auf die Familie und den sozialen Kontext die wichtige Basis für eine wirkungsvolle und nachhaltige Hilfe.