(wS/hgm) Netphen – Dreis-Tiefenbach 22.08.2023 | Das „Dreisber“ Brückenfest am vergangenen Wochenende in der „Siegaue“ (wie das Wiesengelände im östlichen Teil zwischen Sieg- und Austraße bezeichnet wird), war eine runde Sache und in jeder Hinsicht gelungene Veranstaltung. Wie von den Organisatoren zu erfahren war, wurde das Brückenfest an den beiden Tagen, Samstag und Sonntag, von rund 700 Menschen besucht.
Dazu wurde einiges geboten:
Zur Unterhaltung auf dem Brückenfest musizierten zur Festeröffnung am Samstag gegen 14 Uhr die „Rothaarsteig-Alphornsolisten“ auf ihren speziell gewundenen Alphörnern, die teilweise durchaus einem Saxophon ähneln. Es ist erstaunlich, welch flotte Melodien aus diesen Instrumenten herauszuholen sind.
Aufgrund der Ferienzeit war die Formation lediglich mit fünf Personen, einer Frau und vier Männern, besetzt. Grußworte sprachen Andreas Völkel vom Heimatverein Dreis- Tiefenbach sowie Paul Wagener, Bürgermeister der Stadt Netphen. Oliver Galster, Ortsbürgermeister von Dreis-Tiefenbach, war offenbar verhindert.
Beide Redner betonten, dass die im Juli 2023 eingeweihte Brücke symbolisch auch für den Brückenschlag „von Mensch zu Mensch“ stehe. Dies betreffe private und persönliche Verhältnisse ebenso wie die Politik. Nachdem die alte, sehr schmale und auch durch ihre Zustiegstreppen nicht barrierefreie Brücke baufällig geworden war, musste sie vor über fünf Jahren demontiert werden, so dass über eine lange Zeit keine kurze Verbindung von der Austraße und Zinsenbach her in das beliebte Naherholungsgebiet mehr bestand.
Allerdings wurde insbesondere von gewissen Parteimitgliedern zunächst keine Notwendigkeit für eine neue Brücke gesehen. Der kleine Umweg über die offizielle Brücke von der Austraße zur Straße Jung-Stilling-Platz und hinter dieser nach rechts zurück zum Rad- und Fußweg, der durch die Siegaue hinter dem Telekomgebäude zur Industriestraße führe, sei ja nun kein Problem, was jedoch zunächst einiges Gezänk auslöste. Hintergrund waren die hohen Kosten für eine neue Brücke in Höhe von 250.000 Euro, die von der Stadt Netphen nicht zu stemmen gewesen wären. Und so wurde die alte Brücke erst einmal verrammelt und verriegelt, ehe sie ganz abgerissen wurde.
Doch mit viel Glück fand die Stadt in Bad Hersfeld eine ehemalige Behelfsbrücke der Eisenbahn. Vom dort wurde diese Brücke nach Freudenberg in die dort ansässige Schlosserei Schneider gebracht.
Dort wurde sie gründlich renoviert und sah danach aus wie neu. Sogar das Wappen der Stadt Netphen wurde aus einer Stahlplatte gebrannt und außen am neuen Geländer angebracht. „Das Wappen gehört aber nach innen!“, meinte eine Frau. „Vielleicht lässt sich das Wappen ja doppelseitig anbringen, also auch innen“, meinte wieder ein anderer Besucher. Wie dem auch sei: Insgesamt kam die Stadt mit 85 000 Euro aus, und es blieben sogar noch einige anders zu verwertende Teile übrig. Wie zu erfahren war, hatte insbesondere die UWG gründlich die Hände gerührt.
Eine gesetzliche Anmerkung dazu:
Die neue Brücke ist mit Zeichen VZ 239 „Fußgänger“ versehen. D. h. Radfahrer müssten rein theoretisch ihr Fahrrad über die Brücke schieben – auch wenn die Brücke von beiden Seiten her barrierefrei ohne Treppen zu befahren ist und man mit dem Fahrrad gut darüberfahren kann. Doch käme es zu einer Kollision mit einem Fußgänger, kann der Radfahrer voll in die Haft genommen werden. Also vernünftig fahren, Fußgänger haben Vorrang!
Wie dem auch sei:
Es wurde rundherum wirklich viel geboten. Neben den obligatorischen Getränke- und Imbiss-Ständen gab es einen Wald-Infostand, einen Eine Welt-Laden, AWO Aktionen, eine Hüpfburg für Kinder sowie eine Feuer-Jurte.
Nach dem ersten Auftritt der Rothaarsteig-Alphornsolisten verblüffte der Zauberer Pikkus mit seinen Tricks, ehe die Band „White Hawk“ in den frühen Abendstunden mit eher rockigen Klängen losfetzte.
Der Sonntag begann gegen 11 Uhr mit einem eindrucksvollen ökumenischen Open Air-Gottesdienst. Gerlinde Schäfer von der Ev. Kirchengemeinde verglich die Brücke symbolisch mit derjenigen, die zu Gott führt – nämlich seinem Sohn Jesus Christus. Ihr Ehegatte Reinhard Schäfer berichtete von der wundersamen Speisung der Fünftausend, bei der von fünf Broten und zwei Fischen alle satt wurden und sogar noch 12 Körbe Reste eingesammelt wurden. – Ein gutes Beispiel, mit den Mitmenschen stets einander zu teilen.
Im Anschluss an den Gottesdienst spielte der Posaunenchor, danach konnte bei der deftigen Erbsensuppe ordentlich zugelangt werden. Am Sonntagnachmittag gab es flotte Marsch- und Polka- Melodien von den beiden Dreis-Tiefenbacher Spielmannszügen 1950 und St. Josef, die sich zusammengetan hatten, weil es vor allem zu Corona Zeiten auf beiden Seiten zu erheblichem Mitgliederschwund gekommen war. Noch vor zwei Jahrzehnten wäre ein solches Miteinander gar nicht denkbar gewesen, so unterschiedlich war die ethische Ausrichtung. Und das Zusammenspiel klappte vorzüglich!
Vor allem gab es auch viel Zeit für gute Gespräche, und hier und da traf man alte Bekannte wieder, die man längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Fazit: Ein in jeder Hinsicht gelungenes Fest, das Dreis-Tiefenbach ein ganzes Stück aufgewertet hat!
Fotos & Bericht Hans-Gerhard Maiwald