(wS/BLB) Bad Berleburg 11.09.2023| Stylisch, immer die neusten Trends und dabei noch unschlagbar günstig: Große Fast-Fashion-Ketten punkten damit, dass sich jeder die aktuellsten Kollektionen für einen unschlagbaren Preis nach Hause holen kann.
Teilweise bringen die Modekonzerne so bis zu 24 Kollektionen pro Jahr raus. Getoppt werden diese nur noch durch Ultra-Fast-Fashion Brands, die in einer Woche bis zu 4500 neue Teile auf den Markt schwemmen. „Wir wollen einen bewussten Trend dagegensetzen – und zeigen, wie es nachhaltig und günstig funktioniert“, erklärte Jessica Durstewitz. Die Klimaschutzbeauftragte der Stadt Bad Berleburg plant daher gemeinsam mit der Projektkoordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik, Rebecca Dienst, und der Leiterin des Interkulturellen Mehrgenerationentreffpunkts, Amelie George, einen Kleiderflohmarkt. „Wir wollen der zweiten Liebe die erste Wahl geben – man kann Second Hand kaufen und trotzdem stylisch unterwegs sein“, wusste Jessica Durstewitz. Daher findet im Rahmen der „Fairen Woche“ ein Kleiderflohmarkt am Freitag, 29. September, von 16 bis 19 Uhr im Interkulturellen Mehrgenerationentreffpunkt in Bad Berleburg statt.
„Die nachhaltigste Kleidung ist natürlich immer noch die, die gar nicht erst produziert wird“, betonte Rebecca Dienst. Komplett verzichten muss man deswegen natürlich nicht. Eine tolle und vor allem kostengünstige Alternative dafür bietet Second-Hand-Kleidung. Mittlerweile gibt es hierfür eine große Anzahl an Anbieterinnen und Anbietern. Noch nachhaltiger geht es ganz einfach vor Ort – mit dem Kleiderflohmarkt. In gemütlicher Atmosphäre steht ein vielfältiges Angebot zur Verfügung – und Umkleiden, um die Artikel vor dem Kauf anzuprobieren. „Auf zwei Etagen und mit rund 20 Ständen wird mit Sicherheit jeder fündig und tut so nebenbei unserer Umwelt etwas Gutes“, freute sich Amelie George. Für den Kleiderflohmarkt gibt es gute Gründe. Fast- und Ultra-Fast-Fashion sorgt für viele Ungerechtigkeiten – und Nachteile für Klima und damit alle Menschen.
Für viele Kleidungsstücke werden zwar natürliche Rohstoffe, insbesondere Baumwollen genutzt. Problematisch ist jedoch der enorm hohe Wasserverbrauch und Pestizid-Einsatz beim Anbau der Baumwollpflanze. „Trauriges Beispiel hierfür ist der Aralsee in Kasachstan und Usbekistan, der für die Baumwollproduktion nahezu ausgetrocknet wurde. Bei der Verarbeitung der Fasern kommen häufig Farbstoffe und Chemikalien zum Einsatz, die im Verdacht stehen krebserregend und erbgutschädigend zu sein. Zudem gelangen die Chemikalien in der Regel ungefiltert in die Natur, indem sie in nahegelegene Gewässer abgelassen werden“, wusste Jessica Durstewitz. Die Flüsse in der Nähe der großen Textilfabriken tragen so häufig die Trendfarbe der nächsten Saison. Hinzu kommen sehr lange Transportwege, da verschiedene Arbeitsschritte in unterschiedlichen Ländern um die ganze Welt stattfinden. Eine konventionelle Jeans umrundet mit 56.000 Kilometer etwa eineinhalb Mal den Globus und verbraucht dabei 7000 Liter Wasser und 23,5 Kilogramm CO2, bevor sie in Deutschland über die Ladentheke geht. Nicht zuletzt tragen auch die fertigen Kleidungsstücke zur Umweltverschmutzung bei. Fast-Fashion-Produkte werden – neben Baumwolle – sehr häufig aus synthetischen Fasern wie Polyester hergestellt. Bei jedem Waschgang lösen sich Mikroplastikteile ab, die am Ende im Meer und unter anderem über Fische auch in unseren Mägen landen. „So nehmen wir pro Woche Mikroplastik in einer Menge auf, die einer Kreditkarte entspricht“, erklärte Jessica Durstewitz.
Doch alle Menschen können etwas tun, um der enormen Umweltbelastung durch die Modeindustrie und der Ausbeutung der Näherinnen und Näher entgegen zu wirken – denn die Arbeitsbedingungen in den Fabriken sind oft miserabel. So kann beim Kauf von Textilien darauf geachtet werden, dass diese aus fairer Produktion stammen. „Aufschluss darüber geben zum Beispiel das Siegel ,Grüner Knopf‘ oder ,Fairtrade‘. Zudem bietet die Fair-Wear-Foundation anspruchsvolle Standards vor allem im sozialen Bereich und gilt als Best-Practice-Beispiel in der fairen Textilindustrie“, berichtete Rebecca Dienst.
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