Nach Schlaganfall bald wieder auf den Beinen

(wS/dia) Siegen 23.01.2024 |

Fall im Siegener Diakonie Klinikum zeigt, wie wichtig schnelle Hilfe in einer Stroke Unit ist
Siegen. Samstagnachmittag. Gleich läuft Fußball. Köln gegen Dortmund. Friedel Kemper hat es sich
im Fernsehsessel gemütlich gemacht, freut sich aufs Spiel. „Doch auf einmal war‘s vorbei mit mir,
alles war weg“, erzählt der 79-Jährige. Friedel Kemper hat Glück. Ehefrau und Schwiegersohn sind in
jenem Moment in der Nähe, erkennen gleich den Ernst der Lage: der schief hängende Mundwinkel,
die plötzliche Sprachstörung, der linksseitig gelähmte Arm – ein Schlaganfall! Jetzt zählt jede Minute.
Auch der Rettungsdienst zögert nicht, fordert den Rettungshubschrauber an, der Friedel Kemper
ohne Umschweife vom sauerländischen Sundern ins Luftlinie gut 50 Kilometer entfernte Diakonie
Klinikum Jung-Stilling nach Siegen fliegt.
Nur wenig später trifft der Helikopter mit dem Patienten am „Stilling“ ein. In der Stroke Unit des
Diakonie Klinikums greift ein Rädchen ins andere, um die richtige Diagnose zu stellen. Mithilfe
standardisierter Tests wird der Schweregrad der neurologischen Störung erfasst, anschließend zur
weiteren Abklärung eine Computertomografie (CT) veranlasst. „Dabei konnten wir sehen, dass keine
Hirnblutung vorliegt, was schon mal ein gutes Zeichen ist“, berichtet Thomas Stein, leitender
Oberarzt der Neurologie am „Stilling“. Dennoch bestätigt sich der Schlaganfall-Verdacht: Friedel
Kemper hat einen Infarkt der rechten Hirnhälfte erlitten – verursacht durch ein Blutgerinnsel, das
eine Hirnarterie verstopft.
Ein Team um den Chefarzt der Neuroradiologie, Dr. Gregor Richter, leitet umgehend Maßnahmen
ein, um den Blutzufluss zum Gehirn schnellstmöglich wiederherzustellen. Mittel der Wahl ist die
sogenannte Thrombektomie, ein erst seit etwa zehn Jahren etabliertes Verfahren, bei dem das
Blutgerinnsel durch einen vergleichsweise kleinen Katheter-Eingriff durch die Leiste entfernt und die
verschlossene Gehirnarterie wieder geöffnet wird. Zum Einsatz kommen dabei spezielle, flexible
Drahtröhrchen, die sogenannten Stent-Retriever. Mit diesen kann über den Katheter der Thrombus
aus dem Hirngefäß beseitigt und damit die Durchblutung schnell wiederhergestellt werden. „In der
Regel dauert ein solcher Eingriff etwa eine halbe bis eine ganze Stunde“, erläutert Dr. Richter.
Bei Friedel Kemper ist der Eingriff mustergültig ohne Komplikationen verlaufen. Nur zwei Tage nach
seinem Schlaganfall sitzt der 79-Jährige schon wieder halbwegs munter auf seinem Krankenbett. Er
kann wieder lachen, sprechen und auch den linken Arm wieder uneingeschränkt bewegen. Dr.
Richter zeigt sich zufrieden: „Der Patient hat sich schon sehr gut erholt und wird mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit keine bleibenden Schäden davontragen.“
Hieran lässt sich gut erkennen, wie wichtig es ist, bei einem Schlaganfall sehr schnell zu handeln,
damit gezielt die bestmögliche Therapie eingeleitet werden kann. Am Diakonie Klinikum in Siegen

werden durch die enge, fachübergreifende Zusammenarbeit von Neurologen (Chefarzt Prof. Dr.
Christian Tanislav), Neuroradiologen (Chefarzt Dr. Gregor Richter) und Neurochirurgen (Chefarzt
Prof. Dr. Veit Braun) sämtliche Stufen der Schlaganfall-Versorgung rund um die Uhr abgedeckt. Mit
der Stroke Unit und der Intensivstation sind zudem die Voraussetzungen für eine anschließende
optimale Intensivversorgung und Nachbehandlung durch ein spezialisiertes Team aus Ärzten,
Pflegekräften, Therapeuten und Sozialdienst gegeben.

Hintergrund:
In Deutschland erleidet alle zwei Minuten ein Mensch einen Schlaganfall. Der Schlaganfall ist nicht
ohne Grund gefürchtet: Er gilt hierzulande nach Herzinfarkt und Krebs als dritthäufigste
Todesursache, weltweit sogar als die zweithäufigste. Allerdings haben sich die
Behandlungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren dank modernster Diagnostik und Therapien
entscheidend verbessert. Im Diakonie Klinikum in Siegen arbeitet ein interdisziplinäres Team aus
Neurologen, Neuroradiologen, Neurochirurgen und gegebenenfalls weiteren Fachabteilungen Hand
in Hand, um eine optimale Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Nur zwei Tage nach einem Schlaganfall ist Friedel Kemper schon wieder guter Dinge. In der Stroke Unit am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen kümmert sich unter Leitung der Chefärzte Prof. Dr. Christian Tanislav (2. von links) und Dr. Gregor Richter (4. von rechts) ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten um den Patienten.

Foto: Diakonie in Südwestfalen

 
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