Phantastisches Chor- und Orchesterkonzert begeistert in Netphen-Salchendorf

(wS/hgm) Netphen 10.04.2024 | War das ein musikalischer Start in den Frühling! Das Frühjahrskonzert am vergangenen Samstagabend in Salchendorf, veranstaltet vom Gemischten Chor „Treue“ Salchendorf sowie dem Akkordeon-Orchester Siegerland, in der örtlichen St. Nikolaus-Kirche, werden die Zuhörer wohl nicht so schnell vergessen. Zeitweise erhielten die Akteure regelrechte „Standing Ovations“ – damit ist stürmischer Beifall gemeint, den das Publikum quasi im Stehen gibt.
Zunächst verfügt der Gemischte Chor über eine neue, außergewöhnliche Dirigentin und Chorleiterin: Nämlich die Sopranistin und Solistin Anush Mkrtchyan aus Armenien, unter der dieser Chor eine enorme Aufwertung erhalten hat. Dirigent und musikalischer Leiter des Akkordeon-Orchesters (AOS) ist Philippe Mascot, zweifacher Europameister auf dem chromatischen Knopfgriff-Akkordeon; nicht zu verwechseln mit der (diatonischen) steirischen Harmonika). Doch es waren noch weitere Mitwirkende mit von der Partie: Dominik Engel (Geige), Peter Hinz (Klavier), Markus Köppen (Orgel) und nicht zuletzt Kerstin Hoffert (Akkordeon) vom AOS, die ein außergewöhnliches Talent auf diesem Instrument darstellt und mit ihrem Können auch überregional unterwegs ist.
Und wie gut die beiden Klangkörper miteinander harmonierten, nämlich mittels Stimmbandes (Chor) und Stimmzunge (Akkordeon) wurde gleich beim ersten gemeinsamen Vortrag „I will follow him“ einem bekannten Spiritual, der zur Christus-Nachfolge aufruft. Bedenkt man, wie sehr die kulturtreibenden Vereine unter der Corona-Pandemie gelitten haben, gleicht das einer Auferstehung wie Phönix aus der Asche. Und dies vielen Unkenrufen zum Trotz – auch die Johannländer sind nicht kleinzukriegen!
Die anschließende Begrüßung erfolgte durch Carola Klein als Chorsprecherin, die auch die Moderation vornahm, kurzweilig durch das Programm führte und mit einem „farbenfrohen, bunten Melodienstrauß“ keineswegs zu viel versprochen hatte.
Im Genre des Gospels blieb zunächst der Chor mit „You raise me up“, begleitet von Peter Hinz (Klavier und Dominik Engel (Geige). Hier harmonierte der Chor vorzüglich mit der Instrumental-Begleitung, die Einsätze waren präzise und sauber. Dies traf gleich danach auch auf den Satz „Ave Verum“ (Gruß dir, Leib des Herrn) zu, den Wolfgang Amadeus Mozart ein halbes Jahr vor seinem Tode komponierte – begleitet von Markus Köppen auf der Orgel und wieder von Dominik Engel mit der Geige.

Nun konnte das AOS demonstrieren, was es drin und draufhat:
Das „Klezner Festival“ ist eine Tradition weltlicher, nichtliturgischer, jüdischer Musik; „Crossline“ (im Fadenkreuz) hingegen eine Modern Rock Ouvertüre. Beide Werke wurden rhythmisch präzise und gut akzentuiert vorgetragen, und auch die Balgführung stimmte. Und auf die kommt es bei Akkordeonspiel sehr drauf an!

Ist eigentlich immer alles perfekt? Hundertprozentig gibt es das nirgendwo. Es kommt immer auf das Klangbild und die Klangfarbe an. Stimmen diese Fakten, kann ein Stück auch einmal Fehler enthalten oder Noten ausgelassen werden. Doch dazu muss man die Notenvorlage kennen und ein geschultes Gehör besitzen. Und man kann offen sagen, dass man bei dem, was Chor und Orchester zu bieten hatten, kaum etwas gefunden hätte. Man hätte mit einer Lampe in die einzelnen Stimmen hineinleuchten können!

Weiter ging es beim Chor mit „Nella Fantasia“, diesmal mit einem Sopran-Solo von Anna Neuser und begleitet von Peter Hinz und Dominik Engel. Dass Anus Mkrtchyan ihren Sänger/innen keine Note schenkt, wurde hier mehr als deutlich. Die Komposition „One way wind“ wurde anschließend vom Chor a capella vorgetragen, d. h. ohne jede Instrumentalbegleitung. Bei so etwas kommt es voll auf jede Stimme an! Das Akkordeon-Orchester übrigens begeisterte mit dem Werk „Irish Castle“ – nach dem berühmten Schloss in Dublin. Es erhielt mehr als einmal Bravo-Rufe aus dem Publikum: „Das Orchester spielt super!“ Nun aber schlug die große Stunde für die Sopranistin Anush Mkrtchyan, die zunächst mit zwei – wieder begleitet von Klavier und Geige – Werken aufwartete: „O mio Babbino caro“ aus der Oper „Gianni Schicchi“ und Franz Schuberts „Ave-Maria“. Ihre tremolierende hohe Stimme weit über das dreigestrichene C hinaus hätte Fensterscheiben zerspringen lassen können.
Frauen verfügen über kürzere Stimmbänder als Männer, entsprechend hoch sind die Frequenzen – Gänsehaut-Feeling und Lady-Power pur!

Doch die anmutige Sopranistin, die auch einen gewissen Charme in ihrer geschulten Stimme hat, wartete noch mit einem dritten Vortrag auf: Dem „Libertango“ wobei sie neben Peter Hinz am Klavier auch von der Akkordeon-Solistin Kerstin Hoffert vom AOS begleitet wurde. Ein dreifacher (Gesang, Klavier, Akkordeon) Kracher von Format, eine lateinamerikanische Musik in A-Moll, ein typisches Akkordeonstück, das einfach nur begeisterte. Kerstin Hoffert spielt darüber hinaus auch im Bundes- und Landesakkordeon –Orchester.
Den letzten Vortrag „Bella Ciao“ gab es wieder vom Gemischten Chor und dem Akkordeon-Orchester gemeinsam – jenes Lied der italienischen Partisanen aus dem Zweiten Weltkrieg, das überall auf der Welt gesungen und gespielt wird. Wann hat es in der letzten Zeit solch ein Zusammenspiel von einem Akkordeon-Orchester und Chor gegeben, noch dazu mit hochkarätigen Solisten? Das Publikum war rein aus dem Häuschen, und erst nach mehreren Zugaben verließ es die Kirche – hin zum erwachenden Frühling …

 






Bericht, Videos & Fotos : Hans-Gerhard Maiwald

 

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