(wS/bu) Burbach 06.05.2024 | Unter einem Feuerwehrfahrzeug stellt man sich gemeinhin einen roten Wagen in Lkw-Größe vor;
allenfalls die Mannschaftstransportfahrzeuge (MTF), meistens 9-Sitzer, kommen einem noch in den Sinn. Das
neueste Mittglied im Fuhrpark der Würgendorfer Einheit der Freiwilligen Feuerwehr Burbach gehört
hingegen nicht zur XL-Kollektion. Im Gegenteil: Das geländegängige Utility Task Vehicle (UTV) kommt im XS-
Format daher. Die Freude bei den Kameradinnen und Kameraden war aber (fast) so groß wie bei einer neuen
Drehleiter, als Thomas Heuschkel, Vorsitzender des Fördervereins der Würgendorfer Feuerwehr, den
Schlüssel jetzt zunächst an Bürgermeister Christoph Ewers als Vertreter des Trägers der Feuerwehr übergab,
der diesen prompt Thorsten Schneider, kommissarischer Leiter der Burbacher Feuerwehr, überließ, der ihn
wiederum an Einheitsführer Benjamin Scholl weitergab. Den formalen Wegen der Zuständigkeit war somit in
wenigen Minuten Genüge getan.
Kreisweit ist das UTV – Funkrufname „Florian Burbach 9 Quad-01“ – das einzige seiner Art. Erste
Überlegungen innerhalb der Würgendorfer Wehr, ein solches Spezialfahrzeug zu beschaffen, kamen aus
einer Bierlaune heraus bereits 2018 auf. Zunächst wurde an ein ATV-Quad gedacht, doch dies erfüllte nicht
all die Anforderungen, die den Kameradinnen und Kameraden vorschwebten. Die Idee wurde zurückgestellt.
Bis zur Ahrtal-Katastrophe. Dort, so die Erfahrungen, hätten kleine, wendige Fahrzeuge den Kräften wertvolle
Dienste leisten können. Und so reifte erneut der Plan, ein Fahrzeug zur Aufklärung, Ersthilfe und Bergung vor
allem für die schwerer zugänglichen heimischen Waldgebiete anzuschaffen. 2023 wurden schließlich Nägel
mit Köpfen gemacht. In der Firma Buchen aus Olpe, Vertragshändler des Herstellers Can-Am, fanden die
Floriansjünger einen regionalen Partner, der das UTV nach den Vorgaben und Wünschen der Würgendorfer
modifizierte und ausstattete. So entstand ein echtes Unikat, das fortan im Gemeindegebiet im Einsatz sein
wird. „Die Firma Buchen war bei diesem Projekt mit ebenso viel Herzblut dabei wie wir selbst“, erklärte Oliver
Petri, der maßgeblich das Ausstattungskonzept für die Wehr ausgearbeitet hatte.
Rund 50.000 Euro hat das kleine Schmuckstück gekostet. Weil das Fahrzeug nicht im aktuellen
Brandschutzbedarfsplan steht und die Gemeinde aufgrund massiver Gewerbesteuerrückzahlungen im Jahr
2023 und einem hohen Defizit im laufenden Haushaltsjahr 2024 kein zusätzliches Budget bereitstellen kann,
war die Anschaffung über die Kommune diesmal nicht möglich. Also ging es ans „Klinkenputzen“, wie Thomas
Heuschkel zurückblickte. „Erst war uns ein wenig Bange“, gestand der Fördervereinsvorsitzende. Mit der
Zusage der Stiftung der Sparkasse Burbach-Neunkirchen, 35 Prozent der Kosten zu übernehmen, stieg indes
der Optimismus, über Spenden auch die Restsumme aufzutreiben. Nach und nach habe man die
Gesamtsumme „anhäufeln“ können, beschrieb Thomas Heuschkel den Prozess. Insbesondere die lokalen
Firmen Vetter (Gabelzinken), Dynamit Nobel Defence (Rüstungsindustrie) und IPG (Lasertechnik) erwiesen
sich als großzügige Spender. Auch die Waldgenossenschaft und die Jagdgenossenschaft Würgendorf
unterstützten „ihre“ Feuerwehr. Dazu kamen Spenden weiterer örtlicher und Siegener Unternehmen, und
schließlich konnte auch Bürgermeister Christoph Ewers noch etwas aus seinen Verfügungsmitteln
„lockermachen“.
Es sei bereits außergewöhnlich, dass eine Ortseinheit der Feuerwehr auch noch einen eigenen Förderverein
habe, konstatierte der Bürgermeister. Dass dieser eine solche Summe an Spenden generieren und eine
derartige Anschaffung stemmen könne, sei umso beeindruckender. „Wir haben uns in der Verwaltung
gefragt, wofür UTV steht. Jetzt, wo ich das Fahrzeug sehe, ist es klar: Es ist die Abkürzung für ,Unser Traum-
Vehikel‘“, schmunzelte Christoph Ewers im Rahmen der offiziellen Übergabe. Und etwas ernster ergänzte er:
„Das ist kein Männerspielzeug! Dieses Fahrzeug kann für wertvolle Hilfe sorgen.“ Das konnte Thorsten
Schneider nur bestätigen: „Im Vorjahr gab es mindestens zwei Einsätze, bei denen wir das UTV gut hätten
gebrauchen können: Einmal zur Bergung eines verletzten Mountainbikefahrers in unwegsamem Gelände und
ein anderes Mal als Aufklärungsfahrzeug beim Waldbrand in Würgendorf.“
„Wenn man sieht, was mittlerweile im Wald alles los ist, kann man erahnen, wie wichtig solche Fahrzeuge in
den nächsten Jahren werden“, nannte Einheitsführer Benjamin Scholl den erwarteten Einsatzschwerpunkt
für das Fahrzeug. Spaziergänger, Wandernde, Joggerinnen und Jogger, Reiterinnen und Reiter,
Fahrradfahrende und E-Biker bevölkerten vermehrt die land- und forstwirtschaftlichen Wege. Oft passierten
Unfälle und Verletzungen an für Großfahrzeuge nur schwer erreichbaren Stellen. Und beim Thema
Aufklärung ergäben sich in Kombination mit Drohnen ganz neue Möglichkeiten. Alles in allem sei das UTV
„eine positive Ergänzung des Fuhrparks“.
Infokasten:
Das ist „Florian Burbach 9 Quad-01“
Der Can-Am Traxter HD9 ist allradbetrieben und bietet einem Fahrer und zwei weiteren Personen Platz. Auf
der Straße erreicht es eine Spitzengeschwindigkeit von gut 100 km/h. Es soll vor allem bei der Personensuche
im Wald, bei der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung, bei der Personenrettung aus unwegsamem
Gelände und für Erkundungsfahrten eingesetzt werden. Die individuelle Zusatzausstattung umfasst eine
Seilwinde, LED-Zusatzstrahler, einen Blaulichtbalken mit Umfeldbeleuchtung und Heckwarnanlage, einen
Unterbodenfahrschutz, Stoßfänger rundum, eine Heizung, eine Anhängerkupplung und eine
Befestigungsmöglichkeit für eine Schleifkorbtrage. Darüber hinaus wurde ein mobiles Löschmodul (Tank- und
Saugbetrieb) installiert mit einem Tankinhalt von 320 Litern und einem maximalen Druck von 40 bar. Der
Inhalt reicht für rund 10 Minuten Erstbrandbekämpfung. Dazu gibt es eine Fülleinrichtung für
Löschrucksäcke. Zunächst ist eine Fahreinweisung für einen kleineren Personenkreis vorgesehen. Das
Fahrzeug kann über die Kreisleitstelle Siegen-Wittgenstein angefordert werden und wird durch die
Feuerwehr Burbach, Einheit Würgendorf, besetzt.