(wS/dia) Siegen 29.10.2024 | Wie sein Name schon verrät, trifft er den Menschen schlagartig. Der Schlaganfall ist ein akut auftretender Ausfall von Gehirnfunktionen. Er ist ein absoluter Notfall und bedarf einer schnellen Behandlung in einer geeigneten Klinik. Neurologe und Chefarzt Prof. Dr. Christian Tanislav hat mit seinem Team bereits zahlreiche Schlaganfall-Patienten behandelt. Beim Siegener Forum Gesundheit in der Cafeteria des Diakonie Klinikums Jung-Stilling in Siegen sprach der Mediziner über die Ursachen und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Die Veranstaltung wurde von der Selbsthilfekontaktstelle der Diakonie in Südwestfalen organsiert.
In etwa 90 Prozent der Fälle tritt der Schlaganfall infolge eines Gefäßverschlusses durch ein Blutgerinnsel im Gehirn auf. Dann sprechen Mediziner von einem sogenannten Hirninfarkt. Eine weitere Ursache, die etwas seltener vorkommt, ist eine Gehirnblutung. Beide Szenarien machen sich durch plötzlich auftretende neurologische Symptome bemerkbar. „Pro Minute sterben etwa zwei Millionen Neuronen“, so der Experte. „Wenn Gehirnzellen zu wenig oder gar keinen Sauerstoff und Nährstoffe erhalten, sterben sie ab. Wichtige Hirnfunktionen sind dann im schlimmsten Fall dauerhaft beschädigt.
Die Symptome kommen typischerweise plötzlich. Besonders häufig zeigt sich der Schlaganfall mit Lähmungen auf einer Körperhälfte, insbesondere im Arm oder im Gesicht, zum Beispiel durch einen hängenden Mundwinkel oder auch Sprachstörungen. Möglich, aber weniger typisch sind auch Verwirrtheit, Vergesslichkeit oder Schwindel. „Der Arm ist bei fast 60 Prozent der Patienten betroffen und ein typisches Signal“, sagte der Chefarzt. Ein zusätzliches Hilfsmittel, um Schlaganfall-Patienten durch Nichtmediziner zu identifizieren, ist das sogenannte FAST-Schema – Face, Arm, Speech, Time, also Gesicht, Arm, Sprache, Zeit.
Es wurde in Australien entwickelt und soll das Erkennen eines Schlaganfalls erleichtern. „Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall. Etwaige Symptome sollten ernst genommen und bei Verdacht die 112 gewählt werden“, so Tanislav.
Der Schlaganfall zählt neben Herzinfarkt und Krebs zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland und ist einer der bedeutendsten Ursachen für Behinderungen im Erwachsenenalter. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, aber auch junge Erwachsene und Kinder können einen Schlaganfall erleiden. Rauchen ist ein erheblicher Risikofaktor. Andere Faktoren, die sich auch auf immer jüngere Altersgruppen verlagern, sind Übergewicht, erhöhte Blutfett-Werte, Bluthochdruck, Diabetes und Bewegungsmangel.
Bei der Akutversorgung in der Klinik stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Alle haben das Ziel, die Durchblutungsstörung im Gehirn rückgängig zu machen. Etabliert ist die systemische Lysetherapie. Dabei erhält der Patient über eine Infusion ein Medikament, welches das Blutgerinnsel auflösen soll. „Diese Therapieform muss in den ersten Stunden nach Auftreten der ersten Symptome verabreicht werden“, erklärte der Professor. „Je früher wir die Lysetherapie anwenden können, desto höher sind die Erfolgschancen. Daher muss bei Verdacht immer der
Rettungsdienst alarmiert werden und der Patient muss schnellstmöglich versorgt werden. Auch in der Akutversorgung in der Klinik müssen die Abläufe sehr präzise organisiert sein, alle Beteiligten und
jeder Schritt von der Übernahme des Patienten vom Rettungswagen oder Hubschrauber bis zur Durchführung der Therapie muss genau festgelegt sein, um keine Zeitverzögerungen zu verursachen.
Neben der sogenannten systemischen Lysetherapie gibt es auch noch die Möglichkeit, das Gerinnsel mit einem Katheter lokal zu entfernen. Das Verfahren ist seit etwa zehn Jahren etabliert. Dabei schieben geschulte Neuroradiologen unter Röntgenkontrolle einen dünnen Katheter über die Leiste in eine Arterie bis zum Gerinnsel im Gehirn. Mit feinen Drahtgeflechten können die Ärzte das Gerinnsel dann entfernen. „Die heutigen technischen Möglichkeiten erlauben es, Gerinnsel auch in sehr feinen Gefäßen zu entfernen“, so Tanislav.
Für die Prognose eines Patienten ist es entscheidend, dass er nach Möglichkeit schnellstmöglich auf eine Stroke Unit kommt. Dabei handelt es sich um eine spezialisierte Schlaganfall-Station, in der sich ein Team aus verschiedenen Fachexperten um Patienten kümmern und alle notwendigen Untersuchungen und Therapiemaßnahmen einleiten – von der Akut-Therapie über frühe Rehabilitation bis hin zu sozialdienstlichen Leistungen. Tanislav: „Die enge und fächerübergreifende Zusammenarbeit von Neurologen, Neuroradiologen, Neurochirurgen, Kardiologen und Gefäßchirurgen ist sehr wichtig für eine umfassende Schlaganfallversorgung auf hohem Niveau. Im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen sind alle Voraussetzungen für die Versorgung von Schlaganfallpatienten rund um die Uhr gegeben.“ Mit der Stroke Unit und der Intensivstation sind zudem die Voraussetzungen für eine anschließende optimale Intensivversorgung und Nachbehandlung durch ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Sozialdienst gegeben.
Über Symptome, Ursachen und moderne Behandlungsmöglichkeiten beim Schlaganfall sprach Chefarzt Prof. Dr. Christian Tanislav in der Cafeteria des Diakonie Klinikums Jung-Stilling in Siegen
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