(wS/drk) Siegen 07.05.2025 | Mit steigenden Temperaturen und der vermehrten Aktivität von Insekten nimmt auch die Zahl der allergischen Reaktionen durch Insektengift bei Kindern und Jugendlichen zu. Das zeigt sich jedes Jahr wieder in der DRK-Kinderklinik Siegen. Aber: Viele Eltern sind sich der möglichen Gefahren nicht bewusst. „Das Gute vorab: Die überwiegende Zahl der Bienen- und Wespenstiche ist zwar schmerzhaft, aber nicht bedrohlich“, erläutert Andrea Klaas. Die Oberärztin ist an der Siegener Kinderklinik Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendpneumologie sowie Neonatologie. „Meist bleibt es bei einer Rötung und Schwellung an der Stichstelle. Allerdings können auch allergische Reaktionen auftreten, die sich meist nicht auf die Einstichstelle beschränken.“
Bei uns in Deutschland sind hauptsächlich Bienen und Wespen der Auslöser allergischer Reaktionen, seltener sind Hummeln oder Hornissen für entsprechende Reaktionen verantwortlich. Die Reaktionen können von einem milden Verlauf bis zu einer lebensbedrohlichen Situation reichen. „An der Stichstelle treten eine Rötung, Schwellung und Juckreiz auf“, schildert Andrea Klaas häufige Beschwerden. „Dies ist nach den meisten Insektenstichen der Fall und oft unangenehm, aber glücklicherweise harmlos. Seltene Ausnahmen sind Schwellungen nach einem Stich in den Rachen. Zum Beispiel durch eine in der Getränkedose versteckte Wespe. Dies kann zu Luftnot führen.“ Aber auch Hautausschlag, Nesselausschlag oder Schwellungen an anderen Körperstellen können die Folge eines Insektenstiches sein. Bei schweren allergischen Reaktion kommt es sogar zu Heiserkeit, Atemnot, Erbrechen, Durchfall, schnellem Pulsschlag oder Blutdruck-Abfall bis hin zum Kreislauf-Stillstand. „In diesen Fällen spricht man von einem allergischen Schock“, geht die Oberärztin ins Detail. Sie gibt aber gleichzeitig ein Stück weit Entwarnung: „Todesfälle nach Insektenstichen sind bei Kindern extrem selten.“
Doch was kann man tun, um seinen Nachwuchs zu schützen oder erste Hilfe zu leisten? An erster Stelle steht hier die Prävention. Kinder sollten Insektennester meiden und lange Ärmel oder Hosen tragen, um die Haut zu schützen. Auch müssen süße Getränke und Essen im Freien abgedeckt werden, um Insekten gar nicht erst anzulocken. Tritt dann doch der Ernstfall ein – sprich das Insekt hat zugestochen – gilt es Ruhe zu bewahren. „Ein eventuell verbliebener Stachel sollte mit einer Kratzbewegung entfernt werden, um weiteres Eindringen von Insektengift zu vermeiden“, erläutert Andrea Klaas. „Eine sofortige Kühlung kann die Schwellung mildern. Antihistaminika – beispielsweise Cetirizin – sollten helfen, den Juckreiz und die Schwellung zu reduzieren. Ist die Hautreaktion stärker, kann auch eine Kortisoncreme, die auf die Stichstelle aufgetragen wird, Linderung schaffen.“ In besonders schweren Fällen empfiehlt die Kinderärztin die Einnahme von Kortison.
„Was häufig verwechselt wird, ist der Unterschied zwischen einer gesteigerten Lokalreaktion und einer allergischen Reaktion“, geht Andrea Klaas ins Detail. Ist nur der betroffene Arm geschwollen oder tritt an einer ganz anderen Körperstelle plötzlich der Ausschlag, die Rötung oder etwas Ähnliches auf? Bei besonders starken, wiederkehrenden Beschwerden rät sie zu einer Allergenimmuntherapie, früher Hyposensibilisierung genannt. Per Überweisung vom Kinderarzt kommen die kleinen Patientinnen und Patienten zur Kinderklinik zwecks Beratung durch die entsprechenden Spezialisten. Zwei Tage mit Übernachtung sollten für die Einleitung einer Allergenimunntherapie eingeplant werden. Am ersten Tag stehen sieben Spritzen mit unterschiedlichen Dosierungen von Insekten-Giften auf dem Medikamenten-Plan. Am zweiten Tag folgen weitere zwei Dosen. „Daran schließt sich eine drei- bis fünfjährige Therapie mit regelmäßigen Spritzen für die Mädchen und Jungen an. Die ambulante Weiterbehandlung kann auch durch entsprechend erfahrende Kinderärzte fortgeführt werden.“ Dabei kann die Erfolgsquote der Allergen-Immuntherapie sich durchaus sehen lassen. Sie liegt bei Kindern mit einer Bienen- und Wespengift-Allergie bei etwa 95 Prozent.

Mit steigenden Temperaturen und der vermehrten Aktivität von Insekten nimmt auch die Zahl der allergischen Reaktionen auf Insektengift bei Kindern und Jugendlichen zu.

Bei nachgewiesener Insektengiftallergie mit schweren Reaktionen auf einen Bienen- oder Wespenstich rät Andrea Klaas zu einer Allergenimmuntherapie, früher Hyposensibilisierung genannt.
Fotos: DRK