(wS/Red) Ferndorf 09.06.2025 | Ein Kapitel endet, doch die Geschichte geht weiter
Trommelfeuer und Gänsehaut-Momente, die Stählerwiese bebte.
TuS Ferndorf gegen GWD Minden 30:31 (18:18)
Es war ein würdiger Rahmen für ein Saisonfinale der Extraklasse. Nicht weil irgendein Tabellenführer gegen einen Tabellenzweiten spielte, es war die Brisanz, die schon vor dem Spiel im Raum stand. Minden war Tabellendritter, aber auch punktgleich mit dem Tabellenzweiten TV-Hüttenberg, die auswärts bei den Eulen Ludwigshafen antreten mussten und da auch der Favorit waren.
Minden musste nicht nur in Ferndorf gewinnen, um Hüttenberg zu überholen, nein, Hüttenberg musste auch bei den Eulen verlieren oder nur einen Punkt holen, um dies zu realisieren. Da war in allen Varianten richtig Druck im Kessel.
Und für den richtigen Druck sorgten in der ausverkauften Stählerwiese nicht nur hochexplosive TuS-Fans, sondern auch ca. 100 angereiste Mindener Fans, die mit Trommeln und gut geölten Kehlen ihr Team unterstützten.
Aber gegen 13 Trommler der Musiktruppe „Ferndorfer Füchse“ kamen sie nicht an, die Halle schien zu beben, wenn sie loslegten, und sie verwandelten den Hexenkessel in ein Tollhaus.
Aber an diesem Abend sollte es nicht gelingen, aber was Ceven Klatt mit dieser Rumpftruppe (Daniel Hideg war auch noch verletzt ausgefallen) für dieses Saisonfinale aufgeboten bekam, kann einem schon ein Chapeau entlocken. Sie haben gekämpft, sie haben gerackert, frei nach Alexandre Dumas „Einer für alle, alle für einen“. Hier waren es die Ferndorfer Musketiere, die alles gaben, obwohl die Saison sie schon ganz schön gebeutelt hatte. Und wenn die Kräfte sie zu verlassen schienen, biss man die Zähne zusammen und raffte sich erneut auf.
Man wollte zwar sehr gerne GWD Minden schlagen, aber keinesfalls den Eindruck erwecken, als ob man ins Aufstiegsgerangel eingreifen wolle. Ferndorf hat das Hinspiel in Minden verloren, eine Revanche würde dem Ganzen also gut zu Gesicht stehen.
Ceven Klatt wirkte nach der 30:31-Niederlage schon irgendwie enttäuscht, aber kann man es ihm verdenken?
Minden war der haushohe Favorit, und das überfüllte Lazarett der Ferndorfer sprach auch nicht gerade für einen Heimsieg. 2 Tore fehlten nur zum Sieg und man war soo nah dran. Ein Sieg hätte Ferndorf auf Platz 9 katapultiert und damit wäre man im DHB-Pokal dabei gewesen. Aber durch einen ganz eigenartigen Modus ist diese Veranstaltung ja nicht mehr so der Brüller bei den Vereinen, denn den Großen begegnet man da in der Regel ja nicht, da sie erst später dazustoßen.
Aber gegen wen haben wir denn gespielt? Gegen ein Team aus dem Tabellenmittelfeld oder dem Tabellenkeller? (Wobei da ja kaum Unterschiede bestanden.)
Nein, gegen den Tabellendritten, einen Gegner, der nun in die Beletage der weltbesten Handballnation aufsteigt. Und der in Ferndorf um jeden Zentimeter kämpfte, um dieses Ziel zu erreichen.
Der TuS hat Minden zwar nicht gerade vorgeführt, ihnen aber dennoch gezeigt, dass selbst ein verletzter Tiger noch gefährlich sein kann.
Eine bärenstarke Ferndorfer Abwehr machte ihnen das Leben ganz schön schwer und in der Offensive glänzten Julius Fanger, Josip Eres und Hendrik Stock. Hendrik, der heute gefühlt quasi durchspielte lief zur Höchstform auf und drehte ein ums andere Mal die Mindener Abwehr auf Links. Man sah ihm auch an, dass ihm das riesigen Spaß machte, hier war er in seinem Element und so möchten wir ihn gerne öfter sehen. Bei mehr Spielanteilen dürfte er ein ganz schön dickes Brett werden, das es für den Gegner zu durchbohren gilt. Das gleiche gilt auch für Fanger und Eres, sie spielten Katz und Maus mit dem Gegner und das will bei einem Gegner von dieser Qualität schon was heißen. Diese drei, also Fanger, Stock und Eres sorgten für insgesamt 23 von 30 Ferndorfer Toren. Das soll jetzt nicht die Leistung der anderen schmälern, denn ohne sie käme all das auch nicht zustande. Minden konnte und musste sich aber auch davon überzeugen lassen, dass ein angeschlagenes Team zu Überleistungen fähig ist. Wie anders lässt es sich erklären, dass Minden 24 in Worten vierundzwanzig Fehlwürfe produziert hat.
Wir sahen brillante Spielzüge der Ferndorfer, schnelle Tempogegenstöße und einen blitzsauberen Kempa (Josip auf Julius), wir sahen aber auch die Zeit, aber der 24. Minute, wo der TuS-Zug ins Trudeln geriet. Janko Kevic hatte gerade das 17:11 erzielt, Marko Vignjevic bekam 2 Minuten und kurz danach pfiffen die Schiris ein Stürmerfoul gegen den TuS (welches keins war !?) und schon hieß es nur noch 17:13. Ferndorf versuchte es auch mit 7 Feldspielern, aber das Ende vom Lied waren bis zur Halbzeitsirene 5 Treffer ins leere TuS-Tor. Das saß, aus einem 17:11 in der 24. Minute machte Minden ein 18:18 in der 30. Minute.
Minden begann die 2. HZ mit einem Fehlwurf, Mattis bekam den Ball, traf aber nicht, doch den Abpraller schnappte sich Julius Fanger und markierte das 19:18 und Josip versenkte einen Siebenmeter zum 20:18. Weiterhin ganz stark war die Ferndorfer Abwehr, die heute einen richtig guten Job machte. Ferndorf war auch hier, wie schon in der 1. HZ die cleverere Mannschaft, denn nach weiteren Treffern von Mattis Michel, Josip Eres, Hendrik Stock und Janko Kevic hieß es 25:20, schon lag Ferndorf wieder mit 5 in Front, es schien zu laufen. Eine Auszeit bei Minden, ein paar clevere Spielzüge und schon stand es, trotz Cevens Team-Time-Out, nur noch 27:26. Jaa, Minden ist keine Laufkundschaft und das bekam Ferndorf nun langsam zu spüren. Zwischen der 42. Minute und der 50. Minute erzielte der TuS drei, Minden hingegen acht Treffer und das hinterließ Wirkung.
Womit wir natürlich auch wieder beim Kräfteverschleiß von Cevens Jungs sind, Minden hatte da mehr Auswahl auf der Bank sitzen. In der Crunchtime gabs ein wildes Spiel, keinem gelang etwas so wirklich gut, doch Minden hatte da die Glücksfee auf ihrer Seite. Es war eine extrem torarme Crunchtime, ab der 50. Minute gelangen Ferndorf nur noch zwei und Minden noch drei Treffer, Julius Fanger war der letzte Schütze, er erzielte das Endergebnis von 30:31. Interessant ist die Tatsache, dass in der 1. HZ und auch in der 2. HZ Josip Eres, Julius Fanger und Hendrik Stock die besten Torschützen waren. Aber es gab ja nicht nur Torschützen, sondern auch „Torverhinderer“ und das war bei den Ferndorfern wieder einmal Can Adanir. Seine 12 Paraden wurden auch hier nicht mit einem Sieg belohnt. Schade, er hätte es verdient.
Ich möchte mir nicht vorstellen, was hier mit einem kompletten Kader alles möglich gewesen wäre. Aber da wären wir wieder bei der Fahrradkette, also lassen wir es bleiben. Gut, dass die Saison zu Ende ist, Ferndorf beendet sie auf Platz 14, aber punktgleich mit dem VfL Lübeck-Schwartau, den Eulen Ludwigshafen, TuS Nettelstedt-Lübbecke und TUSEMEssen.
Verabschiedung der Spieler:
Nach dem Spiel fand die große und emotionale Verabschiedung von Spielern statt, folgende Jungs verlassen den Verein: Janko Kevic, Malte Nolting, Marko Vignjevic und Paul Schikora. Alle erhielten eine Collage mit Bildern aus ihrer TuS-Zeit und einer kleinen 3-Liter-Flasche Felsquellwasser, die mit ihren Namen versehen war. Als Janko Kevic verabschiedet wurde, wurde die Halle noch ein wenig lauter, denn er hatte sich über seine Spielzeit ins Herz der Ferndorfer gespielt. Er selbst hatte aber auch glasige Augen und war doch sehr ergriffen. Wir haben ihm auch persönlich eine Schieferplatte überreicht mit dem Logo vom TuS Ferndorf, dem Logo von „wir Siegen“ und einem eingravierten Foto von Janko (siehe Fotos). Er hat sich wirklich sehr gefreut und wir haben ihm auch nochmal alles Gute für seine HARZLOSE Zeit gewünscht.
Jetzt bliebe uns nur noch DANKE zu sagen, Danke zu sagen für eine richtig geile Saison, Danke zu sagen an Ceven Klatt, der den TuS wieder dahin gebracht hat, wo er hingehört, Danke zu sagen an die Jungs, die sich meist förmlich zerreißen, um nach Möglichkeit aus jedem Spiel etwas zählbares mitzunehmen. Das funktioniert nicht immer, das klappt bei keinem Team, egal, welchen Tabellenplatz sie belegen. Danke zu sagen an die Brigade C, die mit ihren vielen Fahnen und lautstarken Gesängen die Heim- u. Auswärtsspiele begleitet. Und auch ein wirklich großes Danke an die Ferndorfer Füchse, die ein ums andere Mal die Stählerwiese zum Beben bringen, sie sind das Salz in der Suppe, die Ceven für seine Jungs immer geköchelt hat. 😉

Bild: Viktoria Hirsch, Montage: Peter Bleil.
Sie begeistern die Fans zu Hause und spielen auch bei Auswärtsspielen eine ganz große Rolle und sie werden bei fast jedem Spiel von den Moderatoren auf DYN lobend erwähnt. Und nicht zuletzt Danke an den TuS-Vorstand und natürlich die Sponsoren, durch deren Gelder erst vieles realisiert werden konnte.
Jetzt scharrt die neue Saison schon mit den Füßen und die wird etwas anders werden (!!??). Denn jetzt kennt die Liga unsere Mannschaft, die Überraschungsmomente wie zu Beginn der Hinrunde dürften Mangelware sein, aber Ceven Klatt, der mit dem Ferndorfer Stallgeruch, wird sich da schon was überlegt haben. Lasst ihn mal sein Süppchen kochen, es wird uns schon allen schmecken.
Während dem ich das gerade schreibe, sind etliche Spieler der Mannschaft auf „Malle“ und feiern Klassenerhalt-Party. Ceven Klatt ist nicht dabei und er will gewiss auch nicht wissen, was da grad so abgeht. 😉 Vielleicht treffen sie ja dort die Spieler der Sportfreunde Siegen, die dort auch grad ihre Aufstiegsfeier feiern.
Die HSG Konstanz und der ASV Hamm verlassen die Liga und wir begrüßen die HSG Krefeld und HC Oppenweiler-Backnang und natürlich auch die Erstliga-Absteiger VfL Potsdam und SG BBM Bietigheim, die nach nur einer Saison in die zweite Liga zurückkehren. Dann sage ich mal, wir freuen uns garantiert schon auf das Auswärtsspiel in Potsdam, denn Potsdam ist grundsätzlich immer eine Reise wert.
Und wir sagen allen unseren wirSiegen-Followern (das sind derzeit stolze 55408 ), die unsere Spielberichte lesen und unsere Videos schauen , ein großes DANKE. Wir werden Sie/Euch auch in der kommenden Saison mit allem versorgen, was mit dem Handball-Zweitligisten TuS Ferndorf zu tun hat, denn
DAS IST FERNDORF – DAS BIST DU
Nachfolgend noch einmal das, was wir schon im Vorbericht geschrieben haben.
Lassen Sie uns noch einen Blick nach vorne werfen, einen Blick in Richtung Saison 2025/2026. Für unsere Jungs wird die Pause nach der Saison nicht so lange werden. Schon am 29.06. ruft Ceven Klatt seine Jungs zum Athletiktraining zurück, welches bis zum 13. 07. geht. Dann haben die Jungs noch einmal 2 Wochen Pause, müssen in der Zeit aber Pläne vom Coach abarbeiten, bevor man dann am 28.07. wieder ins Training für die kommende Saison einsteigt. Da liegt der Fokus dann logischerweise wieder auf Handball mit einigen Vorbereitungsspielen.
Der Rahmenspielplan für die kommende Saison sieht folgendermaßen aus:
- Die Saison beginnt am Wochenende 29.08.25 bis 31.08.25 (Fr-So)
- Die Hinrunde endet am Wochenende 26.12.25 bis 28.12.25 (Fr-So)
- Die Rückrunde beginnt am Wochenende 07.02.26 bis 09.02.26 (Sa-Mo)
- Saisonende ist am 06.06.2026 (Sa)
Bitte beachten Sie, dass dieser Rahmenspielplan nur so etwas wie ein Erstentwurf ist, er legt die grundlegenden zeitlichen Abläufe für die neue Saison fest. Er dient in erster Linie als Orientierung für Vereine und Spieler, indem er wichtige Termine wie Saisonstart, Pokalspiele und mögliche Spielpausen vorgibt.
Bericht: Peter Trojak
Fotos: Andreas Domian
CAN ADANIR: Glückwunsch an Minden zum Aufstieg in die 1. Liga. Es war ein ganz besonderes Spiel und es hat erstmals so richtig Spaß gemacht, weil wir einfach so locker in die Partie gekommen sind, das war schon wirklich geil. Wie wir die ersten 25 Minuten gespielt haben, das war schon richtig gut, das muss ich wirklich sagen. Aber so eine Mannschaft wie GWD Minden nutzt das dann natürlich auch aus, wenn wir so eine fünfminütige Schwächephase haben. In der 2. HZ noch mal eine unfassbare Energieleistung, wo wir nochmal auf 5 Tore weggehen. Ich ziehe den Hut vor dieser verletzungsgeschwächten Mannschaft, samt Stählerwiese, die uns natürlich wieder richtig gepusht hat. Die letzten 10-12 Minuten hat man dann schon gemerkt und jeder hat es auch gesehen, dass uns da so langsam die Körner ein bisschen ausgegangen sind. Wir haben heute gegen den Erstligaaufsteiger mit nur 1 Tor verloren, hatten sie am Rande einer Niederlage und ich denke, das verdient Respekt.
CEVEN KLATT: Wir haben in der 1. HZ ab der 25. Minute so ein wenig den Kopf verloren, haben uns dann aber wieder sortiert und haben das zu Beginn der 2. HZ wieder sehr, sehr gut gemacht und das über einen sehr langen Zeitraum. Wenn man sieht, dass im Prinzip jeder Spieler durchspielen muss und dann ist es auch klar, dass die Kondition nachlässt und du mehr Fehler machst, aber Fehler gehören auch dazu. Ich muss die Jungs loben, wenn ich mir die anderen Ergebnisse anschaue, wie die Spiele überall abgeschenkt werden, wir sind hier bis zum Schluss dran. Wir sind hier bis zum Schluss das Zünglein an der Waage und es war nochmal ein toller Abschluss für die Fans und darüber freue ich mich.
JANKO KEVIC: Ich fliege nicht mit nach Malle, ich mache dann nur noch Urlaub. Ich habe aber auch vier Angebote in Kroatien, ich habe dort viele Freunde und wir haben auch eine Mannschaft da. Trainer dort wäre nichts für mich, vielleicht Sportdirektor. Aber der TuS Ferndorf war schon so etwas wie mein Jackpot.
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