(wS/red) Siegen 11.09.2025 | Am Mittwochabend wurde im Friedwald Hermelsbach ein in der Region einzigartiger Gedenkort eingeweiht. Unter großer Anteilnahme von Bürgerinnen und Bürgern, Fachvertretern und Hinterbliebenen entstand in nur drei Monaten Planungszeit ein würdiger Platz für Trauer, Erinnerung und Trost – initiiert vom Bündnis gegen Depression Siegen-Olpe-Wittgenstein. Maßgeblich getragen wurde das Projekt von Psychiatriekoordinatorin Katharina Stocks-Katz und Thorsten Görg, dem Leiter der Selbsthilfegruppe Zurück ins Leben. Gemeinsam mit dem Bestatter Wolfgang Gross, dem Steinmetzmeister Thomas Sting, dem Kreis Siegen-Wittgenstein sowie der Stadt Siegen konnte dieser Ort geschaffen werden. In Nordrhein-Westfalen gibt es bislang nur ein weiteres vergleichbares Projekt in der Nähe von Düsseldorf.
Worte des Dankes und der Mahnung
In Vertretung des Siegener Bürgermeisters betonte Andre Schmidt die Bedeutung eines solchen Ortes für die Region und dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz.
Landrat Andreas Müller erinnerte in seiner Rede an die vielen Menschen, die durch Suizid ihr Leben verloren haben, und an die Familien, Freunde und Kolleginnen, die zurückbleiben:
„Dieser Stein wird bleiben, wenn wir später gehen und wieder in unseren Alltag eintauchen. Er gibt der Sprachlosigkeit, die oft mit dem Thema Suizid verbunden ist, eine Form. Wer hierherkommt, soll spüren können: Ich bin nicht allein mit meinem Verlust“
Auch Katharina Stocks-Katz unterstrich die Wichtigkeit, das Schweigen zu brechen und den Tabus entgegenzutreten:
„Wir möchten, dass es möglich wird, über Themen wie psychische Erkrankung und Suizid offen zu sprechen, früher hinzusehen, besser zuzuhören und vor allem mehr zu reden! Redet miteinander!“
Thorsten Görg brachte als Vertreter der Hinterbliebenen seine persönliche Perspektive und die Erfahrungen aus der Selbsthilfe ein. Sein Engagement machte deutlich, wie wichtig Orte wie dieser für Menschen sind, die einen geliebten Menschen durch Suizid verloren haben – als Zeichen der Erinnerung, aber auch als Stütze für das Leben nach einem solch schweren Einschnitt.

Einfühlsame Gestaltung der Feier
Zwischen den Wortbeiträgen erklangen die Lieder „Tears in Heaven“ von Eric Clapton und „River Flows in You“ von Yiruma – Musik, die den Rahmen der Stille und des Gedenkens würdig unterstrich.
Im seelsorgerischen Teil las Bestatter Wolfgang Gross nachdenkliche Texte zum Thema Suizid. Zum Abschluss sprach er gemeinsam mit allen Anwesenden das Vaterunser.
Ein Ort für Trauer, Begegnung und Hoffnung
Der neue Gedenkort soll Hinterbliebenen einen Platz geben, an dem sie sich austauschen, Kraft schöpfen und ihrer Lieben gedenken können. Er ist Mahnung und Hoffnung zugleich: Mahnung, das Thema Suizid nicht länger zu verschweigen, und Hoffnung, dass viele Menschen hier Trost und Halt finden.
Landrat Müller brachte es am Ende seiner Rede auf den Punkt:
„Möge dieser Gedenkstein ein Ort des Erinnerns sein – für die, die wir verloren haben. Ein Ort des Trostes – für die, die zurückgeblieben sind. Und ein Ort der Mahnung – für uns alle, nicht aufzuhören, füreinander einzustehen, offen zu sprechen und Unterstützung zu geben, wo sie gebraucht wird“



