(wS/Si) Siegen/Betzdorf 08.06.2022 | Abschied mit Herzblut – Neuanfang mit Tatkraft
Gottesdienst und Festakt am Kloster Bruche – Diakonie in Südwestfalen plant Pflegehotel, Tagestreff und das erste Hospiz im Kreis Altenkirchen
Betzdorf-Bruche. Zeit zum Abschiednehmen. Raum, die Zukunft zu entdecken: An Pfingstsamstag lautete das Motto am Kloster Bruche „Abschied und Neubeginn“. Nach 96 Jahren verlässt die römisch-katholische Ordensgemeinschaft der Missionare von der Heiligen Familie den Standort. Die 25 dort bislang noch lebenden Ordensmitglieder ziehen um nach Münster. „Der Abschied aus Herz und Kopf ist heute Wirklichkeit geworden“, brachte es Peter-Thomas Stuberg, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Siegen, beim Gottesdienst auf den Punkt. Er ging darauf ein, wie schwer der Abschied den Missionaren falle: „War das Kloster doch für Sie ein Ort der Liebe, des Herzblutes und der Identifikation.“ Und dieser „ganz besondere Ort“ solle in Zukunft auch erhalten bleiben. Neue Eigentümerin ist seit Anfang des Jahres die Diakonie in Südwestfalen gGmbH. Einen Teil der Räumlichkeiten auf dem 54 000 Quadratmeter großen Areal vermietet das Unternehmen an die Ökumenische Sozialstation Betzdorf-Kirchen gGmbH, deren Gesellschafter zu gut zwei Dritteln die Diakonie in Südwestfalen und zu knapp einem Drittel der Förderverein der „Ök.-Soz.“ ist.
Zahlreiche Pflegeeinrichtungen sind auf dem Areal geplant, betrieben werden sollen von hier aus der ambulante Pflegedienst, ein Tagestreff, eine Kurzzeitpflege und ein Pflegehotel. Auch eine Küche und ein gastronomisches Angebot sind geplant. Ferner soll ein stationäres Hospiz errichtet werden. Es wäre das erste seiner Art im Kreis Altenkirchen. Die vorgelegten Pläne überzeugten. „Mit dem heutigen Tag wurde nun etwas zu Ende gebracht, das einen guten Anfang ermöglicht“, so Pater Michael Baumbach, Provinzökonom der Missionare von der Heiligen Familie. Dennoch, ein weinendes Auge konnte auch er sich nicht verkneifen: Das Betzdorfer Kloster war das letzte Haus, das der Orden noch in Deutschland betrieb. „Umso froher stimmt es uns, dass auf dem Gelände in Zukunft etwas zum Leben erweckt wird, das mit unseren Wurzeln verbunden ist. Wir wissen, wir geben unser Haus in gute Hände.“
Ein Ort der Pflege, ein Haus für die Menschen, die Hilfe brauchen: Dies wird die künftige Aufgabe des Klosters Bruche sein, wie der Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen Dr. Josef Rosenbauer ausführte. Besonders die Errichtung des Hospizes liege ihm am Herzen: „Damit wird eine wichtige Lücke in der Pflegelandschaft im Kreis Altenkirchen geschlossen.“ Bei der Feier im Kloster verwies der Geschäftsführer auf die angedachte Gründung eines Fördervereins, denn: Ein Teil der laufenden Kosten muss durch Spenden gedeckt werden. Wer das Hospiz unterstützen möchte – finanziell oder ehrenamtlich – bekommt weitere Informationen unter Telefon 0271/333 6416 oder per E-Mail an lisa.zips@diakonie-sw.de.
Zu dem Areal zählen neben dem Haupt- und Nebenhaus unter anderem auch zahleiche Obstbaumwiesen und Stallungen. In der ehemaligen Kloster-Ökonomie fand auch die Feierstunde im Freien statt. Zudem gibt es eine Kapelle am Klostergebäude. Diese soll künftig als Raum der Stille, der Besinnung und des Gebets erhalten bleiben und auch für ökumenische Gottesdienste genutzt werden. „Wir sind froh und glücklich darüber, dass Sie uns diesen Ort anvertraut haben“, so der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende der Diakonie in Südwestfalen Ernst-Christoph Buch. Die Weiterentwicklung sei der Diakonie in Südwestfalen Ehre und Verpflichtung zugleich. Hier am Kloster sei es möglich, einen Ort der Nächstenliebe zu erhalten, zu pflegen und weiter wachsen zu lassen, ganz im Sinne der vorherigen Besitzer. Der Gedanke, Betzdorf zu verlassen, habe vor allem bei den verbliebenen Ordensmitgliedern zunächst für einen großen Schock gesorgt. Dass der christliche Gedanke nun weitergeführt werde, habe ihnen geholfen, loszulassen, so der Provinzial Pater Egon Färber. Im Münsterland finden die Missionare ein neues Zuhause im Mutterhaus der Mauritzer Franziskanerinnen. Dort und im benachbarten Seniorenzentrum „Maria Trost“ werden die Ordensleute die schon vorhandene Struktur für ihr Ordensleben mitnutzen.
Die Brucher werden „ihre Klosterbrüder“ nie vergessen, wie bei der Feierstunde deutlich wurde, bei der auch Vertreter aus Politik, den benachbarten Pfarrgemeinden, von Stadt und Verwaltung zu Wort kamen. Zahlreiche Besucher haben sich schon im Münsterland angekündigt und verbunden sei man laut Superintendent Stuberg ohnehin immer – durch das gemeinsame Gebet.
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