(wS/wk) Siegen 24.06.2024 |
Was ist los?
Ihr kennt das bestimmt, ihr wollt eine Hausarbeit oder Abschlussarbeit schreiben, aber die dozierende Person kann diese leider nicht betreuen, weil der Vertrag bald ausläuft. Findet ihr scheiße? Wir auch!
Aber warum ist das so? Teile der Dozierendenschaft haben bald keinen Vertrag mehr, wieso?
Das neue Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) regelt die Anschellungsdauer von Wissenschaftlern welche keine Professur haben. Die vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) in Auftrag gegebene Evaluation der WissZeitVG-Novelle hat 2022 bestätigt: 84% der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen an Universitäten sind befristet beschäftigt. Das heißt wir sprechen hier nicht von Einzelfällen, sondern einem strukturellen Problem.
Wozu führt das?
Zu prekären Beschäftigungs Verhältnissen, denn das WissZeitVG ermöglicht befristete Arbeitsverträge für studentische & wissenschaftlichen Hilfskräfte und junge Wissenschaftlern, weil die Prekarität keine sichere Zukunftsplanung ermöglicht. Die Befristungsdauer von bis zu sechs Jahren kann die Karriereentwicklung beeinträchtigen.
Viele Forschende sind gezwungen, von einem befristeten Vertrag zum nächsten zu wechseln, ohne die Möglichkeit einer Festanstellung. Dabei liegt die durchschnittliche Laufzeit der Arbeitsverträge bei 18 Monaten. Das führt für viele Forschende zu Unsicherheit, extremen Stress und psychischem Druck. Erkrankungen wie Burnout und Depressionen sind keine Seltenheit unter den Studentischen- und wissenschaftlichen Mitarbeitern und den Wissenschaftlern welche von Stelle zu Stelle springen. Die dauernden Wohnortwechsel und der Verlust von stabilen sozialen Umfeldern tun ihr Übriges, um die Bedingungen zu verschlechtern.
Was heißt das für Studierende?
Aufgrund dieser Unklarheiten nehmen immer mehr Wissenschaftler*innen gegen Ende ihres Vertrages keine Arbeiten mehr an. Da Sie nicht wissen, ob Sie am Ende der Fristen noch an der Universität arbeiten. Zudem sorgt dies in einigen Stellen der Lehrplanung dafür das andere Wissenschaftlern überlastet werden, da die Lehrangebote aufrechterhalten werden müssen. Im Endeffekt bedeutet das, dass die Betreuung von uns Studierenden immer schlechter wird. Wissenschaftler bringen ihre eigene Forschungsperspektiven mit ein. Wenn sie gehen müssen, dann fehlen oft diese besonderen Perspektiven, weil die Stellen nicht adäquat nachbesetzt werden können. Die Folge ist eine Verflachung der Vielfalt innerhalb der Lehre. Das Studium wird monoton und verkommt zu einem Einheitsbrei von der Stange.
Was macht die Uni dagegen?
Unserer Einschätzung nach befeuert die Universität Siegen diesen Prozess! Wir stellen zum Teil fest, das Dozierende bei einer Verlängerung ihres befristeten Vertrages noch mehr Lehraufträge übernehmen müssen, damit Stellen kompensiert werden können, die ausgelaufen sind. Hier zeigt sich, dass das Mantra des Sparens in der ‘betriebswirtschaftlichen’ Universität ein Fehlschluss ist.
Was tun? Was ändern!
Mit den skizzierten Entwicklungen verschärft die Universitätsleitung die prekäre Situation der Studierenden und der Dozierenden. Das wollen wir nicht weiter hinnehmen! Das Studium bedeutet selbstbestimmtes Lernen und diese Selbstbestimmung fällt der neoliberalen Politik & Wirtschaftsweise und die daraus resultierende Einsparungen im Bildungswesen zum Opfer.
Wir fordern die Universitätsleitung dazu auf, mehr unbefristete Stellen zu schaffen!
Wir fordern die Universitätsleitung dazu auf, gestrichene Stellen adäquat nachzubesetzen!
Wir fordern die Universitätsleitung dazu auf, ein angemessenes und transparentes
Lehrpensum zu schaffen!
Wir fordern die Universitätsleitung dazu auf, Stellen paritätisch zu besetzen
Stellvertretern für die Studierendenschaft der Universität Siegen:
Luca Hermsen Malte Moeller
Gezeichnet:
Fachschaftsrat ETI
Fachschaftsrat GG LaBaMa
Fachschaftsrat GHR
Fachschaftsrat LWF
Fachschaftsrat Mathe
Fachschaftsrat Physik
Fachschaftsrat PSY
Fachschaftsrat SLM
Fachschaftsrat Soziale Arbeit
Walter-Krämer AStA der Universität Siegen