TuS Ferndorf: Die zweitbeste Abwehr der Liga erkämpft sich einen Punkt beim HC Elbflorenz Dresden

(wS/Red) Dresden/Ferndorf 24.10.2024 | Spannung pur: Ferndorf punktet gegen Elbflorenz nach Last-Minute-Krimi

HC Elbflorenz gegen TuS Ferndorf 21:21 (11:8)

Die „Englische Woche“ in der 2. Bundesliga geht weiter: Nachdem Ferndorf am letzten Wochenende knapp gegen den TV Hüttenberg verlor, mussten sie schon gestern in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden antreten, wo der HC Elbflorenz zum Match des 8. Spieltags geladen hatte.

Was war das für eine Paarung: Der Tabellenvierte der letztjährigen Saison erwartete den Ligaschreck der aktuellen Spielzeit, den TuS Ferndorf. Der TuS hatte bereits einige Mannschaften richtig geärgert und sich vorgenommen, auch den HC Elbflorenz zu ärgern – und was sollen wir sagen? Sie haben es auch getan. 😉

Der vermeintliche Favorit, HC Elbflorenz, musste Federn lassen, denn gegen die hochmotivierten Ferndorfer hatten sie sich eigentlich einen Sieg ausgerechnet. Das Remis kann aus ihrer Sicht nicht zufriedenstellend sein, spiegelt aber den Spielverlauf der 2. Halbzeit wider, in der die Siegerländer das bessere Ende für sich hatten. Zudem stellten sie in der 2. Halbzeit die stärkere Abwehr. Sie trieben die Sachsen von einem Zeitspiel ins nächste, und diese bissen sich daran die Zähne aus. Ging die 1. Halbzeit noch mit 11:8 an die Gastgeber, musste der HCE zusehen, wie die 2. Halbzeit mit 13:10 an die Gäste ging – und das entsprach auch dem Spielverlauf.

In der 44. Minute erzielte Daniel Hideg mit einem seiner 8 Treffer ins leere Tor die erste Ferndorfer Führung zum 15:16. Der Gegner glich aus, woraufhin Coach Klatt eine Auszeit nahm (44:45). Man hörte über DYN ein „Ihr macht das fantastisch in der Abwehr“, und DYN ergänzte: „Der Aufsteiger ist gut unterwegs.“

Es war letztlich ein verdientes Remis für die Ferndorfer und hätte sogar mit einem Sieg enden können. Nach 59:04 Minuten verwandelte unser Denker und Lenker Janko Kevic einen Siebenmeter zum 20:21, und ein Sieg des TuS schien plötzlich greifbar. Doch vor rund 1.300 Zuschauern bäumte sich der HCE noch einmal auf, und Mindaugas Dumcius stellte 30 Sekunden vor Schluss erneut das Remis her – es stand 21:21. Das Spiel war längst zur Abwehrschlacht geworden, mit starken Torhütern auf beiden Seiten. Jonas Wilde kam für einen Siebenmeter ins Tor, ansonsten spielte ein hervorragend aufgelegter Can Adanir, der mehrfach von den DYN-Moderatoren lobend erwähnt wurde, er kam auch mit seinen 14 Paraden auf eine Quote von 40%, das war schon meisterhaft. Er war der große Faktor in diesem Spiel, aber nicht allein: Auch Daniel Hideg avanciert immer mehr zum Goalgetter. Er erzielte tolle 8 Treffer und trug maßgeblich zum Ergebnis bei. Seine Bälle waren präzise und schlugen oft von der 9-Meter-Marke nur wenige Zentimeter vom Lattenkreuz entfernt ein.

Es war, wie so oft, eine absolut geschlossene Mannschaftsleistung. In der 1. Halbzeit hatte der TuS noch Schwierigkeiten, doch Hecker, Michel, Würz und Co schienen alles im Griff zu haben und fanden in den entscheidenden Situationen immer eine Lösung.

Doch zurück zum dramatischen Spielende: Janko Kevic hatte den Siebenmeter verwandelt, der HCE nachgezogen, und nach 60 Minuten erklang die Sirene – es stand Unentschieden. Kurz zuvor hatte Ceven Klatt seine letzte Auszeit genommen, in der Janko Kevic einen Vorschlag für die letzten Sekunden einbrachte, den der Coach jedoch verwarf: „Wir nehmen den Punkt“, plädierte er. Nach dem Wiederanpfiff stürmten unsere Jungs nach vorne, und es sah tatsächlich noch nach einer Torchance aus.

Mit der Sirene kam ein Pfiff der Schiedsrichter, die in der letzten Ferndorfer Aktion ein Foul der Gastgeber sahen – es gab zur Bestürzung der Heimfans einen Siebenmeter für den TuS Ferndorf. Ceven Klatt und seinen Jungs dürfte das Herz bis zum Hals geschlagen haben. In der Halle war es still geworden, und es war dann Janko Kevic, der sich den Ball schnappte und zur Siebenmetermarke schritt. Nach dem Pfiff des Schiris warf er den Ball auf die linke Seite. Ob der Torhüter noch dran war oder der Ball von allein an den Pfosten knallte, er ging nicht ins Netz – und unter dem Jubel der HCE-Fans blieb es bei diesem Remis. Letztlich waren beide Teams zufrieden: Die Gastgeber, weil sie doch noch einen Punkt gerettet hatten, und die Ferndorfer, weil sie mit diesem Ausgang nicht gerechnet hatten.

Den verworfenen Siebenmeter kann und will man Janko Kevic nicht ankreiden – allein die Nerven zu haben, an die Siebenmetermarke zu gehen, ist bemerkenswert. Ja, es wäre ein irres Ende gewesen, und vor dem Spiel hätte man dieses Ergebnis sofort unterschrieben.

Es war ein torarmes Spiel, aber das lag an den guten Abwehrreihen beider Mannschaften. Mit 21 Toren, egal ob auswärts oder zu Hause, kann man ein Spiel normalerweise nicht gewinnen. Doch wir haben der Heimmannschaft auch nur 21 Gegentore ermöglicht, und das machte dieses Ergebnis erst möglich. 14 Treffer wurden von unseren Rückraumspielern erzielt, die Außenspieler steuerten 4 Tore bei, und 3 Treffer kamen am Kreis durch Mattis Michel zustande.

Bester Dresdner Torschütze war Lukas Wucherpfennig mit 9 Treffern.

Unsere Jungs überraschten auch hier wieder eine Mannschaft, die man zu denjenigen zählen sollte, die ganz oben erwartet werden.

Es gab bisher acht Begegnungen, von denen Dresden fünf gewann, der TuS jedoch nur zwei. Trotz des Remis rocken die Jungs aus der Felsquellwasserregion weiterhin die Liga. Es war ein verrückter 8. Spieltag: Der Tabellenführer Bergischer HC musste beide Punkte beim TV Großwallstadt lassen, TuS Nettelstedt-Lübbecke gewann sein Heimspiel gegen Dormagen, Hagen siegte mit 10 Toren in Konstanz, die nun mit 0:16 Punkten tief im Tabellenkeller stecken. Doch es ist alles noch verdammt eng in der Liga. Ferndorf ist nun Tabellenfünfter mit 11:5 Punkten, und bis zum Tabellenelften Lübeck-Schwartau sind es gerade einmal 2 Punkte (9:7). Das kann man sogar noch erweitern, denn Balingen auf Platz 3 hat ebenso viel Punkte wie Ferndorf, ist aber wegen des besserem Torverhältnis auf Platz 3, somit sind es sogar von Platz 3 bis Platz 11 nur 2 Punkte Unterschied.

Folgende Statistik ist interessant: Der TuS erzielte in der bisherigen Saison 229 Tore, was Platz 11 bedeutet. Doch besonders hervorzuheben sind die 215 Gegentore – das ist der zweitbeste Wert nach dem TV Hüttenberg (204). Sogar die Torleute des Tabellenführers Bergischer HC mussten bereits 248 Mal hinter sich greifen.

Es läuft im Moment für Ceven Klatt und seine Jungs, und wir reiten weiter mit ihnen auf dieser Erfolgswelle.

DAS IST FERNDORF – DAS BIST DU

Torschützen:

Daniel Hideg 8

Mattis Michel 3

Paul Schikora, Fabian Hecker und Gabriel da Rocha Viana je 2

Janko Kevic 2/1

Julius Fanger und Marvin Mundus je 1

CEVEN KLATT: Ich bin sehr zufrieden mit dem Punkt, hätte uns das jemand vorher angeboten, hätten wir das so unterschrieben. Nach dem gesamten Spielverlauf, bzw. wenn man das ganze betrachtet, ist die Punkteteilung gerecht. Elbflorenz kommt in der 1. HZ besser ins Spiel, wir kämpfen uns dann Stück für Stück ins Spiel zurück, was die moralische, charakterliche und kämpferische Einstellung mit sich gebracht hat. Das machen die Jungs über 45 Minuten wirklich Super in der Abwehr mit einem guten Can Adanir dahinter. In der 2. HZ setzt sich keine Mannschaft auf mehr als ein Tor ab. Es ist da ein hin und her bis zum Schluss, wir haben dann am Ende auch nochmal die Chance mit dem Siebenmeter, aber da gibt es überhaupt keinen Vorwurf. Schade, dass er nicht drin war, aber das ist kein Beinbruch und mit dem Ergebnis heute hätte niemand rechnen können oder dürfen. Ansonsten finde ich Philip Würz in der Abwehr gut, Mattis macht 60 Minuten einen Super-Job in der Abwehr, es war keiner schlecht, auch Gabriel Viana und auch Fabian Hecker haben auf den Halbpositionen gut verteidigt. Sicherlich war Can heute der Schlüssel zum Punkt und wir haben die individuellen Qualitäten von Elbflorenz gut im Griff gehabt und viele Sachen, die wir uns vorgenommen hatten, konnten wir umsetzen.

DANIEL HIDEG: Ich hätte mich natürlich mehr über 2 Punkte gefreut, aber wenn uns das jemand vor dem Spiel gesagt hätte, dass wir heute 1 Punkte mitnehmen, hätten wir das unterschrieben. Ich glaube auch, nach unserem Start in der 1. HZ können wir da sehr glücklich mit sein und sehen es dann eher als gewonnenen Punkt. Ich glaube, es ist immer unser Ziel, über die Defensive zu kommen und ich habe es den anderen auch schon gesagt, dass Elbflorenz eine Mannschaft ist, die uns eher liegt als z.B. Hüttenberg, auch wenn sie vielleicht individuell stärker sind. Es war auch in der Abwehr unser Ziel, etwas offensiver gegen die starken Rückraumschützen zu stehen und die somit vor andere Aufgaben zu stellen. Ich glaube, das haben wir insgesamt ganz gut geschafft, denn über nur 21 Gegentore können wir uns nicht beschweren. Am Sonntag gegen Balingen wird es schwierig, aber wir sind auch heiß drauf, die Niederlage gegen Hüttenberg wieder gutzumachen, wir wissen aber auch, dass mit Balingen ein sehr starker Gegner kommt. Aber auch die müssen gegen uns in der Stählerwiese erstmal bestehen.

Bericht/Collage: Peter Trojak

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