Von Platz 9 auf Wolke 4: TuS Ferndorf meldet sich eindrucksvoll zurück

(wS/Red) Ferndorf 17.11.2024 | Wilde Wilde-Show! Keeper treibt Gegner in den Wahnsinn

TuS Ferndorf gegen Eulen Ludwigshafen 27:23 (12:14)

TuS Ferndorf besiegt mit einem Rumpfkader (25 % der Spieler sind krank) die Eulen aus Ludwigshafen mit 27:23.
Vor dem Spiel ließ Eulencoach Johannes Wohlrab verlauten „Das wird kein Abendspaziergang für die Eulen“. „In diesem Ausspruch schwang vielleicht ein Hauch psychologischer Taktik mit, eine stille Hoffnung auf mehr. Doch an diesem Abend sollte ihm das nicht gelingen – nicht gegen Ferndorf und schon gar nicht gegen diesen Hexenkessel, der phasenweise förmlich brodelte.
Ceven Klatt ließ im Vorfeld auch ein „Wir wollen die Euphorie aus den Spielen gegen Hamm, Dresden oder Dessau in den November und Dezember mitnehmen“.

Es war sicherlich keine leichte Aufgabe für Ceven Klatt und seine Jungs, doch sie haben diese Hürde mit Bravour gemeistert. Da Valentino Duvancic noch nicht einsatzbereit ist (voraussichtlicher Trainingsbeginn im Dezember), Hendrik Stock ebenfalls erkrankt ist und nun auch noch Philip Würz (Hüftprobleme) am Kreis fehlt, musste sich Coach Ceven Klatt etwas einfallen lassen, um den Ausfall der beiden, in erster Linie den von Philip Würz, zu kompensieren. Aktuell steht dann nur noch Mattis Michel als echter Kreisläufer zur Verfügung. Aber wir haben ja in der Vergangenheit auch schon mit vier Rückraumspielern und ohne Kreisläufer agiert – es ist also alles denk- und machbar.
Die Eulen haben ebenfalls zwei verletzte Stammspieler gehabt, aber für Ferndorf ist es als Gastgeber gefühlt doppelt schlimm, denn man wollte sich ja beim fast punktgleichen Gegner in Bestform präsentieren, was ja auch letztlich gelang.
Alle waren gespannt, wer seine Ausfälle am besten kompensieren kann, und Meistermacher Ceven Klatt schien da wohl nach hinten raus die besseren Ideen gehabt zu haben, denn seine Jungs haben diese Hürde bravourös gemeistert (Chapeau).
Nachdem Ferndorf in den letzten Spielen nicht genug Pfeile im Köcher hatte, musste man zwei Niederlagen und zwei Remis verdauen, und am gestrigen Tag war der Verdauungsprozess beendet.

Collage: Andreas Domian

Es war für unsere Jungs ein Start-Ziel-Sieg, so etwas liest sich immer sehr gut, aber es war auch schon ein wilder Husarenritt, in dem der TuS das bessere Ende für sich entschied. Aber es war nicht nur ein wilder Husarenritt – in den letzten 15 Minuten war es auch ein „Wilde/r Husarenritt“.
Denn was unser Zampano-Keeper Jonas Wilde da vor seinem Kasten wegzauberte, war aller Ehren wert. Er brachte den Gegner schier zur Verzweiflung. Er spielte nur 30 Minuten lang, kam aber bei 17 gegnerischen Würfen auf acht Paraden, was einer Traumquote von 47,06 % entspricht. Dazu gesellen sich auch noch die sechs Paraden von Can Adanir in der 1. HZ und komplettieren das Ganze.
Mit diesem Sieg ist Ferndorf aber wieder sowas von in der Spur, denn sie haben sich mit diesem Sieg erneut zum Ligaschreck gekürt. Vor dem Spiel noch auf Platz 9, grüßen sie nun vorübergehend von Tabellenplatz 4. Vorübergehend, weil am heutigen Montag noch der Tabellenfünfte TV Hüttenberg beim Tabellenachten TSV Bayer Dormagen antreten muss. Bei einem Sieg des TVH mit mehr als vier Toren übernimmt Hüttenberg den 4. Tabellenplatz aufgrund des dann besseren Torverhältnisses und Ferndorf würde Platz 5 einnehmen. Sogar Dormagen könnte bei einem entsprechend hohen Sieg an Ferndorf vorbeiziehen.
Aber egal ob Platz 4 oder 5: Ferndorf lässt aufhorchen, ist Thema in der gesamten Liga, erzeugt Stirnrunzeln bei gegnerischen Trainern und macht eine Reise in die Stählerwiese nicht unbedingt zu einem fröhlichen Kurztrip.

Vor 1323 Zuschauern startete das Spiel mit Fehlern auf beiden Seiten, und es dauerte geschlagene vier Minuten, bis sich Josip Eres ein Herz nahm und das 1:0 erzielte. Zwei Minuten später erhöhte Janko Kevic auf 2:0, und man konnte jetzt denken: Läuft ja. Aber haste auch nur gedacht – die Eulen sind ja nun keine Laufkundschaft, und so dauerte es nur zwei Minuten, bis es 2:2 stand. Doch nun gesellten sich technische Fehler beim TuS dazu, die einen Durchmarsch der Gäste auf ein 2:5 in der 8. Minute ermöglichten.

Eingebremst wurden die Eulen durch ein Foul an Marvin Mundus in der 11. Minute. Den Siebenmeter dazu verwandelte Josip Eres zum 3:5. Josip war nach einem kleinen Tief in den letzten Spielen wieder voll auf der Höhe, verwandelte die drei Siebenmeter eiskalt, kam auf insgesamt acht Tore und war somit auch verdient der beste Ferndorfer Torschütze. Nach diesem Tor von ihm riss der TuS das Ruder zwar nicht herum, aber die Eulen waren eingebremst und konnten sich nicht weiter absetzen. Was folgte, war ein Wechselspiel im Torewerfen. Zwischen der 15. und 18. Minute lieferte sich Marvin Mundus ein kleines Duell mit den Eulen, denn dreimal antwortete er allein auf die Gegentreffer, und es stand 6:9. Als das 6:10 (19. Min.) fiel, wurde es Ceven Klatt zu bunt – er buzzerte, denn es bestand Redebedarf. Danach lief es besser, Ferndorf kam näher ran, und durch viermal Josip Eres und das stark aufspielende Geburtstagskind Julius Fanger hieß es in der 28. Minute nur noch 11:12.

Nun musste auch Gästecoach Johannes Wohlrab auf den Buzzer drücken, denn sie wollten sich vor der Pause nicht noch einen Rückstand einfangen, da er fühlte, dass Ferndorf stärker wurde bzw. seine Fehler minimierte. Sie erzielten auch noch zwei Treffer, dazwischen lag allerdings auch noch ein Kracher von Fabian Hecker, der an diesem Tag eine gute Abwehrleistung zeigte.

Und dann kam die 2. HZ, die dieses Spiel für die Gäste völlig aus den Fugen geraten ließ. Eines schon mal vorneweg: Die TuS-Abwehr, die schon in HZ 1 eine gute Leistung ablieferte, steigerte sich enorm und trieb den Gegner von einem Zeitspiel ins nächste. Es hatte sich ein Kampfspiel entwickelt, und war es in den ersten 30 Minuten noch ein Spiel auf Augenhöhe, in dem die Gäste die besseren Karten hatten, so hatten sie nun das Nachsehen, denn Ferndorf führte sie teilweise vor. Die Eulen erlebten nun einen Minusrekord für eine Halbzeit, denn das ganz starke Spiel der gesamten TuS-Mannschaft – und das betraf die Abwehr und den Angriff – ließ nur neun Treffer zu. Der Rest wurde von einem Ferndorfer Bollwerk an Abwehr und einem „wilden Wilde“ im Tor niedergemacht. Im Angriff zauberten nun Janko Kevic und Geburtstags“kind“ Julius Fanger.

Während Janko Kevic seine Tore wie gewohnt „künstlerisch wertvoll“ verwandelte, krachte es bei Julius Fanger so richtig aus dem Rückraum. Diese zwei erzielten mehr Tore in der 2. HZ, als alle Eulen zusammen.

Zu Beginn der 2. HZ zogen die Eulen weiterhin ihre Bahnen im Hexenkessel, und in der 35. Minute stand es 14:18 – Ferndorf hatte noch kein probates Mittel gefunden, eine Kehrtwende durchzuführen.
Wie gesagt, bis zu dieser 35. Minute war es so. Was dann auf die Eulen einprasselte, ist nicht in Worte zu fassen. Sie waren völlig von der Rolle, produzierten Fehler am laufenden Band, fanden in Ferndorf ihren Meister oder scheiterten an Jonas Wilde. Um es kurz zu machen: Aus einem 14:18 in der 35. Minute zauberte Ferndorf ein 21:19 in der 47. Minute. Das saß, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen – die Eulen erzielen in zwölf Minuten nur ein Tor, und die Halle tobt. Sogar unser Landrat Andreas Müller, der zum ersten Mal einem Spiel des TuS beiwohnte, war total begeistert. Na ja, vielleicht macht er ja jetzt im Kreishaus Werbung für diesen Verein, und wir dürfen ein paar Handball-Neulinge mehr begrüßen. 😉

Zum Ende hin gab es zwar noch ein paar unkonzentrierte Aktionen unserer Jungs, die den Spielfluss aber nicht hemmten. Man hatte den Gegner da, wo man ihn haben wollte – nämlich auf der Verliererstraße, und von dieser Straße kamen sie auch nicht mehr runter. Man wechselte sich noch ein bisschen im Tore werfen ab, aber die letzten fünf Minuten gehörten wieder dem TuS, daran änderte auch eine erneute Eulen-Auszeit nichts. Sie erzielten zwar noch ein Tor, mussten aber im Gegenzug weitere drei Treffer der Gastgeber hinnehmen, einen davon sogar ins leere Tor. Das letzte Tor erzielte Marko Vignjevic – es war eines von zwei Treffern. Er machte heute ein gutes Spiel und überzeugte auch in der Abwehr. Es war insgesamt eine absolut gute Mannschaftsleistung, und wieder hatte man eine Mannschaft niedergerungen, die durchaus als stark einzustufen ist.

Was kann man von diesem Ferndorfer Team künftig noch erwarten? Wir wissen es nicht, sind aber sicher, dass noch einige Gegner stolpern werden.

Tor: Can Adanir 6 Paraden, Jonas Wilde 8 Paraden
Torschützen: Josip Eres 8/3, Janko Kevic 7, Julius Fanger 5, Marvin Mundus 3, Marko Vignjevic 2, Daniel Hideg und Fabian Hecker je 1

Fazit: Ferndorf ist wieder in der Spur: Der Spielerausfall wurde perfekt kompensiert, die Abwehr agiert erneut stark, und der Ligaschreck macht seinem Namen weiterhin alle Ehre. ‚Harz‘, was willst du mehr?

DAS IST FERNDORF – DAS BIST DU

TuS Ferndorf gegen Eulen Ludwigshafen 27:23

Stimmen zum Spiel:
Johannes Wohlrab (Coach der Eulen): Unsere fehlenden Spieler waren heute nicht der Grund für die Niederlage. Es war ganz einfach Jonas Wilde im Tor, der sechs freie Würfe von uns gehalten hat, dazu noch zwei Durchbrüche – und das war am Ende des Tages der Unterschied. Ich finde, wir haben in der ersten Halbzeit ein ausgeglichenes Spiel gesehen, mit leichten Vorteilen für uns. Ferndorf ist dann aber gut aus der Pause gekommen, hat irgendwann das Ruder übernommen und ist mit 22:20 in Führung gegangen. Wir haben es in der 53. Minute noch einmal geschafft auszugleichen, und deshalb spreche ich von einem ausgeglichenen Spiel. Ich muss Jonas Wilde einfach zu seiner Leistung gratulieren. Er hat die freien Bälle gehalten, und wir haben es in dieser Phase nicht mehr hinbekommen. Insofern bin ich ein fairer Verlierer und sage: Glückwunsch und viel Erfolg weiterhin.

Meistercoach Ceven Klatt:

Jonas spielt eine überragende zweite Halbzeit und hat wesentlichen Anteil daran, dass wir dieses Spiel hier gewinnen. In der ersten Halbzeit hatten die Eulen schon Vorteile im Spiel. Wir kommen nicht so ganz in die Situationen, die wir uns wünschen, weder bei den Abschlüssen der Eulen noch bei unseren eigenen. In der Halbzeitpause besprechen wir ein, zwei Dinge und spielen dann in der zweiten Halbzeit ein starkes 15:9 für uns. Wir machen weniger technische Fehler, stehen in der Abwehr besser und aggressiver, und Jonas ist dann derjenige, der uns enorm unterstützt.

Ich muss meinen Jungs auch ein großes Kompliment für diese Energieleistung machen, vor allem im Hinblick auf die Ausfälle. Mit Philip Würz und Valentino Duvancic fehlen uns zwei Kreisläufer und ebenso zwei wichtige Innenblockspieler. Außerdem hat uns Hendrik Stock als wichtige Alternative im Rückraum gefehlt, insbesondere was die Spielgeschwindigkeit betrifft. Das haben die Jungs aber sehr gut gelöst.

Josip, der zuletzt ein kleines Tief hatte, war heute ein sicherer Siebenmeterschütze, hat wichtige Tore erzielt und entscheidende Impulse gesetzt. Auch Julius hat uns mit seiner Power sehr geholfen, mehr Druck auf die Eulen auszuüben. Eine wichtige Einwechslung zur Halbzeit war Marko Vignjevic, der in der Abwehr sehr gut gearbeitet und stark gedeckt hat.

Wir freuen uns riesig über die nächsten beiden Punkte.

Julius Fanger: Ich finde, wir haben in der ersten Halbzeit im Angriff überhaupt nicht gut gespielt, unseren Stiefel nicht durchgezogen und einfache Bälle weggeworfen. Die Abwehr stand über die gesamten 60 Minuten eigentlich super. In der ersten Halbzeit hatten wir Can im Tor, in der zweiten Halbzeit war Jonas überragend. Trotzdem hatten wir durchgehend Probleme im Angriff. Am Ende hatten wir aber auch das Glück, uns mit der Unterstützung der starken Halle nach vorne zu ziehen und dann sogar noch zu gewinnen.

Jonas Wilde: Es war wieder so ein bisschen eine erste Halbzeit, die wir zwar nicht verschlafen haben, aber in der wir auch nur 90 % unserer Leistung gezeigt haben. Dann sind wir viel besser in die zweite Halbzeit gekommen. Wir haben einfach mit mehr Tempo, viel mehr Elan und mehr Willen zum Tor gespielt und zudem eine bessere Abwehr gestellt. Am Ende haben wir dann auch verdient gewonnen.

Josip Eres: Das Spiel war heute okay, und ich hatte eine gute Quote. In letzter Zeit hatte ich ein paar Probleme mit meinen Würfen, aber heute lief es von Anfang an gut. Dieser Sieg geht nicht nur auf mich, sondern war ein Erfolg der gesamten Mannschaft – insgesamt eine tolle Leistung. Am Anfang war es etwas holprig: Wir haben zu viele technische Fehler gemacht und auch zu viele Bälle verworfen. Aber die zweite Halbzeit war deutlich besser, auch dank Jonas im Tor, der uns mehr Sicherheit gegeben hat. Am Ende war es ein gutes Ergebnis für uns mit zwei weiteren Punkten.

Bericht: Peter Trojak

Bilder: Heiko Burbach

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