(wS/Red) Ferndorf/Coburg 19.12.2024 | Wenn jeder Wurf zählt: Ferndorf gegen Coburg mit Feingefühl und Feuer
Das letzte Heimspiel der Hinrunde dieses Jahr vor proppenvoller Halle, Harz, was willst du mehr.
Der TuS Ferndorf steht vor einem Spiel, bei dem die Buchmacher wahrscheinlich nicht auf die Gastgeber setzen. Aktuell rangiert Ferndorf auf Platz 7 der Tabelle mit 16:14 Punkten und einem Torverhältnis von 426:418 (+8 Tore). Der HSC Coburg liegt drei Plätze dahinter auf Rang 10 mit 15:15 Punkten und einem Torverhältnis von 445:447 (-2 Tore). Spannend: Coburg ist die erste Mannschaft in der Tabelle mit einem Minus-Torverhältnis und es gibt unter den 18 Mannschaften der Liga nur noch 3 Teams, die noch mehr Gegentore bekommen haben. Und das, obwohl ihr Keeper Petros Boukovinas 150 Paraden zu Buche stehen hat. Das sind 29,7 %. Jonas Wilde schaut da etwas besser aus, zumindest was die Quote betrifft, denn die liegt bei 33,18 %, er hat aber erheblich weniger Spielzeit gehabt. Ein kleiner Funken Hoffnung für den TuS?
Die Statistik: Harte Fakten, aber auch ein wenig Hoffnung
In bisher acht Begegnungen der beiden Teams gewann Coburg satte siebenmal, einmal gab es ein Remis. Klingt bitter, doch ein Blick auf die Heimbilanz relativiert das Ganze etwas:
• 2015 setzte es zwar ein klares 36:24 für Coburg.
• 2019 schaffte der TuS immerhin ein 20:20 – der erste Punktgewinn!
• 2021 war es beim 27:28 so knapp, dass man sich in der Stählerwiese dachte: „Da war mehr drin!“
Das letzte Aufeinandertreffen war am 24. August 2024 im DHB-Pokal und auch dieses Mal hatte Coburg mit einem 35:31 die Nase vorn. Aber: Das war damals und jedes Spiel beginnt bei null.
Coburgs Stärken: Viel Power, aber nicht unfehlbar
Bester Schütze der Coburger ist Janis Pavels Valkovskis mit 78 Toren. Allerdings leistete er sich auch 66 Fehlwürfe, ein Streuwerk, das der TuS vielleicht für Konter nutzen kann.
Gefährlich sind auch Jesper Schmidt (50 Tore, davon 30 Siebenmeter), Kapitän Merlin Fuß (46), Mikael Helmersson (45) und Bartolomiej Bis (42). Eine Top-5, die Qualität hat, aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, schließlich hat Ferndorf selbst einige heiße Eisen im Feuer.
Zudem hatte der HSC 2000 Coburg am gestrigen Abend in der ausverkauften HUK-Arena das Viertelfinalspiel im DHB-Pokal gegen HBW Balingen-Weilstetten (Tabellenvierter) und das ist so richtig an die Substanz gegangen. Nicht nur, weil Coburg 38:33 verloren hat, sondern weil das Spiel erst in der Verlängerung entschieden wurde und das hat mächtig viel Kraft gekostet. Trotzdem ist allein das Erreichen dieses Viertelfinals bereits jetzt der größte Erfolg in der Pokalhistorie des HSC 2000 Coburg.
Hoffnungsträger und ein bisschen Emotion
Der jüngste 29:24-Auswärtssieg in Hagen zeigte, was Ceven Klatt und sein Team zu leisten imstande sind. Marvin Mundus und Josip Eres waren dort auf der rechten Seite, vorne wie hinten, so überzeugend, dass Fabian Hecker gar nicht aufs Feld kam. Wenn es gelingt, diesen Flow von Hagen in die heimische Stählerwiese zu beamen, könnte das Match enger werden, als es die Statistik erwarten lässt.
Für Fynn Herzig wird es ein Wiedersehen mit alten Weggefährten, denn der Rückraumspieler wechselte vom HSC Coburg zum TuS Ferndorf. Nach 16 Jahren beim VfL Gummersbach zog es ihn 2022 zum HSC Coburg, wo er in seiner ersten Saison eine beeindruckende Bilanz aufstellte: 141 Tore in 37 Spielen. Diese starke Leistung konnte er in Ferndorf bislang nicht fortsetzen, da er mit einer Knieverletzung ins Siegerland kam, eine Blessur, die er sich im vergangenen Dezember zugezogen hatte. Aktuell laboriert Fynn noch immer an einer Verletzung, allerdings unabhängig von der früheren in Coburg. Mit einem Zweijahresvertrag in der Tasche arbeitet er nun geduldig auf sein Comeback hin und dürfte sich wohl nichts sehnlicher wünschen, als endlich wieder auf der Platte zu stehen und für den TuS alles zu geben.

Jonas Wilde nach dem Sieg gegen den VfL Eintracht Hagen.
Schlüssel zum Erfolg
Bollwerk-Abwehr, starke Torhüter, schnelle Tempogegenstöße und ein diszipliniertes Rückzugsverhalten, das sind die Zutaten, mit denen der TuS jeden Gegner in Schwierigkeiten bringen kann. Ob das gegen Coburg reicht, sehen wir am Samstagabend. Eins ist sicher: Die Jungs werden alles geben, um das Beste aus diesem Spiel herauszuholen.
Drücken wir also die Daumen und freuen uns auf ein spannendes Duell, denn am Ende zählt nicht die Statistik, sondern das, was auf der Platte passiert.
Und was am Spielfeldrand passiert, denn die vielen Trommler der Ferndorfer Füchse werden ja die Halle wieder zum Beben bringen.
Ceven Klatt: Coburg ist eine sehr gute Mannschaft, die haben die Erfahrung aus dem DHB-Pokal, wo wir nicht chancenlos waren, sie uns aber in vielen Bereichen überlegen waren, und da müssen wir einfach daraus lernen. Wir haben da zu viele freie Bälle gegen Petros Boukovinas vergeben, der für mich zu den besten Torhütern der Liga zählt, was er auch eindrucksvoll Woche für Woche untermauert. (Anmerkung der Redaktion: Er kam gestern Abend im Pokalspiel gegen Balingen nur auf 8 Paraden (18,2 %), Balingen hatte 15 Paraden.)
Wir haben Janis Valkovskis nicht gut in den Griff bekommen, der so ein bisschen der Shootingstar ist. Ich bin froh, dass wir den vollen Kader zur Verfügung haben, denn bis auf Fynn Herzig, Philip Würz und Hampus Dahlgren werden alle da sein. Alle, die auch in Hagen dabei waren, sind wieder dabei. Wir wollen schauen, dass wir eine ähnlich kompakte Abwehr hinbekommen, wie wir das gegen Hagen geschafft haben, wobei wir sicherlich auf der halblinken Position etwas offensiver agieren müssen. Unser Trainingsschwerpunkt lag allerdings in unserem Angriffsspiel, in der Kleingruppe, im Einspielen mit Marko, Marvin und Julius, in verschiedenen Konstellationen auch mit Hendrik Stock. Da wollen wir Schritte nach vorne machen, um den ganzen Kader auch in verschiedensten Formationen nutzen zu können. Merlin Fuß hat gegen uns sehr stark gespielt, aber wenn wir so verteidigen wie gegen Hagen, dann sollten wir auch Fuß in den Griff bekommen.
Gegen Hagen waren auf der rechten Seite nur Marvin Mundus und Josip Eres eingesetzt, Fabian Hecker saß auf der Bank, wird aber, Stand heute, am Wochenende spielen. Bei Coburg ist es schon so, dass sie zuletzt auch mit ein, zwei Verletzungsproblemen zu kämpfen hatten, aber es ist auch ganz klar festzumachen, dass, wenn alle da sind, wie Helmersson, Valkovskis, Fuß, wenn sie diese erste Reihe zur Verfügung haben, dann können sie wirklich gegen jede Mannschaft gewinnen. Sie sind brandgefährlich und haben eine sehr hohe Grundqualität. Ich glaube aber auch, dass wir vom Leistungsstand etwas näher an Coburg herangekommen sind. Fynn Herzig haben wir auch in die Gespräche um das Spiel einbezogen, da er ja von Coburg zum TuS kam. Er wird seit langer Zeit wieder mit in der Halle sein, es war ihm bis jetzt noch nicht möglich, Auto zu fahren, er wird am Wochenende auch gefahren. Er freut sich darauf, mal rauszukommen, da ihm die Decke so ein bisschen auf den Kopf fällt. Aber das passt dann auch, wenn er gegen seinen alten Verein mal wieder in der Halle ist.
Pressesprecher Roger Becker: Die Halle wird voll sein, die Sitzplätze sind voll belegt, es gibt nur noch Stehplatzkarten. Von daher schätze ich, es werden wieder so zwischen 1300 und 1400 Zuschauer da sein. Ich hoffe, dass es 1400 sind, denn das hieße AUSVERKAUFT.
Noch etwas zu Testspielen in der „Winterpause“: Es werden lt. Ceven Klatt zwei Testspiele stattfinden, einmal gegen Drittligist VfL Gummersbach (Fr. 24.01.2025) und gegen Erstligist HSG Wetzlar (Sporthalle am Rassberg in Neunkirchen) am 31.01.2025.
Bericht/Collage: Peter Trojak
Bild: wirSiegen Fotograf Andreas Domian
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