(wS/Red) Dormagen/Ferndorf 08.02.2025 | Wiesel im Rausch: Dormagen dominiert und lässt Ferndorf taumeln
Ein Abend zum Vergessen – TuS Ferndorf unterliegt dem TSV Bayer Dormagen mit 23:35 (12:20)
Auf geht’s, Ferndorf! Kämpfen und siegen! – Der Schlachtruf, der gestern Abend in Dormagen verhallte, ein Wunschtraum, der unerfüllt blieb. Was für ein bitterer Abend in der 2. Handball-Bundesliga: Beide Aufsteiger – HSG Konstanz und TuS Ferndorf – mussten herbe Niederlagen mit identischem Ergebnis hinnehmen. Doch an dunkle Omen glauben wir nicht. Wir glauben an die Mannschaft. Dennoch bleibt zu hoffen, dass dies ein einmaliger Ausrutscher war.
Der Spielverlauf – Ein Knockout in der ersten Halbzeit
Eine detaillierte Analyse der Spielminuten erübrigt sich, denn kein Ferndorfer Spieler erreichte sein Leistungsniveau. Entscheidend war die Phase zwischen der 16. und 30. Minute, in der die Dormagener „Wiesel“ elf Tore erzielten, während Ferndorf lediglich fünfmal traf. Ein Tiefschlag, von dem sich der TuS nicht mehr erholte.
Zusätzlich musste das Team ab der 28. Minute auf Fabian Hecker verzichten, der nach einem Foul mit Rot (2 Minuten hätten`s auch getan) vom Feld musste. In der Abwehr, im Tor und im Angriff, überall herrschte Stagnation. Und dennoch: Die mitgereisten Ferndorfer Fans hielten zu ihrer Mannschaft, ließen sich von der Niederlage nicht entmutigen.
Ein Bild brannte sich ein: Mirza Sijaric, allein auf der Gegentribüne sitzend, mit einem Gesichtsausdruck, der Bände sprach.
Ohne Julius Fanger und Daniel Hideg war die Lücke im Rückraum spürbar, die Alternativen begrenzt.
Coach Ceven Klatt versuchte, mit Marko Vignjevic Impulse zu setzen – dieser erzielte immerhin fünf Treffer –, doch die Abstimmung in Überzahlsituationen war unzureichend, wie Klatt nach dem Spiel anmerkte. Es war kein Vergleich zu den Testspielen gegen Gummersbach oder Wetzlar. Dormagen war nicht zwingend stärker – nein, Ferndorf ermöglichte dem Gegner durch eigene Fehler den Sieg. Es war eine Niederlage, die im Kopf entschieden wurde.
Und Sijaric? Er dachte nicht nur an die beiden fehlenden Rückraumspieler, sondern auch an die verletzten Fynn Herzig und Philip Würz. Besonders der langfristige Ausfall von Würz wiegt schwer, und hinter den Kulissen wird fieberhaft nach einem Ersatz gesucht. Doch die Uhr tickt – das Transferfenster schließt am 15. Februar um Mitternacht. Schnell integrierbar, teamfähig und bezahlbar muss er sein. Vielleicht ist eine Verstärkung längst im Anmarsch, oder schon da, warten wir`s ab?
Ergebnis – Der K.o.-Schlag kam früh
Das Spiel war bereits zur Halbzeit entschieden. Can Adanir, im Ferndorfer Kasten gestartet, musste nach 16 Minuten weichen, nachdem er nur zwei Paraden zeigte. Sein Nachfolger Jonas Wilde konnte das Unheil nicht abwenden. 20:12 zur Pause – eine ernüchternde Bilanz.
Im Angriff war es zum Verzweifeln. Pässe landeten im Nirgendwo, Würfe verfehlten das Tor. Mal stand es vermeintlich zu weit links, mal zu weit rechts – oder schlicht nicht hoch genug. Dormagen spielte sich in einen Rausch, angetrieben von Keeper Oberosler, der mit 13 Paraden brillierte und drei Siebenmeter entschärfte.
Zweite Halbzeit – Ein leises Hinfälligwerden
War die zweite Halbzeit besser? Ansichtssache. Wir fanden nicht. Ferndorf gelangen magere elf Treffer, Dormagen legte 15 nach. Der TuS hatte zu keinem Zeitpunkt das Momentum auf seiner Seite. Die „Wiesel“ gewannen nahezu jedes Eins-gegen-Eins-Duell, Ferndorf wirkte ideenlos. Ceven Klatt, ohnehin mit einem dezimierten Kader angereist, konnte nicht mehr ausrichten. Doch das ist keine Entschuldigung.
Nun heißt es: Krone richten, Fehler analysieren und sich auf das nächste Heimspiel gegen TUSEM Essen vorbereiten. Ein Gegner, der in dieser Saison auswärts noch nicht gepunktet hat – aber macht das die Aufgabe einfacher? Wohl kaum. Ferndorf steht am Rande der Abstiegsplätze, das Eis wird dünner.
Statistik:
- Technische Fehler: 16
- Fehlwürfe: 20
- Verworfene Siebenmeter: 3 (Dahlgren, Eres, Mundus)
- Zeitstrafen: 5
- Gelbe Karten: 2
- Rote Karten: 1
- Sicherer Siebenmeterschütze? Gab es nicht.
- Player of the Match? Gab es nicht.
- Starker Torhüter? Gab es nicht.
- Punkte für Ferndorf? Gab es nicht.
- Spieler mit Normalform? Gab es nicht.
- Enttäuschung? GAB ES
Und doch…
- Wir lieben unseren Verein.
- Wir halten zu euch.
- Wir stehen auch in schweren Zeiten hinter euch.
- Wir reisen zu Auswärtsspielen, um euch zu unterstützen.
- Wir sind TuS Ferndorf – eine Familie.
Torhüter:
- Can Adanir: 5 Paraden
- Jonas Wilde: 3 Paraden
Torschützen:
- Marvin Mundus: 7
- Marko Vignjevic: 5
- Janko Kevic: 3
- Valentino Duvancic, Mattis Michel: je 2
- Hampus Dahlgren: 2/1
- Fabian Hecker, Josip Eres: je 1
Bericht: Peter Trojak
Fotos: Andreas Domian
Stimmen zum Spiel:
Coach Ceven Klatt: Wir wollten nicht so hoch verlieren. Wir sind hierhergekommen, um uns besser zu verkaufen und im Optimalfall auch etwas mitzunehmen. Aber uns war die hohe Hypothek durch die vielen personellen Ausfälle, die wir heute hatten, bewusst.
Wir bekommen eine rote Karte in der ersten Halbzeit, haben zwei, drei Spieler, die überhaupt nicht an ihre Leistung herankommen – und dann bist du hier chancenlos.
Zur zweiten Halbzeit kann man immerhin sagen: Die Jungs geben sich nicht auf. Aber das ist auch die Mindesterwartung, die wir an uns selbst haben.
Hervorheben kann ich heute keinen Spieler. Das Torhüterduell verlieren wir deutlich: Der TSV-Torhüter kommt auf über 40 %, unsere Torhüter auf 20 %. Wir halten über das Spiel verteilt sieben Bälle, der Gegner 13 oder 14 – und das macht unheimlich viel aus.
Wir haben es zudem nicht geschafft, ein Gleichgewicht herzustellen. Marvin hat eine normale Leistung gezeigt – trotz seiner sieben Tore. Es ist aber nicht so, dass er besonders heraussticht. Er nimmt viele Würfe, bekommt viele Würfe und liegt am Ende bei 50 %, denn er hat sieben von 14 Würfen verwandelt. Das ist kein außergewöhnlicher Wert.
Hervorheben kann man aber doch Gabriel Viana, wie er in der zweiten Halbzeit verteidigt hat, war sinnbildlich für das, was wir uns vorgestellt haben. Und das trotz seiner Verletzung. Eigentlich sollte er gar nicht spielen, musste dann aber doch ran, als Fabian Hecker die rote Karte bekam.
Marvin Mundus: Wir hatten zu viele technische Fehler, viel zu viele einfache Fehler, und dazu kamen zahlreiche Fehlwürfe. In der Abwehr haben wir überhaupt keinen Zugriff bekommen. Der Gegner konnte den Ball nach Belieben bis zu den Außen durchspielen, deren Wurfsituationen nahezu immer 100-prozentige Chancen waren. Das zeigt deutlich, dass wir defensiv keinen Zugriff hatten.
Wir gehen völlig verdient und zurecht mit einem Rückstand von acht Toren in die Halbzeit. In der zweiten Halbzeit zeigte sich ein ähnliches Bild: Wir haben vielleicht etwas besser verteidigt, aber ansonsten hat sich nicht viel verändert.
Nichtsdestotrotz ist der dünne Kader keine Ausrede – in den Vorbereitungsspielen haben wir schließlich auch gut gespielt. Jetzt haben wir am kommenden Samstag die Chance, es zu Hause besser zu machen. Nein, wir MÜSSEN es besser machen! Das Spiel wird aufgearbeitet, und dann gehen wir mit einer positiven Einstellung in die nächste Partie.
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