Groß angelegte Übung der Haigerer Feuerwehren mit 145 Beteiligten – Realistische Aufgaben

(wS/fw) Haiger 29.04.2025  | „Die Haigerer Bevölkerung kann sich glücklich schätzen, eine so gut trainierte Feuerwehr in Kernstadt und den Stadtteilen zu haben“, sagten Stadtverordnetenvorsteher Bernd Seipel und Bürgermeister Mario Schramm nach einer groß angelegten Übung auf dem Gelände der Hilfsorganisationen des Lahn-Dill-Kreises in Frohnhausen. Knapp 150 Frauen und Männer aus den Haigerer Wehren beteiligten sich an der  akribisch vorbereiteten Übung und erhielten nachher viel Lob von Seipel, Schramm und weiteren politischen Vertretern (siehe Kasten auf dieser Seite). „Diese Übung war beeindruckend und gleichermaßen beruhigend, was den Brandschutz für unsere Bürger betrifft“, erklärte Schramm.

An der Übung, die unter der Leitung des Stadtbrandinspektors Andreas Dilauro und der Stabsstelle Brand- und Zivilschutz stattfand, nahmen alle 12 Wehren der Stadt in unterschiedlicher Mannschaftsstärke teil. Insgesamt kamen rund 145 Feuerwehrleute mit 36 Fahrzeugen, zwei Anhängern und fünf Abrollbehältern zum Übungseinsatz. Weitere sechs Teilnehmer schickte der Rettungsdienst Dill GmbH mit zwei Rettungswagen (RTW), zehn Helfer stellte das Jugendrotkreuz Siegen-Wittgenstein. Die Siegerländer waren für die Verletzten-Darstellung verantwortlich und stellten mit täuschend echt geschminkten Wunden verletzte Personen dar.

Knifflige Aufgaben

Bereits im Vorfeld der Übung waren von verschiedenen Wehren freiwillige Übungskoordinatoren zusammengekommen, die den Tag und die Übungsszenarien planten und später die Leitung der einzelnen Stationen übernahmen. Den Teilnehmern boten sich umfangreiche und knifflige Aufgaben, bei denen sie zeigen mussten, was sie gelernt haben. Teilweise war auch Improvisation gefragt.

Zahlreiche Stationen und Szenarien mussten von einzelnen, teilweise aber auch von allen 12 Wehren abgearbeitet werden: Los ging es mit einer Standardübung, bei der von einer Löschgruppe ein Löschangriff aufgebaut und vorgenommen werden musste. Die Wasserentnahme über Saugschläuche und eine Pumpe sowie die Vornahme von Schlauchleitungen und zwei C-Rohren zur Brandbekämpfung gehört zu den Basics, die jeder Feuerwehrangehörige beherrschen muss.

Die nächste Station war deutlich anspruchsvoller. Aus einem Kesselwagen der Bahn trat im Gleisbereich deutlich sichtbar ein flüssiger Gefahrstoff aus. Hier mussten die Einsatzkräfte die Gefahr erkennen und dann unter Zuhilfenahme von Atemschutz und Chemikalienschutzanzügen die Situation am Kesselwagen erkunden, um Maßnahmen zu treffen, wie der Produktaustritt gestoppt werden kann.

Die ersten Maßnahmen umfassten auch das Unterstellen von Behältern, um die Umweltgefahr zu reduzieren. In solch einer Einsatzlage muss außerdem ein Absperrbereich festgelegt werden, den unbeteiligte Personen nicht betreten dürfen. Weiterhin muss der Brandschutz sichergestellt werden.

Je nach Ausmaß des Geschehens könnten bei solch einem Unfall weitere Spezialkräfte aus dem Lahn-Dill-Kreis, aber auch bundesweit (Unternehmen aus der chemischen Industrie, die Gefahrstoffe produzieren und transportieren) angefordert werden. Äußerst wichtig ist es für die Feuerwehrangehörige, zu wissen, wann sie den Gleisbereich einer Bahnstrecke überhaupt betreten dürfen. Hierfür ist eine enge Abstimmung des Einsatzleiters (über die Feuerwehrleitstelle) mit der Notfallleitstelle der Bahn AG erforderlich. Erst wenn von der Bahn die schriftliche Rückmeldung vorliegt, dass der Zugverkehr auf den Gleisen eingestellt ist und bei Bedarf der Fahrstrom (immerhin 15.000 Volt!) abgestellt ist, dürfen Einsatzkräfte die Gleise betreten. Unter Umständen muss die Oberleitung geerdet werden, da die Gefahr durch den elektrischen Strom nicht unterschätzt werden darf. Außerdem entsendet die Bahn umgehend einen Notfallmanager, der den Rettern vor Ort mit Rat und Tat zur Seite steht.

Eine weitere Herausforderung war das Vorgehen bei einem realitätsnah simulierten Gebäudebrand, bei dem Menschenleben in Gefahr waren. Die Atemschutztrupps mussten schnellstmöglich einen Löschangriff aufbauen, um in das Gebäude vordringen zu können und den Brand zu löschen. Vorrangig mussten aber zwei Personen, die in dem Gebäude vermutet wurden, gesucht und gerettet werden. Nachdem diese durch das Gebäude hindurch oder zum Teil über tragbare Leitern gerettet worden waren, mussten die Personen mit  Brandverletzungen an Armen und im Gesicht behandelt werden, ehe der Rettungsdienst eintraf. Die täuschend echt geschminkten Darsteller stellten ihre Verletzungen hervorragend dar und brachten den einen oder anderen Gruppenführer unter erheblichen Handlungsdruck.

Übungen am
26 Meter hohen Turm

Am 26 Meter hohen Übungsturm auf dem Gelände trainierten die Mannschaften den Umgang mit tragbaren Leitern. Das Retten von Personen aus Zwangs- oder Gefahrenlagen über Leitern ist eine elementare Aufgabe der Feuerwehren. Das Vorgehen vom ersten bis zum dritten Obergeschoss über tragbare Leitern kann an dem Turm problemlos geübt werden. Eine Herausforderung war das Übersteigen von einer Leiter durch ein Fenster hindurch in das Gebäude hinein. Auf der Rückseite kann das Vorgehen über Balkone trainiert werden. Wenn es über das dritte Obergeschoss hinausgeht, ist oftmals die Drehleiter das beste Mittel, um Personen zu retten. Die Kräfte konnten den Umgang mit der Drehleiter üben und proben, wie man in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst schwer erkrankte Personen über eine Trage aus einem Gebäude transportiert.

Ein weiterer Aspekt ist das Selbstretten von Einsatzkräften in Notsituationen. Wenn der normale Rückweg in einem brennenden Gebäude plötzlich nicht mehr zur Verfügung steht, können sich die Feuerwehrkräfte entweder über die in Stellung gebrachten Leitern selbst retten oder aber auch aus einem Gebäude abseilen. Auch dies wird in der Grundausbildung gelehrt und wurde vor Ort geübt.

Person gerät unter umgestürzten Baum

Eine vermeintlich einfache „Erste Hilfe“-Übung war die nächste Herausforderung für die Einheiten. Die Übungsgruppen, die an der Station ankamen, um die erste Hilfe zu üben, hörten plötzlich Hilferufe aus dem Wald. Sofort musste eine Erkundung vorgenommen werden, um die Situation zu beurteilen. Im Wald wurde eine Person vorgefunden, die unter einen umgestürzten Baum geraten war. Umgehend musste unter Zuhilfenahme von Motorsägen die Rettung eingeleitet und der Patient mit einer Trage aus dem Wald transportiert werden. Das laut schreiende Opfer, das gravierende Verletzungen am Unterschenkel erlitten hatte, wurde erstversorgt. Im Verlauf der Erstbehandlung wurde eine Person bewusstlos und musste reanimiert werden. An einer Übungspuppe des DRK Dillenburg konnten die Übungsteilnehmer die Laienreanimation realitätsnah üben. Die überaus dramatische Simulation durch die Verletztendarsteller setzte die Teilnehmer einer realistischen Stresssituation aus.

Nicht fehlen durften natürlich Übungsszenarien, die leider nahezu zum Tagesgeschäft von Feuerwehren gehören. An zwei Stationen wurden Verkehrsunfälle simuliert, bei denen in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst aus Dillenburg realitätsnah Unfallopfer aus ihren Fahrzeugen befreit oder gerettet werden mussten. An einer Station verschafften sich die Einsatzkräfte durch das Entfernen von Scheiben Zugang zum Fahrzeug, um die Patienten zu versorgen und anschließend zu retten. Dabei standen die Fahrzeuge entweder auf den Rädern oder lagen, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, auf dem Dach oder der Seite. Hier war darauf zu achten, dass die Personen patientenorientiert und achsengerecht gerettet werden, um die bereits vorhandenen Verletzungen nicht noch zu verschlimmern.

An einer weiteren Station konnten ähnliche Situationen unter Nutzung hydraulischer Rettungsgeräte geübt werden, mit denen teilweise Türen oder Dächer entfernt wurden.

Selbstverständlich durfte auch die Verpflegung an diesem langen Tag nicht zu kurz kommen, hierfür zeichneten freiwillig Mitglieder des Feuerwehrvereins Offdilln verantwortlich, die eine leckere Erbsensuppe zubereiteten und Bratwürstchen vom Grill servierten. Ein herzliches Dankeschön der Organisatoren um Stabsstellenleiter Andreas Dilauro ging an die zahlreichen Helfer, die sich tatkräftig und mit Ideen eingebracht hatten, an den Rettungsdienst Dillenburg, die Verletztendarsteller, die Autoverwertung Oerter (Flammersbach), den Verpflegungstrupp, die Mitarbeiter der Stabsstelle Brand-/Zivilschutz für die Vor- und Nachbereitung und nicht zuletzt der Stadt Haiger, die für diese Übung finanzielle Mittel bereitstellte.

Wiederholung geplant

„Da die Resonanz zum Tagesablauf durchweg positiv war, dürfte dies nicht die letzte Veranstaltung dieser Art gewesen sein“, lautete das Resümee von Stadtbrandinspektor Andreas Dilauro.

 

Viel Lob von Magistrat und Parlament

Stadtverordnetenvorsteher Bernd Seipel: Bei bestem Wetter verzichteten die Retter auf die Bearbeitung des eigenen Gartens oder eine schöne Fahrradtour mit der Familie. Sie stellten ihre freie Zeit dem Training von möglichen Notfällen zur Verfügung. Ich war sehr beeindruckt von der Vielfalt der Übungsstationen und der Einsatzfreude der Kameradinnen und Kameraden.

Geübt wurden Notfälle, wie sie täglich vorkommen können und denen angemessen begegnet werden muss.

Die Haigerer Bevölkerung kann sich glücklich schätzen, eine so gut trainierte Feuerwehr in Kernstadt und Stadtteilen zu haben. Dass unsere Feuerwehrleute für ihre gefährlichen Einsätze beste und sicherste Ausstattung benötigen, ist nach diesem Übungstag noch einmal deutlicher geworden.

Bürgermeister Mario Schramm: Es war beeindruckend und gleichermaßen beruhigend, was den Brandschutz für unsere Bürger betrifft. Ich habe die Großübung aller Wehren mit großem Interesse verfolgt. Unsere Kameradinnen und -Kameraden haben hochmotiviert alle Übungsstationen durchlaufen und gezeigt, was sie können und was in ihnen steckt. Ein solches Übungsszenario erfordert auch ein entsprechendes Planen, deshalb gilt mein Dank all denen, die dies ermöglicht haben, und allen Einsatzkräften für ihre Bereitschaft, an einer solchen Übung teilzunehmen.

Auch die Stadträte Dr. Andreas Steiner, Dr. Dennis Stremmel und die CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Rebecca Neuburger Hees verschafften sich vor Ort ein Bild über die Leistungsfähigkeit der Einsatzkräfte.

Fotos: Feuerwehren Stadt Haiger
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