Kenntnisse um heimische Tierarten weitergeben

wS/si  –  Universität Siegen  –  19.07.2012  —  Die Universität Siegen hat die naturwissenschaftliche Sammlung des Wilgersdorfers  Artur Franz als Dauerleihgabe erhalten. Die präparierten Tiere sollen in der Ausbildung angehender Biologielehrerinnen und -lehrer zum Einsatz kommen  —  „Ich habe schon lange genadelte Insekten und ausgestopfte Tiere gesucht.“ Prof. Dr. Klaudia Witte ist von Haus aus Zoologin und Professorin für Biologie an der Universität Siegen. Nach präparierten Tieren aus der heimischen Region hielt sie Ausschau, um sie für die Ausbildung angehender Biologielehrerinnen und -lehrer auf dem Haardter Berg nutzen zu können. „Einer unserer Schwerpunkte ist die organismische Biologie. Damit kann man junge Leute fürs Fach begeistern.“ Und dafür sind nicht zuletzt genadelte Insekten hilfreich, die von den Studierenden bestimmt werden können.

Die Suche der Hochschullehrerin hat nun ein Ende gefunden. Denn: Die Universität Siegen hat eine Dauerleihgabe erhalten. Und die ist in der Region nicht ganz unbekannt. Sie stammt nämlich vom Wilgersdorfer Naturforscher Artur Franz. Über viele Jahre hinweg sammelte der Autodidakt, der 2003 verstorben ist, Vogeleier, Insekten und präparierte Tiere vor allem aus der heimischen Region. Im Laufe der Zeit trug er eine Vielzahl von Exponaten zusammen. Hunderte Insekten sind säuberlich in Reih und Glied genadelt und werden sorgsam in Schaukästen mit Glasdeckeln, die exakt in dafür vorgesehene Schränke passen, verwahrt. Segelfalter, Apollofalter und Schwalbenschwanz verharren im Tode einträchtig nebeneinander.  Ausgeblasene Vogeleier liegen in mit Watte ausgekleideten Setzkästen. Sie stammen von über 60 unterschiedlichen Vogelarten. Teils sind sie nahezu 100 Jahre alt. Das bringt Prof. Witte auf eine Idee: „Man könnte die Eier vermessen und mit heutigen vergleichen.“ In einem Punkt ist sich die Expertin sicher: „Damals gab es mehr Vogelarten.“ Ob sich Eiergröße, Farbe, oder Hülle im Verlauf der zurückliegenden Jahrzehnte verändert haben, können Studierende nun herausfinden.

Die umfangreiche Sammlung von Artur Franz ist für die Universität Siegen und besonders für das Fach Biologie ein regelrechter Glücksgriff. Die Familie des Verstorbenen suchte schon seit längerer Zeit nach einer geeigneten Lokalität, um die vielen Sammlergegenstände unterzubringen. Museen wurden angesprochen. Interesse bestand offenbar jeweils nur an Teilen der Exponate. Klaudia Witte: „Die Familie wollte aber die ganze Sammlung komplett in guten Händen wissen.“ Dass Insekten, Vogeleier, heimische Greifvögel  und auch ein Auerhahn, der vor etwa 150 Jahren im Siegerland lebte und ausgestopft lange Zeit in einer Gaststätte zu betrachten war, in Raum B 2003 der Uni Siegen ein neues Daheim fanden, ist der Vermittlung der Mitarbeiter des Forsthauses Hohenroth zu verdanken. Nach der Kunde fuhr die Biologin in den Wilnsdorfer Ortsteil, um mit Franz-Enkel Sascha Stettner zu sprechen und sich die Sammlung des Naturfreunds anzuschauen. Diese ist mittlerweile als Dauerleihgabe an den Campus Adolf-Reichwein-Straße umgezogen. Die Professorin: „Die Lehrenden haben von vorne den schönsten Blick auf die Leihgaben.“ Die Studierenden sitzen in U-Form davor. Die Vitrinen hatte Artur Franz selbst hergestellt. Sie sind richtig stabil: „Deshalb ist die Sammlung auch in einem guten Zustand.“  Gepflegt werden muss sie dennoch. Zweimal im Jahr wird spezielles gelbes Papier eingelegt, um die präparierten Tiere vor Parasitenbefall zu schützen. „Die Studierenden finden die Sammlung toll“, weiß Klaudia Witte zu berichten. Viele Fingerabdrücke an den Vitrinenscheiben seien ein eindeutiges Zeichen.

Von den ausgestopften Tieren der Sammlung hat Artur Franz keines geschossen oder gefangen. Auf seinen vielen Spaziergängen hat er die verendeten  Körper gefunden oder Bekannte brachten Funde vorbei. Viele Vögel wurden von ihm selbst präpariert. Die Sammlung weist wirkliche Raritäten auf. Zu finden sind beispielsweise Wasseramsel, Kreuzschnabel und Eisvogel.  Eine Gelegesammlung zeigt eine Futterstelle zur Winterzeit. Zu sehen sind Gimpel, Star, Distelfink, Rotkehlchen, Fichtenkreuzschnabel, Seidenschwanz und mehr.  Greifvögel können ebenso in den Vitrinen bewundert werden wie Hühnervögel, Eulenvögel oder Spechte und Meisen. Unter den zusammengetragenen Laufkäfern haben etliche nichts an ihrer schillernden Farbpracht eingebüßt.

Artur Franz wollte mit seiner Tätigkeit die Tier- und Pflanzenwelt des Siegerlandes abbilden. Seine Sammlung trägt nun dazu bei, angehenden Lehrerinnen und Lehrern und durch diese wiederum unzähligen Schülerinnen und Schülern das Wissen um heimische Tierarten weiterzugeben. „So werden die Exponate gesehen und genutzt. Das ist aus unserer Sicht die optimale Lösung“, war von Sascha Stettner zu erfahren. Anliegen des Großvaters sei es immer gewesen, dass die Sammlung dazu diene, jungen Menschen Kenntnisse über die Siegerländer Tierwelt zu vermitteln. Auch die Federsammlung, die noch in Wilgersdorf verblieben ist, soll an die Universität Siegen umziehen.

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