(wS/oo) Siegen – Bauarbeiter aus dem Sauer- und Siegerland machen ihrem Ärger Luft – und zwar per „Open-Air-Event“: Sie starteten einen „Bau-Flashmob“. Und zwar ausgerechnet dort, wo sich samstags die „Siegener Bauherren“ treffen – neben dem OBI-Baumarkt in Weidenau.
Das Ganze stand unter dem Motto: „Wir zeigen, wo der Hammer hängt!“ Hinter der „hammerstarken Aktion“ stand die IG BAU Westfalen Mitte-Süd. „Wir werden ungewöhnliche Dinge tun. Und das hat seinen Grund: Der Haussegen auf dem Bau hängt nämlich schief. Es ist eine Mischung aus Wut und Frust, mit der die Bauarbeiter morgens auf die Baustellen kommen“, sagt der Vize-Chef der IG BAU Westfalen, Sven Bönnemann der extra aus Dortmund gekommen war.
Der „Bau-Flashmob“ sei der „pure Protest“ heimischer Bauarbeiter gegen die laufenden Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe. Diese sind, so die IG BAU, ins Stocken geraten. Die Arbeitgeber zeigten kaum Entgegenkommen. „Den Bauarbeitern im Sauer- und Siegerland geht es um eine Lohnerhöhung. Hier schalten die Bau-Bosse auf stur. Sie haben sich lediglich zu einem mickrigen ‚Cent-Angebot’ durchgerungen, von dem sie wissen, dass es unannehmbar ist“, sagt Sven Bönnemann.
Die IG BAU fordert ein Gesamtpaket, bei dem ein Plus von 7 Prozent steht. In diesem Jahr werde die Bauwirtschaft schließlich kräftig wachsen – um voraussichtlich 3,5 Prozent, so der Vize-Regionalleiter der IG BAU Westfalen. Da sei es nur konsequent und notwendig, dass die Löhne am Bau mit der allgemeinen Entwicklung Schritt halten müssten. „Insgesamt geht es um mehr Lohn.
Aber auch um eine Erhöhung der Fahrtkostenerstattung“, Dabei gehe es um die Fahrten zu den Baustellen, für die die Bauarbeiter Tag für Tag ihren Privatwagen nutzen. „Hohe Spritpreise machen ihnen enorm zu schaffen. Hier sind die Arbeitgeber bei steigenden Fahrtkosten nicht bereit, auch nur einen Cent mehr dazuzugeben“, sagt Bönnemann. Der IG BAU ebenfalls ein Dorn im Auge: Die Forderung der Arbeitgeber nach einer Verlängerung der Arbeitszeit auf 10 Stunden pro Tag, wenn es zum Beispiel um den Straßen- oder Gleisbau geht.
„Den Bau-Bossen ist es egal, ob ein Bauarbeiter morgens um 5 Uhr oder schon um 4 Uhr aufstehen muss, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Hauptsache 10 Stunden durchschuften. Aber das kann’s nicht sein. Da machen wir nicht mit“, sagt der Vize-Regionalleiter der IG BAU Westfalen. Die wirft den Arbeitgebern vor, bei den Tarifverhandlungen „das soziale Empfinden einer Betonwand“ an den Tag zu legen: „Die Bau-Bosse haben nur eines im Kopf: ihren eigenen Profit. Sie weigern sich bei einer ganzen Reihe von Punkten, den Beschäftigten auch nur einen Millimeter entgegenzukommen.“
Genau diese „Profitgier-Liste“ der Bau-Arbeitgeber steht im Mittelpunkt des „Bau-Flashmobs“ in Siegen. Zu den Streitpunkten gehören, so die IG BAU Westfalen Mitte-Süd, auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Hier seien Bauarbeiter betroffen, die von weither auf die Baustellen nach Südwestfalen kommen.
„In Siegen arbeiten, heißt auch in Siegen schlafen. Und das geht ins Geld, wenn man sich extra ein Zimmer mieten und selbst verpflegen muss. Die Bau-Bosse weigern sich, für Beschäftigte auf Fernbaustellen auch nur einen Cent zusätzlich locker zu machen. Seit mehr als zehn Jahren tut sich da nichts. Die Summe ist bei 34,50 Euro pro Tag wie eingefroren. Mit dem Geld kommt man längst nicht mehr klar. Selbst dann nicht, wenn man auf einem Campingplatz übernachtet. Viele der heimischen Bauarbeiter würden das Problem kennen – und es im Portemonnaie merken. „Es ist schon ziemlich dreist, wenn die Arbeitgeber von den Beschäftigten verlangen, für ein Zimmer und die Mahlzeiten selbst immer tiefer in die Tasche zu greifen“.
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