Schiff ahoi! Mit einem historischen Flugboot über Siegerland und Westerwald

Luftaufklärung mit der „Catalina“: Wasserlandung auf der Breitenbach-Talsperre aber nicht möglich

(wS/jh) Burbach/Breitscheid. Selbst nach starken, lang anhaltenden Regenfällen dürfte der Pegel auf der Runway des Breitscheider Flugplatzes kaum hoch genug sein, um diesem „Oschi“ eine Wasserlandung zu ermöglichen. Und das gilt auch für die Start- und Landebahn auf dem benachbarten Siegerlandflughafens. Letzterem kommt bei diesem Unternehmen eine Art Schlüsselstellung zu. Die Besatzung des mächtigen Flugbootes weiß sich nämlich zu helfen. Die historische Maschine ist zusätzlich mit einem konventionellen, ausklappbaren Fahrwerk ausgestattet, das ihr eine Niederkunft auf landgestützten Pisten wie der auf der Lipper Höhe ermöglicht. Und damit stünde einem Besuch dieses historischen Kleinodes im Dreiländereck theoretisch nichts entgegen. Praktisch auch nicht. Wobei „Klein“ allerdings schon etwas untertrieben scheint.

Catalina-Foto_JohnRedeker

73 Jahre hat der imposante Aqua-Bomber auf den Holmen. Vom Siegerlandlfughafen aus startet er zu Rundflügen. Zwei 1200 PS-starken Pratt & Whitney-Motoren bringen den Veteranen auf Touren. (Foto: John Redeker)

Mit der PBY-5A „Catalina“ kann die Luftsportgruppe Breitscheid-Haiger ein erstes Highlight für ihre am 29. und 30. August nächsten Jahres geplante Internationale Airshow ankündigen. Und das ist natürlich erst der Anfang. Die betagte Konstruktion wird auf Siegerland starten und landen, zwischendurch das Flugtagpublikum im benachbarten Breitscheid beglücken und vor allem erlebnishungrige Passagier über Westerwald und Hickengrund fliegen.

Dieses imposante, fast 20 Meter lange Amphibienflugzeug, das vollbeladen 16 Tonnen auf die Waage bringt und über eine Flügelspannweite von stattlichen 31,70 Metern verfügt, ist weltweit das älteste noch flugfähige Exemplar seiner Art. Und das, obwohl zwischen 1935 bis 1945 insgesamt 3.272 Stück von ConsolidatedAircraft in den USA gebaut worden waren. So viel wie sonst von keinem anderen Flugboot. Anno 1941 vom Stapel gelaufen, sieht man diesem von zwei mächtigen, 1200 PS-starken Pratt & Whitney-Motoren angetriebenen Veteranen sein wahres Alter nicht an. Im (Über-)Flug bietet diese so außergewöhnlich designte Maschine einen Anblick, der jedem Aero-Enthusiasten an die Seele rührt. Und beim Zuschauen und Beobachten allein braucht es nicht zu bleiben. Es besteht die seltene Chance, als Passagier ein paar luftige und sicherlich unvergessliche himmlische Runden mit und in diesem Teil zu drehen. 15 Fluggäste finden in dem voluminösen Bauch der „PBY“ (= „Patrol Bomber“) bequem Platz. Zwei „Blisters“ (seitliche Glaskuppeln) im hinteren Rumpfteil ermöglichen einen herrlichen Panoramaausblick auf die Umgebung.

Catalina-_Foto_Philipp_Prinzing

Ein stattlicher Brummer: 15 Passagiere finden im Bauch des historischen Catalina-Flugbootes bequem Platz. Für Aero-Enthusiasten ist ein Mitflug ein Erlebnis, das an deren Seele rührt. (Foto: Philipp Prinzing)

Buchbar sind die jeweils 30 Minuten dauernden Rundflüge auf der Internetseite der Airshow-Veranstalter unter www.airshow-breitscheid.de. Und wer dieses einmalige Vergnügen lieber etwas intensiver und länger auskosten möchte, hat die Möglichkeit, sich für einen der beiden Ferryflüge (Hin- und Rückflug) einzuschreiben. Die Catalina kommt aus den Niederlanden und kehrt nach ihrem Breitscheid/Burbacher Gastspiel auch zu ihrer Heimatbasis auf dem Flugplatz Lelystadt zurück. Auf dem Siegerlandflughafen wird sie temporär deshalb vor Anker gehen, weil der Airport über eine entsprechend lange Piste zum Landen und Starten verfügt, die in Breitscheid so nicht vorhanden ist.

Catalina-_Foto_Stephane_Mutzenberg

Cockpit-Perspektiven: Das Interior zeigt, dass das imposante Amphibienflugzeug aus einer anderen Zeit stammt. Gesteuert wird es von einer zweiköpfigen Besatzung. (Foto: Stephane Mutzenberg)

Wasserlandungen, wie in ihrem Heimatland auf dem Ijsslemeer üblich, sind auf dem Westerwald und im Siegerland natürlich nicht drin. Heisterberger Weiher oder Breitenbach-Talsperre scheiden dafür von vornherein aus. In Deutschland ist solches sowieso nur an ganz wenigen, ausgesuchten Orten statthaft. Das Amphibienflugzeug ist übrigens in den Originalfarben des holländischen Marine Luchtvaart Dienstes (MLD) lackiert. Die niederländischen Marineflieger unterhielten zwischen 1941 und 1958 insgesamt 79 dieser Maschinen. Ebenso flogen Catalinas bei er KLM. Die meisten wurden, nachdem sie ihren Zenit überschritten hatten, verschrottet. Erst in den vergangenen Jahren hat man erkannt, was für ein Frevel das war und besinnt sich wieder auf die großen, luftfahrthistorischen Traditionen. Eine solche Maschine zu restaurieren und zu erhalten, ist zwar extrem aufwändig, aber eine dankbare und lohnende Aufgabe. Dieser widmet sich in Holland eine eigens zu diesem Zweck gegründete Stiftung. Weitere Informationen darüber: www.catalina-pby.nl

Catalina-innen-_Foto_JohnRedeker

Sitzkomfort in betagter Zelle: In bequemen Sitzen lässt sich die himmlische Sightseeing-Tour genießen. Im hinteren Rumpfteil gibt es außerdem zwei seitliche Glaskuppeln, die einen herrlichen Panoramaausblick auf die Umgebung ermöglichen. (Foto: John Redeker)

Flugboote dieses Typs, die es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h bringen, wurden während des 2. Weltkriegs zur U-Bootjagd, zur Sicherung von Geleitzügen und ob ihrer großen Reichweite von 4055 Kilometern auch zur Fernaufklärung eingesetzt. Sie konnten fast 24 Stunden in der Luft bleiben. Auch als Löschflugzeuge leisteten sie gute Dienste. Während der Berlin-Blockade waren einige Exemplare unter britischer Flagge als „Rosinenbomber “ im Einsatz und wasserten als solche auf der Havel. Aber auch der berühmte Unterwasser-Guru Jacques-Yves Cousteau benutzte eine „Catalina“ bei seinen Tauchexpeditionen.

.

Anzeige/Werbung – Jetzt clever werben bei wirSiegen.de – Infos hier
[adrotate group=“3″]

[plista widgetname=plista_widget_slide]