Politik, Verwaltung und Praxis erhoffen sich positive Effekte von „Bildungslandschaften“. Ein neues Forschungsprojekt der Uni Siegen und der TU Berlin überprüft diese Schnittfelder von Bildungspolitik/-praxis und Stadtentwicklung.
Siegen (wS/pm) | Wenn in Deutschland eine Schule zu einer Ganztagsschule erweitert wird, planen viele Städte direkt die Kooperation mit einer Jugendeinrichtung, einer Bibliothek oder einer Gartenanlage inklusive Ruhemöglichkeiten mit ein. Es entsteht eine Bildungslandschaft, eine Schnittstelle zwischen Bildung und Stadtentwicklung. Von Bildungslandschaften erhoffen sich Politik, Verwaltung und Praxis viele positive Effekte, beispielsweise eine bruchlose Bildungsbiographie für junge Menschen. Aber welche Effekte genau sind erwartbar? Das erheben Forscherinnen und Forscher der Universität Siegen und der TU Berlin in einem neuen Forschungsprojekt.
Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 320.000 Euro gefördert. Die Summe teilt sich zu gleichen Teilen auf die beiden Partner auf. Die Projektlaufzeit beträgt zwei Jahre, der Startschuss erfolgte am 1. Oktober 2014.
Das Projekt „Lokale Bildungslandschaften und Stadtentwicklung. Schnittstellen & Verflechtungen“ ist interdisziplinär angelegt. „Die Besonderheit ist, dass hier Grundlagenforschung von unterschiedlichsten Disziplinen gestaltet wird“, sagt Prof. Dr. Thomas Coelen vom Siegener Zentrum für sozialwissenschaftliche Erziehungs- und Bildungsforschung (SiZe). Stadtplaner und Erziehungswissenschaftler arbeiten zusammen, um mögliche Effekte bei der Kombination von Bildung und Stadtentwicklung zu erörtern. Forschungspartner ist Prof. Dr.-Ing. Angela Million (Fachgebiet Städtebau und Siedlungswesen) vom Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin.
An der Universität Siegen sind in der Fakultät II mit Erziehungswissenschaften und Architektur unterschiedliche Fachgebiete verbunden. „Dieses Thema ist durch die Mischung unserer Fakultät entstanden, es ist deshalb auch ein wichtiges hochschulinternes Signal“, sagt Prof. Coelen.
„Wir untersuchen, was sich die Akteure aus Politik, Verwaltung und Praxis davon versprechen, Bildungslandschaften zu gestalten. Es geht darum, was die Stadt der Zukunft schon heute braucht“, sagt Prof. Million. Bildungspolitik und Stadtentwicklungspolitik werden auf drei Ebenen beleuchtet: Bund, Länder und Kommunen. Auf der Kommunalebene werden acht Standorte durch konkrete Fallstudien untersucht. Die Erweiterung einer Kita, der Umbau eines Jugendzentrums, die neue Ganztagesschule – das Projekt analysiert systematisch und empirisch die Verflechtungen zwischen Bildung, Sozialer Arbeit und Stadtentwicklung.
Im Projekt geht es zum einen um die inhaltlichen und räumlichen Schnittstellen und Verflechtungen. Zum anderen aber auch um die Erwartungen, die Entscheider bei der Entwicklung von Bildungslandschaften haben. „Wie stellen sich die Akteure in Politik, Verwaltung und Praxis die Zusammenarbeit vor, was versprechen sie sich davon – lokal und bundesweit? Der Bau oder die Erweiterung einer Kita im städtischen Kontext bewirkt etwas. Diese Effekte möchten wir untersuchen, aber auch die Motive, warum diese Schnittstellen geschaffen werden“, sagt Prof. Million. Dazu werden beispielsweise in den Städten Gespräche mit dem Bauamt und dem Jugendamt geführt, um Motive und Erwartungen zu systematisieren.
Das Ziel ist eine neue, interdisziplinäre Betrachtung von Bildung und Stadtentwicklung. Positive Zusammenhänge werden von der Gesellschaft erwartet, der Stadtraum hat sich als eine wichtige Dimension von Bildung etabliert. Diese positiven Zusammenhänge zwischen Bildung und Stadtentwicklung sind bisher allerdings nicht belegt, sie sollen nun rekonstruiert und im Kontext analysiert werden.
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