(wS/uni) New York/Siegen 04.05.2016 | „Ein Atomprogramm ist das Recht eines jeden Staates, alle Sanktionen sind deshalb unberechtigt“. Diese politische Position vertritt Nordkorea – und auch eine Gruppe von 14 Studierenden der Universität Siegen. Im Rahmen der Konferenz „National Model United Nations“ (NMUN) kamen Ende März 2500 junge Menschen in New York zusammen, um eine Woche lang die Arbeit der Vereinten Nationen nachzustellen.
Dass die Siegener in diesem Jahr Nordkorea vertreten durften, freute vor allem Gerrit Pursch, Koordinator des MUN-Programms an der Uni: „Das Land stand schon lange auf unserer Liste, weil es in den Vereinten Nationen polarisiert. Zudem ist es sehr facettenreich und kantig, weshalb es auch eine Herausforderung für uns war.“
Die Siegener Teilnehmer/innen, die aus allen vier Fakultäten stammen, hatten die Aufgabe, in die Rolle Nordkoreas zu schlüpfen und Verhandlungen so zu führen, wie es das Land in der Realität tun würde. Dies machten die Studentinnen und Studenten so gut, dass die Gruppe zwei Preise für ihre herausragenden Positionspapiere und eine Auszeichnung für die „Overall Performance“, die sich auf die gesamte Siegener Delegation bezieht, erhielten. „Dass wir so kreativ und kontrovers sein konnten, hat sehr viel Spaß gemacht. Es hat uns aber gleichzeitig auch enorm gefordert, weshalb wir sehr stolz auf unsere Awards sind“, sagt Zacharia Orth, Student des Wirtschaftsingenieurwesens.
Um bei der Konferenz so erfolgreich abschneiden zu können, war viel Zeitaufwand und Arbeit nötig. Neben dem Schreiben der Positionspapiere und der Vorbereitung auf besonders schwierige Fragen wurde aber auch darauf geachtet, dass das Team mithilfe von verschiedenen Events gestärkt wurde. „Unsere Gruppe war fantastisch. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und jeder bekam Bestätigung in dem, was er getan hat“, sagt Miriam Holtkamp, Studentin der Sozialwissenschaften.
Und wie ist es, ein Land wie Nordkorea zu vertreten? „Zwar hatten wir unsere Freiheiten, da Nordkorea nicht viel über sich preisgibt und somit auch nicht viel Wissen über ‚uns‘ existiert, allerdings mussten wir uns auch oft gegen Anfeindungen wehren. Vor allem die amerikanischen Studentinnen und Studenten, die die Konferenz eher als einen harten Wettkampf ansehen, haben oft versucht uns aus dem Konzept zu bringen“, erklärt Orth.
Denken wie Kim Jong-un
„Außerdem war die Vorbereitung nicht so einfach, wie in den letzten Jahren, da man beispielsweise nicht problemlos zur nordkoreanischen Botschaft gehen und Fragen stellen kann“, ergänzt Pursch. Denken und Handeln mussten die Siegener Studierenden also wie Nordkoreas Staatsoberhaupt Kim Jong-un, und so glaubwürdig nach außen transportieren, dass ihr System keine Schwächen aufweist und vom Westen unberechtigterweise schlecht dargestellt wird.
An dem Jahresprogramm teilgenommen haben die Studierenden aus ganz unterschiedlichen Gründen: Ob relativ spontan, um Spaß mit Menschen aus der ganzen Welt zu haben, aus Interesse an Politik oder um ihren Horizont zu erweitern. „Es macht Spaß, neue Dinge gemeinsam mit Menschen aus der ganzen Welt zu lernen. Vor allem auch darüber, wie die internationale Politik funktioniert“, sagt Rhys Scott (Heimatland Großbritannien), der Maschinenbau studiert.
Und in einer Sache sind sich alle einig: Das Programm können sie jedem uneingeschränkt empfehlen, weil nicht nur die Gruppe, die sich aus neun Nationen zusammengesetzt hat, hervorragend war, sondern auch die Erfahrungen, die man gemeinsam gemacht hat: „Man lernt Kompromisse zu schließen, auch mal neu anzufangen, wenn etwas nicht klappt, andere von seiner Meinung zu überzeugen und natürlich auch die Arbeit im Team“, sagt Miriam Holtkamp.
Seit 2009 nimmt die Universität Siegen an der Konferenz in New York teil und hat kurz danach auch ein eigenes „Model United Nations“- Programm (MUN Siegen) gestartet. „ Die Vereinten Nationen bilden den idealen Gegenstand für eine akademische Simulation. Unser Ziel ist, dass die Studentinnen und Studenten an ihren Aufgaben wachsen. MUN Siegen bietet bereits im Studium für alle Studierenden somit an den eigenen professional skills zu arbeiten und sich auf die globaliserte Arbeitswelt von heute vorzubereiten“, betont Gerrit Pursch.
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