Aerofreuden zwischen un-verKlemm-ten Oldies, dicken Brummern und Modell-Jets im XXL-Format

Das war’s! 7.000 Besucher erlebten „Faszination Luftsport“ auf dem Siegerlandlfughafen

Ein Beitrag von Jürgen Heimann

(wS/jh) Burbach 29.05.2018 | Während es rundherum donnerte, krachte und blitzte als würde die Welt untergehen, war selbige auf der Lipper Höhe heil und in Ordnung. Andernorts tobten die Elemente, hier herrschte eitel Sonnenschein. Zumindest so lange, bis der Programmvorhang fiel. Danach war es egal. Insofern konnten die Piloten des Vereins für Flugsport Geisweid (VfF) ihre Hangartore in der beruhigenden Gewissheit verriegeln, vielen tausend Menschen die schönste Nebensache der Welt, das Fliegen, auf sympathische und spannende Art und Weise näher gebracht zu haben.

Dem brennt der Kittel! Aber das sind keine Kondensstreifen. Toni Eichhorn jagt pro Minute drei Liter Paraffin durch die Düsen. Der Kunstnebel unterstreicht die Flugfiguren eindrucksvoll. Unter der Cowling seiner drei Tonnen schweren T-28 wiehern 1425 Pferde. (Fotos: Stefan Schmoll)

Zwei ereignisreiche Tage liegen hinter ihnen und ihrem Publikum. Etwa 7.000 begeisterte Zaungäste dürften es gewesen sein, die am vergangenen Samstag und Sonntag die Hälse gen Himmel reckten. Dort nämlich spielte die Musik. Und sie war kreativ und phantasievoll durchkomponiert. Im nordöstlichen Sektor des Siegerlandflughafens, dort, wo der VfF zu Hause ist, war eine stattliche Flugzeugarmada an den Start gerollt. Große Kisten, kleine Kisten, Boliden, filigrane und nur auf den ersten Blick gebrechlich wirkende Konstruktionen aus den Kindertagen der Luftfahrt, Oldies , Drehflügler, Unikate und High-Tech-Flitzer.

Spielwiese für Alt und Jung

„Faszination Luftsport“ lautete das Motto. Die Veranstalter hatten entsprechend aufgefahren. Das weitläufige Areal bot Akteuren und Zuschauern eine optimale und vor allem familiengerechte Spielwiese. Auch an die Jüngeren unter den Besucher war mit entsprechenden Mitmach-Angeboten Fahrgeschäften, Hüpfburgen und anderen Aktionsangeboten gedacht worden. Sie hatten keine Langeweile. Die Großen übrigens auch nicht. Als angenehm erwies sich dabei, dass die Abfolge an luft- und bodengestützten Aha-Momenten nicht in ein eng getaktetes zeitliches Korsett gezwängt worden war. Es ging ganz entspannt zu. Stressfrei.

Besuch aus der Nachbarschaft. „Tante Emmi“ kommt direkt aus dem Beauty-Salon. Die Freunde von der Eisernhardt haben ihr Flaggschiff liften lassen und vo Grund auf überholt.

Drei Tonnen Eleganz und Dynamik

Dass die als „Display-Queen“ angekündigte P-51 nicht herandröhnen konnte – bei dem Vertreter aus der Königsklasse der Warbirds hatte man am Abend zuvor ein Fahrwerkschaden festgestellt – war zwar schade, ließ sich aber verschmerzen. Es gab genügend andere fliegende Highlights, die bewundert werden wollten. Und dazu zählt Toni Eichhorn mit seiner wuchtigen T-28 B „Trojan“ allemal. In den Händen des praktizierenden und in den Diensten der Lufthansa stehenden A 320-Kapitäns gewinnt dieser fast 3 Tonnen schwere und 63 Jahre alte Wuchtbrummer an spielerischer Leichtigkeit, sportiver Eleganz und Dynamik. In der Luft ist der ehemalige Militärtrainer behände wie eine Katze. Die 1425 Pferdchen unter der Cowling wollen schließlich etwas zu Wiehern haben.

Ein ziemlich kapitaler Watz: Die Menschen vor dem 63 Jahre alten North American-Trainer erlauben einen Größenvergleich und vermitteln einen Eindruck, welche Ausmaße der durstige Wuchtbrummer tatsächlich hat. Im Gepäckfach der T-28 kann ein Erwachsener aufrecht stehen.

Nicht ganz so viele Kilos auf die Waage bringen Arnim Rieckers Suchoi-Acro Su-29, die pfeilschnelle Glasair 3 von Andy Brühl oder die SIAI Marchetti von Nico Niebergall. Letzterer hatte sich deutlich verspätet, weil sich ihm, vom Bodensee kommend, unterwegs bedrohliche Unwetterfronten in den Weg gestellt hatten. Der junge Überflieger machte das aber durch eine spektakuläre Show wieder wett und sorgte so für einen krönenden Abschluss der aero-tischen Party. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Papa Ralf kann stolz auf seinen Junior sein.

Die Champions-League der Modellfraktion

Das können auf ihre Leistungen auch die zahlenmäßig stark vertretenen Kollegen der Modellflug-Fraktion. Mit dem Red Bull Acrobatic-Team Fuchs, dem Synchron-Team „Nobody“ und dem Team „Warbirds“ hatten die Gastgeber gleich drei in der Szene besonders exponierte Crews gewinnen können. Und sollte unter den Zuschauern tatsächlich noch der ein oder andere gewesen sein, der meinte, mit einer gewissen Überheblichkeit auf Fernsteuer-Piloten im Allgemeinen herabblicken zu müssen, hier wurde er eines Besseren belehrt. Das war Weltklasse. Hut und Mütze ab!

Drei Marineflieger , und weit und breit kein Meer in Sicht. Die F-104 „Starfighter“ des Red Bull Acrobatic-Team Fuchs sind über drei Meter lang und selbstverständlich mit Strahltriebwerken ausgerüstet.

Die „Bonsai“-Flieger waren nicht nur von ihren Ausmaßen und ihrer den Originalen nachempfundenen Detailgenauigkeit echte Hingucker. Ungeübte sollten erst gar nicht daran denken, es denen, die sie steuerten, nachmachen zu wollen. Für so etwas braucht man nicht nur Talent, sondern auch viele, viele Jahre Erfahrung. Und Reflexe wie ein echter Jetpilot. Über den Begriff „Bonsai-Flieger“ sollten wir bei Gelegenheit auch noch mal reden.

Im Netz gibt es ein sehr schönes Video, das anschaulich dokumentiert, wovon die Rede ist. Es zeigt Robert Fuchs, Sebastian Fuchs und Tim Stadler bei einer Vorführung anlässlich eines RC-Scale-Treffens im Tessin im September vergangenen Jahres. Eine ähnlich faszinierende Show mit demselben Equipment lieferte das Trio in Burbach ab. Nebenbei bemerkt: Die Donnervögel sind fast drei Meter groß und selbstverständlich mit echten Strahltriebwerken ausgestattet.

Neuer Stern am Klassik-Himmel

Die Modeller hatten noch mehr zu bieten. Eine „Concorde“ beispielsweise, eine F4U „Corsair“, zwei L-39 oder eine „Super-Connie“. Ja und einen „Alouette II“, wie sie, lang, lang ist her, in großer Stückzahl auch mal in den Farben der Heeresflieger durch den deutschen Luftraum knatterte, war ebenfalls am Start. Bernhard Adelberg brachte den mit seinem charakteristischen Gittermast-Rumpf ausgestatteten Rotor-Klassiker auf Touren. Während es ein paar Meter nebenan Hubschrauber in echt gab. Allerdings solche der neueren Generation. Kay Stabenow hob mit seinem Jet-Ranger pausenlos zu Passagierrundflügen ab.

Sehenswert war auch der neue Stern am Himmel der Sterntaktler. So der Name der am Siegerlandlughafen beheimateten Oldtimer-Gemeinschaft. Jan Diehl ließ ihn leuchten, den Stern. Eine prächtige alte silberfarbene Klemm 35. Der Tiefecker, ein Import aus Schweden, hat 77 Jährchen auf den Holmen.

Da klemmt nix. Die Kl 35 D ist der neueste Stern im Stall der Sterntaktler. Jan Diehl ließ ihn leuchten. Die Klemm hat 77 Jahre auf den Holmen.

Das alles soll keine Eintagsfliege gewesen sein. In spätestens zwei (oder drei) Jahren heißt es dann wieder: Gleiche Welle gleiche Stelle. The same procedure…

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