Untere Naturschutzbehörde verurteilt Diebstahl von geschützten Pflanzen
(wS/red) Burbach 19.06.2018 | Unbekannte haben jetzt im südlichen Siegerland auf einer Fläche von ca. 2 ha fast alle dort vorkommenden Orchideen und Trollblumen ausgegraben und gestohlen. „Damit wurde unserem einzigartigen Naturraum und der Artenvielfalt ein großer Schaden zugefügt“, sagt Dr. Heinz Meyer, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein: „Der Diebstahl von besonders geschützten Pflanzen – und dazu gehören u.a. alle Orchideen und Trollblumen – ist kein Kavaliersdelikt! Wer solche Pflanzen aus der freien Natur herausnimmt, begeht zumindest eine Ordnungswidrigkeit, in bestimmten Fällen sogar eine Straftat.“ Im konkreten Fall schließt die Untere Naturschutzbehörde auch nicht aus, dass gewerbliche Diebe zugeschlagen haben. „Dafür spricht zum einen die große Zahl der entwendeten Pflanzen“, sagt Dr. Meyer, „zum anderen werden Orchideen als sogenannter „Salep“ auch in der Lebensmittelbranche als Geliermittel verwendet.“
Die jetzt betroffene Fläche wird von der Familie Ortelbach in Burbach-Oberdresselndorf im Rahmen des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet. Es handelt sich um artenreiche Wiesen am Rande des Naturschutzgebietes „Weier- und Winterbach“. Die Gemeinde Burbach ist einer der artenreichsten Natur- und Landschaftsräume nicht nur im Kreis Siegen-Wittgenstein, sondern in ganz NRW. Das belegt auch der hohe Anteil von FFH- und Naturschutzgebieten an der Gesamtfläche der Gemeinde – immerhin 16 Prozent. Ein großer Anteil der landwirtschaftlichen Flächen wird von den Landwirten zur Erhaltung der Artenvielfalt im Vertragsnaturschutz bewirtschaftet. „Wir freuen uns sehr über unseren großartigen Naturreichtum und bemühen uns darum, ihn zu erhalten.“, bekräftigt Bürgermeister Christoph Ewers. „Umso trauriger, wenn dann etwas Derartiges geschieht.“
„Durch das Ausgraben der Pflanzen werden automatisch auch weitere Pflanzen im Umfeld zerstört. Beides führt dazu, dass die heimische Pflanzenwelt deutlich verarmt“, erläutert Dr. Meyer: „Durchschnittlich hängen sieben Tierarten von einer Pflanzenart ab, z.B. als Ort zur Nahrungsaufnahme oder zur Eiablage, als Versteckmöglichkeiten oder zur Überwinterung. Deshalb ist der tatsächliche Artenverlust durch die Pflanzendiebstähle beträchtlich.“
Sollten Privatpersonen die Pflanzen für den eigenen Vorgarten gestohlen haben, werden sie nicht viel Freude daran haben, prophezeit Dr. Meyer. Denn die in der freien Natur entnommenen Arten finden in Gärten oft keine optimalen Standortbedingungen. Nährstoffangebot, Feuchtigkeit des Bodens, Sonneneinstrahlung oder Symbiose mit Bakterien entsprechen nicht den Bedürfnissen der Pflanzen: „Sie wachsen nur kümmerlich oder sterben nach kurzer Zeit ab. Deshalb sollten besonders Gartenbesitzer darauf verzichten, geschützte Arten aus der freien Natur zu entnehmen und in den eigenen Garten zu setzen“, so der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde.
Dr. Meyer weist zudem darauf hin, dass durch die illegale Entnahme auch ein Schaden für die Gesellschaft insgesamt entsteht: „Die artenreichen Kulturlandschaft im Kreisgebiet macht Siegen-Wittgenstein zu einem attraktiven Naturraum für Naherholung und Tourismus. Das fördern wir auch, um solche Naturschätze für uns und die nachfolgenden Generationen zu erhalten.“ Deshalb appelliert die Untere Naturschutzbehörde auch an Natur- und Pflanzenfreunde, die wild wachsenden Blumen ausschließlich dort zu bewundern, wo sie natürlicherweise vorkommen und für die natürliche Lebensgemeinschaft unverzichtbar sind.
Die Kreisverwaltung betont, dass sie ausdrücklich auch für Hinweise dankbar ist, die im konkreten oder in ähnlichen Fällen helfen, Pflanzendiebe zu ermitteln. „Wir müssen ausschließen, dass sich ähnliche Fälle wiederholen, da die Erhaltung der natürlichen Artenvielfalt eine Kernaufgabe des Naturschutzes darstellt“, so Dr. Meyer.
So dürfen unter anderem auch Eisenhut, Akelei, Arnika, Nelken, Enziane, Schwertlilien, Lilien, Fieberklee, Läusekraut, Steinbrecharten, Trollblumen und alle Orchideenarten unter keinen Umständen von ihren natürlichen Standorten entfernt werden.
Für Rückfragen stehen die Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde zur Verfügung: Dr. Heinz Meyer, Tel: 0271 333-1817; Michael Gertz, Tel: 0271 333-1839.
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