Siegen – „Klick in die Vergangenheit“: Zerstörung des Klubb

(wS/red) Siegen 28.03.2019 | Stadtarchiv Siegen erinnert an die Zerstörung des Klubbs vor 150 Jahren

Die markante Häusergruppe Klubb in der Siegener Oberstadt ist vielen Siegenerinnen und Siegenern auch heute, 150 Jahre nach der Zerstörung durch einen Großbrand, noch ein Begriff. Die dramatischen Ereignisse in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1869, als das Gebäudeensemble den Flammen zum Opfer fiel, sind Thema des neusten „Klicks in die Vergangenheit“ des Stadtarchivs Siegen.

Der Klubb befand sich auf Grundfläche der heutigen Alfred-Fissmer-Anlage und wurde von Wilhelm Scheiner (1852-1922) zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrfach aquarelliert. „Die stadtgeschichtlich wie künstlerisch bedeutenden Darstellungen der engen, verschachtelten Bausubstanz täuschen ein wenig darüber hinweg, dass der dicht bebaute Klubb mit seinen 25 kleinen, mehrstöckigen Häusern ungeachtet aller malerischen Idylle einen gefährlichen Brandherd darstellte“, erklärt Christian Brachthäuser vom Stadtarchiv Siegen. Die Häuseransammlung war lediglich durch die schmale Krämergasse von der Nikolaikirche getrennt und lag nur wenige Meter vom Rathaus entfernt.

Als am Abend des 12. April 1869 in zwei Häusern Feuer ausbrach und binnen einer Viertelstunde auf die übrigen 23 Gebäude übergriff, war ein wichtiges Instrument zumindest der Eindämmung eines Brandes nicht mehr vorhanden: „Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt Siegen die Abschaffung der sogenannten Turmwache auf dem Dach der Nikolaikirche beschloss, befürchteten zahlreiche Menschen bei einem Brandausbruch das Schlimmste“, erläutert Brachthäuser die Hintergründe.

Glücklicherweise konnte durch den Einsatz der 1865 gegründeten freiwilligen Feuerwehr Siegens, durch das Engagement zahlreicher Einsatzkräfte aus dem näheren Umland und durch die Zivilcourage vieler Menschen vor Ort ein größeres Unheil – wie etwa das Übergreifen der Flammen auf die Nikolaikirche – verhindert werden. Dennoch verloren in der Brandnacht 49 Familien mit rund 200 Personen, darunter viele Tagelöhner, Witwen und Kleingewerbetreibende, ihr gesamtes Hab und Gut oder standen vor dem wirtschaftlichen Ruin.

Der Klubb (links von der Nikolaikirche) vor seiner Zerstörung am 12./13. April 1869. (Foto: Stadtarchiv Siegen, Bestand Fotosammlung Siegen)

„Eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft ergriff die Stadt Siegen. Zahlreiche Benefizveranstaltungen und Kollekten zugunsten der Brandgeschädigten fanden statt. Aber es gab auch Schattenseiten. So häuften sich Beschwerden über Diebstähle aus den Brandruinen oder über Verleumdungskampagnen. Betroffene wurden etwa denunziert, das Feuer selbst gelegt zu haben“, erklärt Brachthäuser. Außerdem zogen sich Rechtsstreitigkeiten mit einigen ehemaligen Hauseigentümern, die einen Wiederaufbau ihrer Wohnhäuser beabsichtigten, über Jahre hin, da die Stadt Siegen die Grundfläche des Klubb in städtisches Eigentum umwandeln wollte.

Welche Argumente legten die acht Parteien vor, die ihre Gebäude an Ort und Stelle wieder aufbauen lassen wollten? Welchen Standpunkt vertraten die Verantwortlichen der Stadt Siegen? Wie kam es zur Benennung des Areals in „Bismarckplatz“ im Jahr 1885? Diesen Fragen geht eine auf der Auswertung zeitgenössischer Presseberichte und Aktenstücke basierende PDF-Dokumentation nach. Sie kann ab sofort online unter www.stadtarchiv-siegen.de in der Rubrik „Klick in die Vergangenheit“ eingesehen werden.

Historische Fotografien, Denkschriften, Skizzen und Pläne, das originale Wachbuch der diensthabenden Polizeibeamten von 1869 und Schriftverkehr aus Zivilprozessakten sind parallel vom 2. April bis zum 30. Juni 2019 in einer kleinen Vitrinen-Präsentation im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen (KrönchenCenter, drittes Obergeschoss) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Im „Klick in die Vergangenheit“ widmet sich das Stadtarchiv Siegen regelmäßig unterschiedlichen Episoden der städtischen Geschichte. Besondere Anlässe, historische Ereignisse, bislang unbekannte Aspekte oder bemerkenswerte Archivstücke in den Sammlungsbeständen sollen dadurch der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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