Uni Siegen – Sparringspartner und noch viel mehr

(wS/red) Siegen 20.09.2019 | Von der ersten Idee bis zum Start-up mit eigenen Angestellten:

Das Gründerbüro der Universität Siegen begleitet Jung-Unternehmer auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit und hat schon so manchen Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt.

Wer den Ort betreten will, an dem an den Ideen von morgen gefeilt wird, der muss den Seiteneingang benutzen. Dort, wo große Pläne geschmiedet und Träume in die Realität umgesetzt werden sollen, wirkt auf den ersten Blick vieles unscheinbar. Grauer Beton, schlichte Büros. Doch genau dort blüht die Kreativität. Die Türen stehen hier nicht nur symbolisch offen. Im Gründerbüro der Universität Siegen sind die Wege kurz. Beim gemeinsamen Kaffee auf dem Flur wird über die neueste Idee gesprochen – und danach vielleicht schon wieder verworfen oder aber gezielter verfolgt.

Gründerbüro: Das Team des Gründerbüros (v.l.): Karin Horchler, Frank Ermert und Julia Förster.

Ob es um den Verkauf von Produkten aus Hülsenfrüchten geht oder die Entwicklung einer Lernplattform zum Thema Kryptowährungen; ob Medienwissenschaftler, BWLer oder Informatikerin: Im sogenannten Inkubator kommen Menschen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen und mit den unterschiedlichsten Ideen zusammen. Dort erhalten Gründer und Gründerinnen aus dem Umfeld der Uni zur Umsetzung ihrer Pläne und Visionen kostenfreie Büroräume – egal ob Studierende, MitarbeiterInnen oder Alumni. Aus groben Skizzen auf Papier sind hier schon Unternehmen entstanden, die heute mehrere Angestellte beschäftigen. Genauso sind Träume aber auch geplatzt. Zum Schritt in die Selbstständigkeit gehört Mut und manchmal auch das Scheitern. Das Scheitern zu vermeiden, dabei hilft das Team des Gründerbüros um Frank Ermert, Karin Horchler und Julia Förster.

„Wir beraten, begleiten und coachen Personen oder Teams, die ein Unternehmen gründen möchten“, erklärt Julia Förster. „Wir versuchen genau da zu helfen, wo die Gründer Bedarf haben.“ Während der eine mit dem Thema Steuern auf dem Kriegsfuß steht, will die nächste vielleicht lieber an ihren Soft Skills arbeiten. Bei Veranstaltungen wie der GründerAKADEMIE oder dem Start-up-Brunch können zudem wichtige Kontakte innerhalb der Gründerszene und der Wirtschaft geknüpft werden. Wie fortgeschritten die Pläne sind, ist für eine Kontaktaufnahme mit dem Gründerbüro nicht entscheidend. „Es reicht schon, wenn man nur eine erste Idee hat, über die man vielleicht mal sprechen will“, so Julia Förster.

Scientibus: Wollen mit nachhaltiger Mode überzeugen: Die Scientibus-Gründer Philip Schultz (l.) und Thomas Kehren.

Das Team versteht sich als eine Art Sparringspartner, der Schwachstellen aufdeckt und dabei hilft, diese auszumerzen. Genau deshalb haben auch die Studenten Thomas Kehren und Philip Schultz die Räume nahe des Weidenauer Bahnhofs aufgesucht. „Wir wollten unser Konzept überprüfen lassen – und es gab dann auch einige spitze Nachfragen“, sagt Schultz. Das Duo hat sich zum Ziel gesetzt, unter der Marke „Scientibus“ den Begriff der Nachhaltigkeit in der Welt der Mode und Kleidung neu zu definieren.

Von der Fairtrade-Baumwolle aus Griechenland über die Produktion in einer kleinen Manufaktur in Portugal, geringen Wasserverbrauch und recycelbare Kartons bis zum Verpacken und Versenden durch Siegener AWO-Werkstätten: In den T-Shirts soll von A bis Z Nachhaltigkeit stecken. Noch stehen die WG-Mitbewohner ganz am Anfang. Für die erste Kollektion läuft derzeit eine Crowdfunding-Kampagne. Verkauft haben Kehren und Schultz noch nichts, doch der Grundstein ist auch dank des Gründerstipendiums NRW gelegt.

„Bei Fördermittelanträgen und der Suche nach Stipendien unterstützen wir natürlich auch“, sagt Frank Ermert vom Gründerbüro. Davon profitierten zum Beispiel Wilco van de Burgwal und Alexander Tselnik. Sie haben 2016 noch als Studenten des Wirtschaftsingenieurwesens „Lexeo“ an den Start gebracht. Seitdem bieten sie vor Prüfungen Crashkurse für Vorlesungen wie Deskriptive Statistik oder Höhere Mathematik an, geleitet von aktuellen oder ehemaligen Studierenden, also direkt an den Bedürfnissen der Siegener Studierenden ausgerichtet.

Lexeo: Bieten Crashkurse für Studierende an: Wilco van de Burgwal (l.) und Alexander Tselnik von Lexeo.

Kamen anfangs 20 Teilnehmende zu den Kursen sind es mittlerweile 400 bis 500 pro Semester. „Wir sehen die Crashkurse als Ergänzung zu den Vorlesungen, nicht als Ersatz“, macht Wilco van de Burgwal deutlich. Ziel ist eine kleine Lerngruppe in entspannter Atmosphäre abseits der Hörsäle. Wenn es nach dem Jungunternehmer geht, soll das Angebot weiter wachsen – gerne auch über die Uni hinaus. Aus Lexeo heraus ist zum Beispiel bereits ein weiteres Unternehmen entstanden, das Korrektorat und Lektorat anbietet. Dafür gab es das Gründerstipendium NRW.

„Der Aufbau eines Netzwerks ist essentiell“, betont Frank Ermert vom Gründerbüro. Erlebnisse austauschen, von den Erfahrungen anderer profitieren, künftige KollegInnen finden: Um die Start-up-Szene zusammenzubringen, haben sich Gründerinitiativen, regionale Unternehmen und VertreterInnen aus Politik und Wissenschaft unter der Dachmarke Startpunkt57 zusammengetan. Bei einer dieser Veranstaltungen könnten einem Benedikt Ley und Lin Wan von „Virtual Retail“ über den Weg laufen, die sich als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni Siegen kennengelernt haben. Mit ihrer Idee haben die beiden 2016 einen Platz im Gründerbüro bekommen. Heute beschäftigen sie sechs Vollzeitangestellte, die im modernen und neuen Bürokomplex „The Summit“ arbeiten.

Virtualretail: Das Team von Virtual Retail um die Gründer Benedikt Ley (3. v.l.) und Lin Wan (r.) hat eine Körperscanning-App entwickelt.

Dort haben Ley und Wan eine Körperscanning-Anwendung entwickelt. Innerhalb weniger Sekunden wird per Handykamera ein 3D-Körpermodell erstellt. Das kann zum Beispiel dafür verwendet werden, online die passgenaue Kleidung oder das richtige Fahrrad für sich zu finden. Die Möglichkeiten sind vielfältig. „Wir wollen das Online-Shopping ein Stück weit revolutionieren“, sagt Ley. Die Entwicklung ist abgeschlossen, jetzt geht es in die Pilotphase. Der nächste Schritt zur Erfüllung des Traums. „Es war immer mein Ziel, mich selbstständig zu machen.

Ich fand es immer spannend, nicht nur ein kleines Rad im Getriebe zu sein, sondern maßgeblich etwas bewegen zu können“, so Ley über seine Beweggründe. Für die Unterstützung in der frühen Phase der Gründung ist er heute noch dankbar. „Als wir noch keine Investoren hatten, war es natürlich sehr hilfreich, vom Gründerbüro Räume, Drucker oder Internet zur Verfügung gestellt zu bekommen.“ Sparringspartner und Helfer bei den ersten Gehversuchen in der Selbstständigkeit: Das Gründerbüro der Uni hilft dort, wo Bedarf ist.


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