Ein Schmöker für Bahn-Enthusiasten und Heimatfreunde

(wS/bu) Burbach 25.10.2022 | Niederdresselndorf. Frank Lipke trauert auch ein halbes Jahrhundert später einer verpassten Gelegenheit
nach. Als Sechsjähriger hätte er die Gelegenheit gehabt, mit seinem Opa Hans Betz, einem Bundesbahn-
Hauptinspektor, auf einer 44er-Dampflok mitzufahren. „Damals habe ich es aus Angst nicht gemacht“,
bedauert der heute 56-Jährige. Trotz seiner damaligen Scheu vor der imposanten Maschine (oder gerade
deshalb), entwickelte der Niederdresselndorfer mit den Jahren eine große Faszination für Eisenbahnen und
den Schienenverkehr. Seine Leidenschaft bringt er nun in einem besonderen Sachbuch zum Ausdruck: „Der
Bau der Bahnstrecke Giessen-Cölln und die Auswirkungen auf die industrielle Entwicklung des
Hickengrundes“. Das Buch ist nicht im freien Handel erhältlich, kann jetzt aber beim Autor persönlich
bestellt werden.
Zweidreiviertel Jahre hat Frank Lipke an der 298 Seiten starken Dokumentation gearbeitet. Viel Zeit und
Herzblut flossen in das Projekt – und ganz viel Recherchearbeit. Er vertiefte sich in bestehende Fachliteratur
über die Geschichte der Bahn in der Region, darunter eine Kopie des Liebhaberstücks „Bau-Anlagen der
Köln-Giessener Eisenbahn und der Zweigbahn von Betzdorf nach Siegen“ des Illustrators Jakob Scheiner,
das im Original mehrere 100 Euro wert ist. Darüber hinaus stellte er Nachforschungen im Dorf an, sprach
mit Unternehmern und bat bei Familien ehemaliger Bahnbediensteter um alte Fotoaufnahmen.
Rückmeldung und Material erhielt er sogar aus Amerika und Australien. Im Fundus des Heimatvereins
Niederdresselndorf wurde er ebenfalls fündig. Auf seiner Suche nach Informationen reiste er auch in
verschiedene Landesarchive: nach Düsseldorf, Münster, Duisburg, Wiesbaden und Mainz. Darüber hinaus
durfte er Quellen aus dem DB Museum Koblenz und dem Deutschen Technikmuseum in Berlin nutzen. So
trug er nach und nach ein umfassendes Sammelsurium an Plänen, Fakten und Bildern zusammen, das er
ordnete und aufbereitete.
Frank Lipke beschreibt anhand von Bauplänen von 1941 den Umbau des ersten Bahnhofs von 1877 zum bis
1999 bestehenden zweiten Bahnhof im Dorf und berichtet über die Konflikte zwischen Lokführern und
Fuhrleuten vor dem Bau der Eisenbahn. Außerdem beschreibt er die Bedeutung und die außergewöhnliche
Größe des Bahnhof Niederdresselndorf mit drei Güter- bzw. Verladebahnhöfen für den Ort mit seinen
damals gerade einmal 500 Einwohnern. Denn zusätzlich gab es noch die Drahtseilbahn (1901 bis 1947) der
Westerwälder Tonindustrie (WTI) mit einer eigenen großen Verladestation mit Ladegleisen vor dem
eigentlichen Bahnhof. Einen weiteren dritten Verladebahnhof gab es auf dem Gelände des heutigen TC
Hickengrund. Lipke zieht überdies Querverweise zur Gründung ortsansässiger Unternehmen wie
beispielsweise Hering-Bau in Holzhausen in Bezug auf den Bau der Eisenbahn.
Antriebsfeder für das Projekt war die Erkenntnis, dass viele Niederdresselndorfer Bürgerinnen und Bürger
gar nicht wissen, warum die frühere Hauptstrecke Gießen-Köln ausgerechnet durch den Hickengrund verlief
und wie groß der Bahnhof zu seinen besten Zeiten war – von dessen Bedeutung für die Industrie vor Ort
ganz zu schweigen. Das wollte er ändern. „Dabei habe ich früher in Aufsätzen immer nur Vieren
geschrieben“, amüsiert sich der gelernte Bürokaufmann. Das nötige Selbstbewusstsein holte er sich in der
Zeit, als die Ortsdurchfahrt neu gebaut wurde und er täglich über den Fortschritt der Maßnahme auf
Facebook berichtete. „Das hat mich zum Schreiben gebracht“, sagt der Frührentner, bei dem 2009
Parkinson diagnostiziert wurde. Von der schweren Krankheit ließ er sich bei seinem Herzensprojekt nicht
aufhalten. Schreiben, Bildbearbeitung, Layout – akribisch arbeitete er im heimischen Büro an jedem Detail
seines Buches, bis er zufrieden war.
Sein Fazit zur Bedeutung der Bahn im Hickengrund ist eindeutig: „Der Bahnbau hat dafür gesorgt, dass die
kleinen Ortschaften Niederdresselndorf und Holzhausen innerhalb von wenigen Jahrzehnten eine
wirtschaftliche Entwicklung nahmen, wie sie damals niemand für möglich gehalten hätte“, sagt Frank Lipke.
„Heute ist aus dem ehemals 500-Einwohner-Örtchen Niederdresselndorf das Dorf mit der größten
Infrastrukturdichte – 58 Firmen, Geschäfte und Arzt-Praxen bei 1.700 Einwohnern – vergleichbarer Orte in
Deutschland geworden. Und Holzhausen hat sich vom 700-Einwohner-Dorf zum zweitgrößten Ort mit 2.500
Einwohnern und dem drittgrößten Industriegebiet der Gemeinde Burbach entwickelt.“
Die erste Auflage hat Frank Lipke bereits verkauft bzw. für Institutionen wie die Landesarchive und weitere
Unterstützer reserviert.

Wer sich für die Geschichte der Bahn im Hickengrund interessiert, kann sich direkt an Frank Lipke wenden unter Tel. 01 70 – 310 96 32 oder E-Mail an franklipke@web.de und ein Exemplar für 32 Euro bestellen.

Frank Lipke dokumentiert in seinem Sachbuch die Geschichte der Eisenbahn im Hickengrund. Foto: Gemeinde Burbach

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