Herzwoche des Diakonie Klinikums lässt keine Fragen offen

(wS/dia) Siegen 14.11.2022 | Telefonaktion, Vorträge, Videos: Kardiologen geben ausführlich Rat zu „Vorhofflimmern“

Mit einer Telefonaktion, Bühnen-Vorträgen und Online-Videos hat die zwölfte Herzwoche des Diakonie
Klinikums zum Thema „Vorhofflimmern“ digital und in Präsenz zahlreiche Interessierte erreicht. Telefonisch
holten sie sich bei den kardiologischen Experten des „Stillings“ wertvollen Rat und nutzten am Abend die
Gelegenheit, sich bei Vorträgen der Ärzte im Siegener Lÿz zu informieren. Tausende schauten sich zudem schon
vorab die Videos des Herz-Teams an – auf den digitalen und Social-Media-Kanälen der Diakonie in
Südwestfalen. Die Aktion fand in Kooperation mit der Deutschen Herzstiftung und anlässlich der bundesweiten
Herzwochen statt.

Muss ich blutverdünnende Medikamente auch bei gelegentlich auftretendem Vorhofflimmern einnehmen?
Würde mir eine zweite Katheterablation helfen? Könnte es Vorhofflimmern sein, wenn ich Herzstolpern und
ein Engegefühl in der Brust verspüre? Diese und viele weitere Fragen wurden von vier Kardiologen und
Rhythmologen des Diakonie Klinikums Jung-Stilling bei der Telefonaktion beantwortet. Zwei Stunden lang
standen die klinischen Fachleute ausführlich Rede und Antwort – darunter Privatdozent Dr. Damir Erkapic,
Chefarzt Kardiologie und Rhythmologie, Dr. Felix Weipert, Leitender Oberarzt Kardiologie und Rhythmologie,
Dr. Ritvan Chasan, Leitender Oberarzt Rhythmologie, und Dr. Werner Meyners, Leitender Oberarzt
internistische Intensivstation. Vorhofflimmern gilt als eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen – in
Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen davon betroffen. Dabei handelt es sich um elektrische
Fehlimpulse, die in den linken Vorhof des Herzens münden und meist aus Zellen der Lungenvenen kommen.
Folglich bewegen sich die Herz-Vorhöfe unkontrolliert, was zu einem unregelmäßigen Herzschlag führt und
einen Schlaganfall begünstigt. Im Alltag kann sich die Krankheit mit Herzrasen, Schwindel und Schwäche
äußern. „Beim Großteil der Anrufer war die Diagnose bereits gesichert und eine Therapie eingeleitet. Dennoch
holten sich viele eine Zweitmeinung – etwa im Hinblick auf die Frage, ob sie medikamentös richtig eingestellt
sind“, schilderte Privatdozent Dr. Erkapic. Eine 86-jährige Anruferin beschrieb im Gespräch mit Dr. Chasan ihre
Beschwerden eines erst kürzlich stattgefundenen Vorhofflimmer-Szenarios. „In diesem Fall scheint die
Therapieform unzureichend zu sein. Ich riet ihr, sich für eine weitere Abklärung persönlich ambulant
vorzustellen“, so der Leitende Oberarzt. Unisono freute sich das Herz-Team über die freundlichen
Rückmeldungen an den Telefonhörern: „Die Anrufer zeigten sich dankbar für die Tipps und Ratschläge.“

Während am Nachmittag die individuellen Anliegen der Anrufer im Fokus standen, ging es für die klinischen
Experten nahtlos von den Hörern auf zur Bühne. Im Kulturzentrums Lÿz gaben sie den Gästen einen
Gesamtüberblick zum „Vorhofflimmern“. Professor Dr. Dursun Gündüz, Chefarzt Kardiologie und Angiologie,
führte durch das Programm. Auf die Vorhofflimmerablation als eine mögliche Therapiemethode machte der
rhythmologische Chefarzt Privatdozent Dr. Erkapic aufmerksam: „Das katheterbasierte Verfahren sollte

möglichst früh zum Einsatz kommen, da die Erfolgsaussichten einer dauerhaften Heilung hier am größten sind.“
Der Experte illustrierte die Vorgehensweise der Behandlung und machte deutlich: „Neue weltweit
durchgeführte Studien belegen, dass die Katheterablation einer medikamentösen Therapie überlegen ist und
die Chronifizierung des Vorhofflimmerns damit in vielen Fällen verhindert werden kann.“ Mit der Methode
wird um die Lungenvene herum eine feine „Narbe“ erzeugt, die die verantwortlichen Impulse daran hindert, in
den Vorhof zu gelangen. Bei einer Ablation werden als Energiequellen Hochfrequenzstrom oder Kälteenergie
genutzt. Ein nette Nebeninformation: „Wir spielen gerne dabei die Lieblingsmusik unserer Patienten, um es
ihnen so entspannt wie möglich zu machen“, so der Chefarzt. Denn: Es braucht keine Vollnarkose, Patienten
erhalten nur etwas zum „Dösen“ und „Träumen“. Als weiteres minimal-invasives Vorgehen gilt der sogenannte
Vorhofohrverschluss. Bei dieser Therapieform wird ein kleines Netz-Schirmchen – ein sogenannter Occluder –
eingesetzt. Damit wird das linke Vorhofohr, wie mit einer Art „Korken“, dauerhaft verschlossen. „Bei
Vorhofflimmern bilden sich die Blutgerinnsel meist im Vorhofohr. Also verschließen wir genau die Stelle, um zu
verhindern, dass die Gerinnsel zu den Hirngefäßen schwimmen und diese verstopfen“, beschrieb Rhythmologe
Dr. Weipert das Prozedere. Blutgerinnungshemmende Medikamente werden bis zur kompletten Einheilung des
Implantates für mindestens drei Monate weiterhin eingenommen und dann der Sitz des „Occluders“ bei einem
Nachsorgetermin kontrolliert. Neben Therapiemaßnahmen klärte das Ärzteteam auch themenbezogen über
Mythen auf, die in der Gesellschaft kursieren. Dass Vorhofflimmern genauso schlimm ist wie Kammerflimmern,
verneinte Dr. Meyners: „Die Krankheiten klingen zwar ähnlich, doch Kammerflimmern führt zu einem
sofortigen Herzkreislaufstillstand und ist somit ungleich gefährlicher.“ Der landläufigen Meinung, dass bei
gelegentlich auftretendem Vorhofflimmern keine blutverdünnenden Medikamente nötig sind, trat Dr. Meyners
ebenso entgegen: „Das sogenannte paroxysmale Vorhofflimmern sollte nicht auf die leichte Schulter
genommen werden. Denn auch dann ist eine Therapie nötig.“

Im Anschluss an die Vorträge ließen die Experten Zeit für Fragen. „Kann ich mit Vorhofflimmern leben?“, wollte
ein Gast wissen. Dr. Weipert bejahte und wies darauf hin, dass Vorhofflimmern keine unmittelbar tödliche
Störung am Herzen ist, jedoch mit entsprechender Therapie unter anderem einem Schlaganfall vorgebeugt
werden muss. „Wo liegen die Unterschiede zwischen den verschiedenen Blutverdünnern?“ Diesbezüglich gelte
es, die entsprechenden Organfunktionen der Patienten zu beachten, da manche Arzneimittel eher von den
Nieren, andere mehr von der Leber verstoffwechselt werden.

Die Online-Kurzfilme der Experten zu „Vorhofflimmern“ sind auch weiterhin auf dem YouTube-Kanal der
Diakonie in Südwestfalen oder auf der Aktionsseite www.herzwoche-jung-stilling.de abrufbar. Kostenlose
Informationsmaterialien bietet die Deutschen Herzstiftung an unter www.herzstiftung.de/bestellung.

Die Kardiologen des Diakonie Klinikums (von links) Dr. Kay-Felix Weipert, Privatdozent Dr. Damir Erkapic, Dr.
Werner Meyners und Dr. Ritvan Chasan beantworteten bei der Telefonaktion die Fragen ihrer Anrufer.


In Kooperation mit der Deutschen Herzstiftung, vertreten vom ehrenamtlichen Beauftragten Günter Nöll
(3. von links), fanden neben den digitalen Info-Möglichkeiten auch medizinische Vorträge im Siegener Lÿz statt. Als klinische Experten für die Gäste vor Ort waren (von links) Dr. Ritvan Chasan, Dr. Kay-Felix Weipert, PD Dr. Damir Erkapic, Prof. Dr. Dursun Gündüz und Dr. Werner Meyners.

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