(wS/dia) Siegen 27.12.2022 | Die meisten verbringen Weihnachten im Kreis ihrer Liebsten, doch längst nicht jedem ist dies vergönnt. Im Siegener Café Patchwork kamen an Heiligabend wieder Menschen zusammen, die aus unterschiedlichen Gründen am Rande der Gesellschaft stehen, um bei Weihnachtsliedern, einer Andacht und einem warmen Mittagsbuffet gemeinsam Christi Geburt zu feiern.
Das Café Patchwork ist der Tagesaufenthalt der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Soziale Dienste, eine Tochtergesellschaft der Diakonie in Südwestfalen – und die dortige Weihnachtsfeier längst eine lieb gewonnene Tradition. 2020 und 2021 musste sie jedoch wegen Corona ausgefallen – „umso größer ist die Freude, dass wir uns aller hier jetzt endlich wiedersehen können“, betonte Koordinatorin Barbara Wied. Für Menschen, die wohnungslos, bedürftig und oftmals auch einsam sind, sei es sehr wichtig, einen geschützten Ort zu haben, wo sie nicht nur versorgt werden, sondern auch Gemeinsamkeit erleben können: „Wir verstehen uns hier als eine riesengroße Familie.“
Schon früh am Mittag standen die ersten Gäste vor dem Eingangstor des „Patchwork“ in der Herrenwiese. Sie alle hieß Barbara Wied in einer kurzen Ansprache herzlich willkommen und begrüßte dabei auch den Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen, Dr. Josef Rosenbauer, den Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Karl Fleschenberg, sowie die Vorstandmitglieder des Vereins „Gegen Armut Siegen“. Wieds besonderer Dank galt allen fleißigen Helfern, die die Feier nach dreijähriger Pause ermöglicht hatten.
Zu Stammgästen der Weihnachtsfeier zählt seit vielen Jahren auch die „Gospel Community” aus Siegen. Der Chor hatte unter der Leitung von Heike Nöh und begleitet von Stephan Hild am E-Piano wie eh und je weihnachtliche Lieder im Gepäck. Besonders emotional wurde es, als gemeinsam „Kling, Glöckchen“ angestimmt wurde – mit jener Textzeile, die sich im übertragenen Sinn auch als ein Hilferuf von Obdachlosen an ihre Mitmenschen interpretieren ließe: „Lasst mich ein, ihr Kinder, ist so kalt der Winter, öffnet mir die Türen, lasst mich nicht erfrieren!“
„Als Menschen dürfen wir zu unserer Bedürftigkeit stehen“ – das war auch die Kernaussage der Andacht, die vom Superintendenten des Kirchenkreises Siegen, Peter-Thomas Stuberg, gehalten wurde. Als Symbol dafür hatte Stuberg eine Stoffwindel mitgebracht. Eine solche trägt auch das Kind in der Krippe von Bethlehem. Jesus, der den Hirten in der Weihnachtsgeschichte als großer König verkündet wird, offenbare sich den Menschen aber eben nicht vordergründig als mächtiger Herrscher, „sondern mit einer Macht, die stärker ist als jede Waffe – die Macht der Liebe“, so Stuberg weiter.
Die Botschaft, die dahintersteht:
„Gott liebt dich so wie du bist, auch wenn dein Leben bisweilen etwas schräg gelaufen ist. Er liebt uns und steht uns bei in unserer Schwäche.“
Erstmals hatten auch Gäste des Tagesaufenthalts eigene Beiträge zur Weihnachtsfeier vorbereitet. Renate B. und Jutta D. trugen Gedichte und besinnliche Gedanken vor.
Anschließend wurde dann das reichhaltige Mittagsbuffet eröffnet, wieder einmal liebevoll zubereitet von den Damen der Siegerländer Frauenhilfe. Zum Ende der Feier erhielt jeder
Gast ein liebevoll verpacktes Weihnachtsgeschenk: Mehr als 600 Päckchen mit Kleidung, Hygieneartikeln, Lebensmitteln und anderen Aufmerksamkeiten waren diesmal bei Aktion des Siegerländer Wochenanzeigers (SWA) und der Diakonie in Südwestfalen von Privatleuten und Unternehmen gespendet worden. Ein Teil der Präsente wird laut Barbara Wied auch an befreundete Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe verteilt.
Der Chor der Gospel-Community Siegen bereicherte die besinnlichen Stunden im Café Patchwork mit weihnachtlichen Liedern.
Foto: Diakonie in Südwestfalen
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