100 Jahre Wurstekommission Salchendorf – Politische und örtliche Geschehnisse gehörig auf die Schippe genommen

(wS/hgm) Netphen 02.01.2023 | Echt der Bär los war am vergangenen Silvester-Nachmittag in Netphen-Salchendorf.

Kein Wunder: Hatte doch die unverwüstliche „Wurstekommission“ zwei Jahre Zwangspause wegen Corona.

Klar, dass da ordentlich nachgeholt wurde. Schon gut dreiviertel Stunde vor Beginn des großen Festzuges durch die steilen Hanglagen des Johannländer Örtchens gab es einen regelrechten Volksablauf; rund 2.000 Personen aus nah und fern waren gekommen.

Gleich 20 Festwagen waren schon geraume Zeit vorher mühsam zusammengezimmert worden. Mit tollen, witzigen sowie frivolen Motiven, in denen politische und wirtschaftliche, jedoch auch örtliche Geschehnisse gehörig auf die Schippe genommen wurden. Da blieb kein Auge trocken. Teilweise hatten sich ältere und junge Männer mit feministischen Attributen verblüffend authentisch in reizende Damen verwandelt und bewirkten frenetische Heiterkeitsausbrüche. Neben BH, Perücke und blickdichter Strumpfhose fehlten selbst Lidschatten und Nagellack nicht. „Do leagst di nieda – würde man in Bayern sagen! Weil die zwar von Traktoren gezogenen selbstgebauten Wagen-Vehikel jedoch über keinerlei Bremsen verfügten, mussten die Wagen an den Bergab-Passagen mit Stricken festgehalten werden und sich gegengestemmt werden.

Ein Bild für die Götter
Die musikalische Begleitung erfolgte durch das „Panikorchester", einer kleinen Abordnung der örtlichen Musikkapelle Salchendorf.

Schon während des Festzuges zogen zwei „Wurstekommisare“ in Frack und Zylinder mit ihrer Schulterstange los und hamsterten allerlei leckere Würste ein. Auf der Mauer der alten Miste oberhalb des Denkmals standen ebenfalls schon während des Umzuges die Wurstekommissare Sebastian Landsberger und Benedikt Köppers und verlasen die „Schandtaten“ des Ortes im „Witz- und Intelligenzblatt", das freilich auch käuflich erworben werden konnte. Die so mühsamen gezimmerten Festwagen werden später verbrannt, womit auch gleichzeitig alle „Sünden“ vergeben und vergessen werden sollen – Ende gut alles gut! Selbstverständlich fand im Anschluss ein zünftiger Umtrunk statt.

Ein schöner Brauch, der in weitem Umfeld seinesgleichen sucht und Gott sei Dank wieder auflebte!


Fotos & Bericht: Hans-Gerhard Maiwald

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