(wS/ls) Siegen 25.09.2023 | Teil der Nationalmannschaft, aber niemand kennt dich? Das kann passieren, vor allem Spielerinnen und Spielern von Randsportarten, wie Lilly Schneider. Ihre Leidenschaft: Ringtennis. Dabei handelt es sich um eine Rückschlagsportart, deren Ziel es ist, einen Gummiring so in das gegnerische Feld zu werfen, dass die Spielerin oder der Spieler dort, diesen nicht fangen und somit auch nicht zurückwerfen kann. Gespielt wird in vier Disziplinen: Einzel, Mixed, klassisches und alternierendes Doppel. Die Spielzeit variiert je nach Altersklasse – international wurde sich allerdings auf 2×10 Minuten geeinigt. Lilly Schneider aus Siegen, ist Teil der RTG Weidenau. Zum Ringtennis kam sie 2016 über eine Freundin.
Auf den deutschen Meisterschaften 2019 wurde sie für den B-Kader nominiert. Dieser Schritt brachte sie letztendlich bis zur Nominierung für die Weltmeisterschaft. Doch so einfach war es nicht. Nach der Nominierung 2019 folgte erstmal ein großer Dämpfer -Corona.
Die Auflagen in NRW verboten den regulären Trainingsbetrieb. Doch davon ließ sich Lilly Schneider nicht unterkriegen und fuhr kurzerhand in regelmäßigen Abständen ins benachbarte Hessen. Beim dortigen Verein, der TG Groß-Karben, fand das Training nämlich wie gewohnt statt und die B-Kaderspielerin nutzte diese Gelegenheit, um ihren Traum von der WM weiter zu verfolgen. “Seit ich im B-Kader bin, träume ich davon mit auf diese Weltmeisterschaft zu fahren.” Spätestens als klar wurde, dass auch für diese WM ein Nachwuchsturnier in Planung war, ließ Lilly ihr Ziel nicht mehr aus den Augen. Mit der Nominierung in den erweiterten A-Kader 2022 war klar: Sie hat es geschafft, die WM kann kommen.
Doch damit fing die Arbeit erst richtig an. Um sich körperlich auf die WM vorzubereiten, besuchte die Spielerin der RTG Weidenau neben dem Training im eigenen Verein auch die Lehrgänge des A- und B-Kaders, um sich gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen und –kollegen auf das Turnier vorzubereiten und dabei verschiedene Paarungen auszuprobieren.
“Die Deutschen Meisterschaften in Roßdorf waren dann sowas wie unsere persönliche Generalprobe.” Neben dem Ringtennistraining besuchte Lilly Schneider jedoch auch das Fitnessstudio und machte regelmäßig Lauftraining, um den Höhenunterschied in Südafrika besser ausgleichen zu können. Neben der körperlichen Vorbereitung musste die diesjährige Abiturientin sich jedoch auch noch um einen anderen Aspekt kümmern – die Finanzierung.
Und so ging es für sie auf die Suche nach Sponsoren. “Das Schwierigste war dabei, dass niemand Ringtennis kannte und dann natürlich auch nicht für etwas zahlen möchte, das er gar nicht kennt.” Schlussendlich konnte Lilly sich dann aber doch über die Unterstützung durch Geld- und Sachspenden der RTG Weidenau, des Westfälischen Turnerbundes und des Siegener Unternehmens connecT SYSTEMHAUS AG freuen. “All meine Kosten wurden gedeckt.”
Nachdem alle Vorbereitungen getroffen wurden, kann sich die 19-jährige Lilly Schneider nun auf eine schöne Zeit in Pretoria freuen. “Ich bin gespannt auf die anderen Länder und auch deren Art Ringtennis zu spielen. Die Konditionen und Bedingungen, unter denen wir da unten spielen werden, sind ja auch nochmal ganz anders. Aber natürlich freue ich mich auch einfach auf die schöne Zeit mit den Anderen.” In der Zukunft hofft Lilly Schneider auf eine Nominierung in den A-Kader und dann natürlich auch auf die Teilnahme bei der nächsten WM. “Ich muss aber auch schauen, wie es bei mir privat weitergeht. Also was ich jetzt nachdem Abi mache und vor allem auch, wo ich dann wohne. Dadurch, dass Ringtennis nicht so bekannt ist, hat man ja leider nicht die Möglichkeit überall weiterhin regelmäßig zu
trainieren.” Am 26.09 geht für Lilly Schneider aber erstmal der 10-stündige Flug zu ihrer ersten Weltmeisterschaft. Am 08.10 kehren die Spielerinnen und Spieler dann hoffentlich mit einigen Titeln im Gepäck wieder Heim.
Fotos: RTG Weidenau