Nervenstark in der Crunchtime: Ferndorf feiert furiosen Saisonauftaktsieg gegen Dormagen

(wS/Red) Ferndorf 07.09.24 | Schlagabtausch in der 2. Liga: Ferndorf startet mit Sieg gegen starke Dormagener!

Die 2. Handball-Bundesliga kam gestern schon aus ihren Startlöchern und hat die Saison mit dem ersten von 161 Matches der Hinrunde der Saison 2024/2025 eröffnet.
Dabei spielte die HBW Balingen-Weilstetten zu Hause gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke und gewann mit 32:30.

Es gab aber noch 2 Spiele mit folgenden Ergebnissen:
VfL Eintracht Hagen gegen HSC Coburg 31:31
Eulen Ludwigshafen gegen GWD Minden 27:28
Am heutigen Samstag startete dann u. a. der TSV Bayer Dormagen in seine 21. Zweitligasaison im Nachbarschaftsduell in der Stählerwiese. Wie es ausgegangen ist, erfahren Sie weiter unten.

Bis zum 26./27. Dezember wird die Hinrunde ausgespielt, die Rückrunde beginnt am 07. Februar 2025 und endet am 07. Juni 2025. Erst dann steht fest, welche 2 Mannschaften aufsteigen und welche 2 Mannschaften absteigen werden.
Durch den regulären Auf- und Abstieg haben vier neue Vereine den Weg in die Liga gefunden. Die ehemaligen Erstligisten Bergischer HC und HBW Balingen-Weilstetten ersetzen die aufgestiegenen Teams VfL Potsdam und SG BBM Bietigheim. TuS Ferndorf und HSG Konstanz füllen die Plätze der abgestiegenen TuS Vinnhorst und EHV Aue.

TuS Ferndorf gegen den TSV Bayer Dormagen 31:27 (15:16)
War das der typische Saisonstart zweier Mannschaften, deren Ziel der Klassenerhalt in der weltweit stärksten 2. Liga ist? Der TSV Bayer Dormagen schlitterte in der vergangenen Saison am Abstieg vorbei (Platz 16), und der TuS Ferndorf kam als ungeschlagener Meister aus der 3. Liga. Ferndorf war das Siegen ja quasi schon gewohnt und kam jetzt in die 2. Bundesliga, in der ja der Wind bekanntlich kräftiger bläst.
Man las im Vorfeld, dass in der „Harz-Presse“ der TuS Ferndorf von fast allen als direkter Absteiger gehandelt wurde. Das ist allerdings auch nicht ungewöhnlich, denn man denkt ja, die zwei Aufsteiger treten den direkten Abstieg an und die zwei Absteiger aus der 1. Liga peilen den direkten Wiederaufstieg an. Die Rechnung ist allerdings zu einfach. Zumindest am Beispiel Ferndorf, denn der Abstieg vor 2 Jahren hatte auch andere Gründe, und der TuS weiß, wie man gewinnt, und er kann auch 2. Bundesliga, das haben sie schon eindrucksvoll bewiesen.

Dank Fehlern der Dormagener konnte der TuS einen guten Start hinlegen, und Can Adanir parierte auch direkt den ersten Wurf, und das war sehr wichtig, gibt es der Abwehr und dem Keeper Sicherheit. Zweimal Valentino Duvancic, gefolgt von einem verwandelten Siebenmeter von Josip Eres und dann noch einem Treffer von Julius Fanger, und es stand in der 5. Minute 4:0. Dieser Lauf überraschte, aber jetzt folgte auch das 4:1 und das 5:1 von Fabian Hecker, der das harzige Spielgerät unhaltbar in die Maschen drosch. Das war ganz nach dem Geschmack der Zuschauer und gefiel dem mitgereisten Tross an Dormagener Fans nicht so, aber sie unterstützten ihr Team trotzdem 60 Minuten lang. Der Rest der 1172 Zuschauer fand das genial und hoffte, dass es auch so weitergeht. Warum es jetzt so kam, wissen wir nicht, aber mit einem Mal schlichen sich in der Abwehr und der Offensive technische Fehler und Fehlwürfe ein, die die Gäste gnadenlos bestraften.

Innerhalb von nur 3 Minuten musste Can Adanir im Ferndorfer Kasten fünfmal hinter sich greifen, und in der 9. Minute hatten die TSV-Spieler aus einem 5:1 ein 5:6 gemacht, und das saß, das musste man erst mal wirken lassen. Aber es hatte schon Wirkung gezeigt, und ein Sieg im ersten Spiel wäre schon ein Highlight gewesen und so immens wichtig. Aber es war noch nicht so weit, denn Ceven Klatts Jungs kamen aus dem Tief nicht heraus. Zwar erzielte in der Folge Josip Eres noch zwei Treffer, man konnte aber nicht verhindern, dass Dormagen bis zur 16. Minute 4 Treffer erzielte und Ferndorf nur die zwei von Eres auf dem Papier stehen hatte. Soll heißen, in dieser 16. Minute stand es 7:10. Nun hatte Ceven Klatt akuten Redebedarf, und nach gespielten 16:20 Min. nahm er seine erste Auszeit. Die Fehler wurden besprochen, Ceven stellte die Mannschaft um, und Mattis Michel und Daniel Hideg waren nun drin, und man kam nun peu à peu besser rein.

Ferndorf antwortete nun stets mit einem Gegentor, und man wechselte sich im Erzielen von Toren ab. Zudem steigerte sich Can Adanir, der kurz zuvor noch ein wenig Pech hatte, und gab der Abwehr damit Rückhalt und Stabilität. Dormagen konnte seinen Vorsprung nicht vergrößern, der TuS kam aber auch nicht näher ran. Noch nicht, denn nach dem 11:15 des Gegners erzielte Mattis Michel mit einem grandiosen Treffer das 12:15, Can Adanir parierte einen Siebenmeter, Marvin Mundus präsentierte einen Doppelschlag, nun stand es nur noch 14:15. Dormagen und Daniel Hideg auf Ferndorfer Seite erzielten noch je ein Tor, und zum Pausentee ging es mit einem guten 15:16.

Damit konnte man gut leben, denn dieses Ergebnis eröffnete wieder neue Chancen für die 2. Halbzeit. Und es sollte die 2. Halbzeit des TuS Ferndorf werden. Wiederum Daniel Hideg und Marvin Mundus eröffneten das Feuer, und in der 35. Minute lag Ferndorf mit 17:16 in Front. Der TSV zog nach, aber jetzt begannen auch die bravourösen 24 Minuten des nun eingewechselten Hampus Dahlgren. Er, der sich immer mehr in die Herzen der Ferndorfer spielt, sorgte für die 18:17-Führung. Can Adanir parierte wieder einmal einen Siebenmeter – im gesamten Spiel waren es deren drei Stück – Can hatte einen absoluten Sahnetag erwischt. Die TuS-Fans begleiteten dies mit frenetischem Beifall, und die beiden Fanclubs „Brigade C“ und die Trommelcombo der „Ferndorfer Füchse“ erzeugten erhöhte Dezibelwerte.

Apropos Ferndorfer Füchse: Sie trommelten den TuS nicht nur zum Sieg, sondern beschenkten sich auch mit selbigem, denn sie hatten auf den Tag genau ihr 24-jähriges Jubiläum und planen auch schon für die große Feier im nächsten Jahr.

Nach dem 21:19 für Ferndorf in der 43. Minute durch Marvin Mundus hatte der neue TSV-Coach Julian Bauer genug gesehen und nahm seinerseits eine Auszeit (42:08 Min.). Es reichte auch für 2 Gegentreffer in Folge, doch Hampus Dahlgren erzielte durch einen Siebenmeter wieder die Führung zum 22:21. Doch die Gäste ließen sich nicht abschütteln: Sie hielten nicht nur dagegen, sie gingen nach einem Team-Time-Out von Ceven Klatt sogar zur Crunchtime in der 50. Minute mit dem 23:25 in Führung. Doch beim 25:27 in der 54. Minute waren die Köcher bei Dormagen leer, vielleicht lag es auch an den schwindenden Kräften oder der fehlenden Konzentration. Fakt ist, Ferndorf bäumte sich gegen eine mögliche Niederlage auf, setzte Kräfte frei, denn man wollte doch den Saisonstart mit einem Sieg beginnen. Die Körpersprache schien eine andere zu sein, man glaubte an sich, und durch eine enorme Kraftanstrengung bot man dem Gegner nicht nur Paroli, sondern setzte ihn komplett außer Gefecht. Es waren Can Adanir und der überragende Hampus Dahlgren, die nun das Ferndorfer Spiel bestimmten.

Can hielt sehr wichtige Bälle, Hampus netzte viermal von der Siebenmetermarke und aus dem Feld ein. Paul Schikora beteiligte sich mit zwei und Daniel noch mit einem Treffer. Eine bebende Haupttribüne und Fans, die ihre Handflächen rot geklatscht hatten, begleiteten ihr Team zu einem grandiosen Saisonstart. Nach dem 25:27 in der 54. Minute spielte nur noch der TuS, Dormagen erzielte keinen einzigen Treffer mehr, Ferndorf gewann letztlich – vielleicht mit ein, zwei Toren zu hoch – mit 31:27. Es war ein schnelles Spiel, das beiden Teams einiges abverlangte, aber Ferndorf hatte zum Schluss hin noch einige Körner mehr als die Gäste.


Ein, zwei Tore zu hoch, wie auch Ceven Klatt resümierte, kann man so oder so sehen. Dieser 4-Tore-Sieg spülte den TuS zwischenzeitlich auf Tabellenplatz 2 der Liga, und das hat ja nun auch was. Platz 1 belegt übrigens der Bundesliga-Absteiger Bergischer HC, und Platz 2 der Aufsteiger Ferndorf – liest sich richtig gut. Dormagen war über weite Strecken ein absolut gleichwertiger Gegner, sie spielten auf Augenhöhe, aber der TuS hatte nach hinten raus die besseren Nerven und natürlich den „Hexer“ Can Adanir im Kasten. Can Adanir kam übrigens auf grandiose von uns gezählte 14 Paraden, darunter auch 3 gehaltene Siebenmeter, Glückwunsch.
Nun geht es nächste Woche zum TUSEM Essen. Das dürfte dann eine schwierige Hürde werden, aber schaun mer mal. Die Hälfte aller Zweitligaclubs hat übrigens einen neuen Coach, das ist bei Dormagen auch der Fall, ebenso bei TUSEM Essen. Mal sehen, wer weiß, wer weiß. Auf geht’s, Ferndorf, kämpfen und siegen.

Torschützen:

Daniel Hideg 6

Hampus Dahlgren 6/3

Marvin Mundus 4

Josip Eres 3/2

Mattis Michel, Paul Schikora und Valentino Duvancic je 3

Fabian Hecker 2

Julius Fanger 1

Stimmen zum Spiel:

Hampus Dahlgren
Es war so schön, mit 2 Punkten zu starten und die Atmosphäre war unglaublich!

Marvin Mundus
Es war ein richtiger Kampf heute. Ich denke, wenn man sich den Spielverlauf anschaut, plus 2 für die, plus 2 für uns, es ging schon richtig hin und her. In der Crunchtime haben wir, denke ich, ganz einfach die bessere Abwehr gestellt. Vielleicht haben wir auch ein bisschen mehr den Wunsch gehabt, die Punkte in Ferndorf zu lassen. Ich denke, die 2. HZ war deutlich besser, was die Abwehr und die einfachen Situationen betraf. Vorne haben wir den Ball auch besser laufen lassen und klare Situationen rausgespielt. Dazu kam dann auch, dass Can in der 2. HZ zum Ende hin nochmal wichtige Paraden hatte. Über eine geschlossene Mannschaftsleistung haben wir das Ding dann am Ende gerockt. Plus 4 ist vielleicht ein bisschen zu deutlich, aber wir sind froh, so in die Saison zu starten, denn das gibt uns auch Auftrieb für die nächsten Spiele.

Julius Fanger
Ich finde, wir haben einen Superstart in die 1. HZ gehabt und haben das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Sprich, wir wollten Zweikämpfe führen, weil wir wussten, dass Dormagen so ein bisschen Magdeburg-Style mit sehr viel eins gegen eins spielt und sehr viel Duchbrüche sucht und die wollten wir verteidigen. Wir hatten einen super Can Adanir hinten drin, haben aber, obwohl wir uns darauf vorbereitet hatten, es nicht geschafft, unsere Fehler im Angriff zu minimieren. Dadurch haben wir uns einige Konter eingefangen, dann stand es wieder unentschieden und ich glaube, es war dann ein offenes Spiel.

Ceven Klatt
Ich denke, wir haben heute ein sehr, sehr schnelles Handballspiel gesehen. Wir haben zwei gute Phasen gehabt, wir hatten eigentlich einen Traumstart, kommen mit 4:0 ins Spiel und können das dann gar nicht so gut halten, wir geraten dann sogar in Rückstand. Wir kommen dann aber vor der Halbzeit nochmal ran und halten das Spiel offen. Ein Ziel war es, Dormagen unter 30 Tore zu halten und wir wussten, dass das schwer wird, da sie in der Vorbereitung im Schnitt 38,39 Tore geworfen haben, das ist uns sehr gut gelungen. Can hat in Verbindung mit der Abwehr ein sehr gutes Spiel gemacht, gerade auch in der 2. HZ, wo wir uns nochmal gesteigert haben. Wir schaffen es, das Spiel so zu gestalten, dass Dormagen kaum noch Räume isoliert angreifen kann. Wir haben da nochmal mehr Beinarbeit und das wird am Ende belohnt, dass wir nur 27 Gegentore bekommen. Ich finde auch, ob es am Ende ein oder vier Tore sind, der Sieg ist für uns verdient, aber vielleicht zwei Tore zu hoch. Aber mit der Emotionalität, der Bereitschaft, mit der Halle, die uns unglaublich gut unterstützt hat, war es ein geiler Start in die Saison mit 2 Punkten für uns.

Am kommenden Freitag, dem 13. 09. Geht es nach Essen und ich habe schon mal gesagt, es gibt in dieser Saison kein einfaches Spiel, denn die Rollenverhältnisse im Vergleich zum letzten Jahr sind deutlich anders verteilt. Auch der TUSEM wird uns vor große Aufgaben stellen, aber wir werden versuchen, das Gefühl mitzunehmen, eine gute Stimmung mitzunehmen und wenn wir eine ähnlich engagierte Leistung hinbekommen, glaube ich, das wir beim TUSEM in der Lage sind, um Punkte mitzuspielen.

Bericht/Fotos: Peter Trojak

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