Standing Ovations im Gläsersaal: Siegener Blasorchester verzaubert im Herbstkonzert

(wS/hgm) Siegen 12.11.2024 | „Super, mega, gut“ – ein Rückblick

Unter dem Motto „Proms in Konzert“ präsentierte am ersten November-Sonntag das Siegener Blasorchester, unter dem Dirigat von Daniel Ridder, sein jährliches Herbstkonzert im Gläsersaal der Siegerlandhalle.
„Proms“ bedeuten (ausgeschrieben) Promenadenkonzerte, die bereits im 18. Jahrhundert in London stattfanden. Ais ihnen entwickelten sich rasch Veranstaltungen, die mit populären Musikstücken ein breites Publikum ansprachen. Dabei steht die Idee, klassische Musik mit populären Musikgenres zu verbinden, nach wie vor im Vordergrund.

Das Siegener Blasorchester, über das Steffen Mues, Bürgermeister der Stadt Siegen, wieder die Schirmherrschaft übernommen hatte, griff mit dem 37. Herbstkonzert diese besondere Tradition auf. Neben klassischen Werken erklangen solistische Darbietungen, vorgetragen von Solisten aus den eigenen Reihen. Und von einem symphonischen Blasorchester kann und darf man auch einiges erwarten.

Vor dem eigentlichen Programm gab es einen interessanten Auftakt: Nämlich die 1. Fanfare aus „Also sprach Zarathustra“ – eine symphonische Dichtung von Richard Strauß, womit das Orchester gleich einen Volltreffer landete.
Anschließend begrüßte Marc Seelbach, der 1. Vorsitzende, das Publikum.
Danach stieg man mit der Ouvertüre zur Komischen Oper „Die leichte Kavallerie“ voll ins Repertoire ein. Ein Meisterwerk der dramatischen und schwungvollen Musik, beide Charaktere kommen darin vor mit einer Passage, die an eine Kavallerie-Einheit erinnert und den Zuhörer Kraft und Eleganz offeriert. Weiterer Höhepunkt ist dann eine Klarinetten-Kadenz, die mit ihrer kurzen, jedoch virtuosen Melodie der Komposition eine spannende, solistische Brillanz verleiht. Doch auch die Holzbläser müssen anspruchsvolle Läufe bewältigen, die das Werk lebendig und dynamisch machen.

Nicht minder virtuos gestaltete sich das folgende Stück „Buglers Holiday“, ein Paradebeispiel für eine fröhlich-spielerische Stimmung. Es bringt die Leichtigleit und Virtuosität der Trompete großartig zur Geltung. „Buglen“ sind Signaltöne, die u. a. von Trompetern bei zeremoniellen Zusammenhängen geblasen werden. Das fetzige Trompeten-Trio, dem Titel entsprechend in
„Urlaubsstimmung“ wurde von drei talentierten Solisten vorgetragen: Martin Dangendorf, Felix Kujau und Robin Schulte.

Zwischendurch hielt Siegens Bürgermeister, Steffen Mues, seine Laudatio und betonte die Wichtigkeit des Siegener Blasorchesters als populärer Kulturträger. Es folgte „Forever Young“ von der Band Alpa Ville, ein Pop Klassiker aus den 80er Jahren. Ein eher melancholischer Text, der sich um die Sehnsucht nach Jugend und Unvergänglichkeit dreht. Ja, auch das kann die Blasmusik! – Das Tenorsaxophon-Solo, gespielt von Marco Hock verlieh dem Stück eine samtwarme Klangfarbe und nahm das Publikum, mit auf eine gefühlvolle Reise.

Hinzu kam das Tenorhorn, gespielt von Michael Drucks, der die Melodie quasi fortführte.

Die letzte Komposition lautete „Nora“ und bedeutet „Licht des Nordens“. Quasi eine musikalische Hommage an die geliebte Katze des österreichischen Komponisten, die mit einer ruhigen Melodie begann und eine intime, fast nachdenkliche, Stimmung erzeugte. Doch „Nora“ wechselte rasch in lebhafte Passagen, in denen Tempo und Ausdruckskraft gefordert wurde. – Übergänge, die reibungslos fließen mussten! Vor allem die Holzbläser glänzten hier mit filigranen Läufen und Koloraturen, während die Blechbläser kraftvolle Akzente setzten. Anschließend wurden Musiker und Publikum in eine wohlverdiente Pause entlassen.

Nicht minder virtuos gestaltete sich der zweite Teil des Konzertes, der mit „Pomp and Circumstance No. 4“, was so viel bedeutet wie „Prunk und Umstände“. Eine Musik, die patriotische Umstände mit einer festlich-feierlichen Atmosphäre vereint – ein wahrer, musikalischer Höhepunkt des Konzertes. Daraufhin folgte die legendäre „Bohemian Rhapsody, ein Stück, das den Meilenstein der Rockmusik bildet. Dramatische Wechsel und komplexe Harmonien, sie von den Musizierenden brillant gemeistert wurden und eine Brücke schlug zwischen klassischer Virtuosität und zeitgenössischer Rockmusik.
Kein Zweifel: Das Siegener Blasorchester ist ein sinfonisches Blasorchester, das höchste Diffizilitäten meistert. Eben eiserne Disziplin, ohne die so etwas nicht geht. Dies merkte man bei „Saxpack“, in einem modernen Stil komponiert. Das Werk erzählte die Geschichte eines Krimis in Wien, wobei der Solist Lukas Euteneuer zwischen Alt- und Sopransaxophon wechselte und eigene Improvisationen einbrachte, was dem Werk eine besondere Dynamik verlieh.

Sehr bekannt und beliebt ist der Marsch „The Stars und Stripes Forever“, ein amerikanischer Militärmarsch von John Philip Sousa, der bekanntlich jene Hörner mit dem großen Schalltrichter entwickelte. Ein Meisterwerk dieses Komponisten, dessen Besonderheit das berühmte filigrane Piccolo-Solo im Finale dieses Marsches. Die Piccoloflöte wird hier nicht nur als Melodie- Instrument eingesetzt, sondern präsentiert auch virtuose Läufe, die immer anders ausfallen können, was man auch auf diesem Konzert hervorragend und musikalisch exzellent erreichte.

Das letzte Stück des diesjährigen Herbstkonzertes war das „Panik-Medley mit Udo Lindenberg. Man war erfreut, dass der vielseitige Musiker und Gesangspädagoge Gerrit Schwan anstelle des derzeit leider erkrankten Rene Oschmann der Udo Tribute Band „Udopia“ in diese Bresche springen konnte und auch in Siegen sein großes Talent als Musical-Darsteller präsentieren konnte. Das Medley umfasste einige der größten Hits von Lindenberg, darunter „Mein Ding“, „Hinterm Horizont“ sowie „Andrea Doria“, die Gerrit Schwan mit Leidenschaft und Energie von Udo Lindenberg auf die Bühne brachte. – Ohrwürmer, die das Publikum regelrecht mitrissen.

Das Publikum applaudierte minutenlang und Dirigent Daniel Ridder bedankte sich bei seinen Musikern für die Geduld auf den zahlreichen und oft auch harten Proben sowie allen, die organisatorisch mit zu diesem außergewöhnlichem Konzert beigetragen hatten. Einfach Klänge, die man so schnell nicht vergisst.


Bericht & Fotos: Hans-Gerhard Maiwald
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