(wS/Red) Minden/Ferndorf 27.12.2024 | Das war zu wenig“ – Ferndorf analysiert die Niederlage
Weihnachtsspiele haben so einen Touch wie Pokalspiele, ob nun im Fußball oder im Handball. Prognosen dazu kann man erstellen, aber sehr oft werden diese über den Haufen geworfen, da die vermeintlich schwächere Mannschaft Kräfte mobilisiert, die man nicht erwartet hatte.
Und wie war es jetzt gestern Nachmittag beim TSV Grün-Weiß Dankersen-Minden (GWD Minden)?
Konnte man das Weihnachtsspiel spannend gestalten, konnte man ein Spiel wie 2019 in Hamburg wiederholen? Nein, dem war leider nicht so. Der starke Tabellenzweite Minden ließ heute das Spiel der Ferndorfer nicht zur Entfaltung kommen.

Bild: Peter Trojak
Ergebnis: 34:28 (19:14)
Irgendwie erinnerte dieses Spiel an das Match gegen Coburg oder Essen. Parallelen taten sich auf, es war wie ein Déjà-vu. Man hatte die Fehler der vergangenen Woche schon gesehen, wollte sie auch abstellen, aber der Gegner ließ es auch nicht wirklich zu. Ceven Klatt kann mit der Chancenverwertung nicht einverstanden sein, denn es wurden zu viele Fehler gemacht. Man erspielte sich Chancen, konnte sie aber oft nicht verwerten. Minden ging mit 1:0 in Führung, doch Julius Fanger ließ umgehend das 1:1 folgen. Kurz darauf warf Gabriele Viana vorbei und holte sich direkt eine Zeitstrafe ab (3:29 Min.). Diese Chance ließ sich Minden natürlich nicht entgehen und erzielte in Überzahl das 3:1, 4:1 und auch das 5:1 (zwei Treffer davon ins leere Tor).
Da war er schon, der Rückstand, dem der TuS permanent hinterherlief, denn ihnen fehlte die Effektivität, die sie daran hinderte, näher ranzukommen. Im gesamten Spiel sah man acht technische Fehler und zu viele Fehlwürfe, in Summe waren es 23 – das ist definitiv zu viel. Mit einer solchen Hypothek kann man ein Spiel nicht gewinnen, es sei denn, der Gegner toppt das noch. Aber Minden wollte nicht nur gegen Ferndorf gewinnen, sie streben ebenso wie der BHC und Balingen den Aufstieg an, und da kann ein Aufsteiger, obwohl Chancen da waren, nicht mithalten. Can Adanir im Ferndorfer Kasten, der auf 14/2 Paraden kam, konnte da auch wenig ausrichten, obwohl er zu letzter Woche mächtig an seiner Quote gearbeitet hat. Es ist dann schade, wenn ein Keeper sich streckt und reckt und am Ende außer einer guten Quote nichts Zählbares rauskommt.
Die 1. Halbzeit verlief nicht weiter anders als der Beginn. Der 5:1-Start von Minden knabberte mächtig am Selbstvertrauen des TuS, und von diesem 4-Tore-Vorsprung der Gastgeber kamen sie nicht weg: 8:4, 10:6 oder 14:10 belegen das. Sie waren zwar zwischenzeitlich dran, wie z. B. beim 11:9, haben dann aber immer wieder leichte Bälle verworfen. Und wenn es dann mal möglich gewesen wäre, stand ein Bollwerk von Malte Semisch im GWD-Kasten, der vieles von dem wegputzte, das dem TuS geholfen hätte. Umgekehrt kam Minden immer wieder durch, und Florian Kranzmann haute den Gästen zwölfmal das harzige Spielgerät um die Ohren. Den Mann bekam man einfach nicht in den Griff.

Archivfoto Andreas Domian. Daniel Hideg mit 9 Treffern bester Ferndorfer.
Ja, wenn es denn mal in der 1. Halbzeit bei vier Toren Vorsprung für Minden geblieben wäre – aber nein, sie erhöhten die Schlagzahl. In der 24. Minute stand es schon 15:10 und 18:12, und so trennte man sich durch den letzten Treffer der Halbzeit von Josip Eres mit 19:14. Der TuS robbte sich zwar immer wieder ins Spiel, bremste sich aber durch Abstimmungsfehler immer wieder selbst aus.
In der Kabine wird Ceven Klatt diese Fehler, die man eigentlich abstellen wollte, besprochen haben. Die Jungs werden ihn auch verstanden haben, aber dazu muss der Kopf auch frei sein, und das war gestern nicht so wirklich der Fall. Als Janko Kevic ins Spiel kam, kam mehr Ruhe ins Spiel. Er tat dem Spiel ganz einfach gut, konnte aber am Ende keine Wende herbeiführen. Es war aber eine bessere Halbzeit als die erste; diese Halbzeit verloren wir aber „nur“ mit 15:14. Wir sehen, dem 5:1 zu Beginn rannte man immer noch hinterher.
Ferndorf fand trotzdem immer besser ins Spiel, vergab aber auch hier mögliche Chancen, um das Spiel zu drehen. Ein gutes Spiel machten heute Can Adanir im Tor und der gut aufgelegte Daniel Hideg, der aus möglichen Lagen aufs Tor ballerte. Starke neun Würfe verfehlten ihr Ziel nicht, und somit war er auch bester Ferndorfer Torschütze. Über die Außen lief nicht so viel, und man beschränkte sich auf den Rückraum und erzielte auch dort die meisten Treffer. Trotzdem kam man nicht näher heran. Es sah nicht immer glücklich aus, es fehlte halt die Effektivität, und ihren Meister fanden sie in Malte Semisch, der zum „Weltmeister“ geschossen wurde.
Ceven setzte alle Spieler ein, da ihm der komplette Kader bis auf Fynn Herzig zur Verfügung stand. Auch in dieser Halbzeit war Daniel Hideg bester Torschütze des Aufsteigers. Es gab zu viele unkonzentrierte Aktionen, die Jungs haben gekämpft, das ist unstrittig, aber an diesem Weihnachten 2024 standen nur leere Geschenkpäckchen unter dem Weihnachtsbaum.
Eine Flaute beider Teams gab es zwischen der 40. und 46. Minute, denn kein Team konnte den Ball im Tor unterbringen. Jetzt kam aber auch die Zeit, in der Minden ohne große Gegenwehr noch eine Schippe drauflegte. In der 50. Minute hieß es schon 29:22, und jeder wusste jetzt, dass dieser Käse hier und heute gegessen war. Bis zur Sirene erzielte der TuS noch sechs Tore, und die Mindener noch fünf – das war dann nur Ergebniskosmetik.

Archivfoto Andreas Domian. Can Adanir mit tollen 12/2 Paraden
Ceven Klatt versuchte es nach hinten raus auch ohne Rechtsaußen, spielte mit vier Rückraumspielern. Marvin Mundus nahm GWD-Spieler Weber in Manndeckung, aber auf alles wusste Minden eine Antwort. In Abwehr und Angriff sahen wir zu viele Fehler. Jetzt haben die Jungs Zeit, Wunden zu lecken, ihre Kräfte zu bündeln, die Pause bis zum Rückrundenstart gut zu überstehen, um dann im ersten Spiel am Freitag, dem 7. Februar, auswärts beim TSV Bayer Dormagen wieder auf Punktejagd zu gehen. Im Hinspiel in der Stählerwiese haben wir sie besiegt – es wäre schön, wenn wir die Rückrunde auch mit einem Sieg beginnen könnten.
Wenn wir nun Vergleiche zu anderen Teams/Ligen ziehen, stellen wir fest, dass Mitaufsteiger Konstanz völlig punktlos am Tabellenende steht, ebenso wie Erstligaaufsteiger Potsdam, die ebenfalls ein kahles Pluskonto haben. Ferndorf hat als Aufsteiger schon 16 Pluspunkte, und das ist grundsätzlich bemerkenswert. Aber diese Liga ist so unglaublich brutal: Jeder Sieg oder jede Niederlage bringt dich sofort einige Plätze rauf oder runter. Beim Abstieg ist man momentan auf keinem Platz auf der sicheren Seite.
Wir wünschen Ceven Klatt und seinen Jungs einen klaren Kopf auf dem Weg zur Rückrunde. Kommt gut ins neue Jahr, feiert mit Kumpels, Freunden oder Familie und lasst es ruhig mal krachen, denn es gibt ja auch noch ein Leben zwischen Hin- und Rückrunde.
Tor: Can Adanir 14/2 Paraden, Jonas Wilde
Torschützen: Daniel Hideg 9, Marvin Mundus, Julius Fanger und Josip Eres je 3, Hamous Dahlgren 3/2, Valentino Duvancic und Janko Kevic je 2, Fabian Hecker, Mattis Michel und Paul Schikora je 1
Ceven Klatt in seinem 1. Team-Time-Out: Problem ist, dass wir vorne einfach Bälle wegschmeißen. Wir haben Unterzahl, aber anstatt einen Freiwurf rauszuholen, verlieren wir zweimal den Ball und kriegen ihn ins leere Tor. Wir stehen am Kreis, kriegen den Ball und schmeißen den Ball weg. Janko Kevic kommt für Julius, Daniel bleibt noch einen Moment und dann kommt Marko Vignjevic rein. Wir spielen jetzt vorne mit Janko „fünf links“, aber ohne Rechtsaußen. Valentino ist jetzt in dem Moment drin, Mattis ist draußen, auf geht`s.
Daniel Hideg nach dem Spiel im GWD-Interview: Ich glaube, wir hatten zwei Tage mehr Zeit als Minden und hatten dementsprechend auch zwei normale Abschlußeinheiten und haben uns, so gut es geht, versucht darauf vorzubereiten. Wir haben auch noch ein bisschen in das Dessauspiel reingeschaut und wussten deshalb, dass da eine kompakte Abwehr auf uns zukommt. Da bei Minden ein, zwei Verletzte dabei sind, haben wir uns schon Chancen ausgerechnet. Aber so, wie wir ins Spiel gekommen sind, ist es schwierig.
Ceven Klatt: Daniel Hideg und Can Adanir haben eine gute Leistung gezeigt, der Rest ist leider nicht an seine Leistungsgrenze herangekommen. Vor allem in der 1. HZ decken wir auch schlecht, gewinnen zu wenig Zweikämpfe, helfen uns zu wenig und machen es Minden viel zu einfach Tore zu werfen. Dazu kommt die schlechte Steuerung von Rückraum Mitte, so dass wir einfache Bälle ins leere Tor kriegen, oder einfache Spielfehler haben, was es Minden dann auch wieder einfach macht, Bälle ins Tor zu werfen, das haben wir nicht gut gemacht. In der 2. HZ stabilisieren wir uns ein bisschen, decken dann mit 3 Kreisläufern in der Abwehr und versuchen dann auch nochmal was mit einem offenen Abwehrsystem, was auch ganz gut funktioniert hat. Aber in Summe laufen wir aus der Hypothek aus der 1. HZ hinterher. Can Adanir macht ein gutes Spiel, aber Malte Semisch (GWD) hält dann auch 16 Bälle, das ist dann auch immer eine Mischung aus Wurfqualität und Torhüterqualität und die sprach dann an diesem Tag auch für Malte Semisch und deshalb gewinnt Minden am Ende auch verdient.
Wie geht es weiter?
CEVEN KLATT: Jetzt haben die Jungs ein paar freie Tage und am 13. Januar starten wir wieder ins Training. Wir haben dann in der Wintervorbereitung zwei Spiele, einmal gegen Gummersbach II (24.01.25) und gegen Wetzlar (31.01.25) und dann kommt am 07.02.25 unser erstes Pflichtspiel auswärts gegen den TSV Bayer Dormagen. Wichtig ist jetzt, dass die Jungs wieder ihre Akkus regenerieren, Daniel Hideg hat es ja auch schon gesagt (auf DYN), es ist so ein bisschen Verschleiß, ist aber auch ganz klar nach so einer langen Hinrunde. Alles in allem, da muss man halt ehrlich sein, sind 16 Punkte eine gute Ausgangslage. Hätte das jemand vor Beginn der Hinrunde gesagt, hätten wir das so unterschrieben. Jetzt haben wir aber erstmal Zeit, uns auf die schwere Rückrunde vorzubereiten.
Aaron Ziercke (Trainer GWD Minden): Wir hatten heute wieder den Fokus, haben gut verteidigt und technische Fehler beim Gegner provoziert. Wenn ich etwas auszusetzen habe, dann nur, dass etwas die letzte Konsequenz fehlte. Der TuS Ferndorf hatte, wie im Vorhinein erwähnt, einen konkreten Plan, welchen sie auch zum Teil gut umgesetzt haben aber nicht so, dass wir ernsthaft in Probleme gekommen wären. Jetzt freue ich mich erstmal, dass Pause ist, denn das haben sich die Jungs auf jeden Fall verdient. Bis hierher war das ein ganz guter Job von uns. (Quelle: GWD Minden)
Bericht: Peter Trojak
Fotos: Peter Trojak/Andreas Domian
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