Nach Rückzugsankündigung des Kirchenkreises: Kreis sichert Betreuungsplätze zu – Landrat Andreas Müller: „Niemand muss sich Sorgen machen, ohne Betreuungsplatz dazustehen“

(wS/si) Siegen 21.02.2025 | „Das Kreisjugendamt wird in Kürze Kita-Träger und Vertreter der betroffenen Kommunen einladen, um über die Zukunft der Kindertagesstätten zu sprechen, für die der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein frühestens ab dem Kindergartenjahr 2026/27 die Trägerschaft aufgeben will“, kündigt Landrat Andreas Müller an: „Bei dem Gespräch wird es zum Beispiel um die Frage gehen, ob es andere Träger gibt, die diese Einrichtungen ggf. übernehmen möchten.“

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne des Evangelischen Kirchenkreises hat das Kreisjugendamt bereits positive Signale erhalten. „Deshalb sind wir zuversichtlich, hier gute Lösungen finden zu können“, sagt Kreisjugenddezernent Thomas Wüst: „Ich sehe die Bereitschaft verschiedener Träger, hier einzuspringen und Verantwortung zu übernehmen. Welche Lösungen es für einzelne Standorte konkret geben wird, kann natürlich erst am Ende der Gespräche gesagt werden. Vorher ergeben auch Spekulationen keinen Sinn“, so Wüst.

Bei den Beratungen mit Kommunen und Trägern wird es auch um Fragen gehen, die das Personal und die Gebäude betreffen. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die bisherigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer KiTa bereit sein könnten, den Arbeitgeber zu wechseln und für einen neuen Träger in der Einrichtung zu arbeiten. Doch auch hier ist klar, dass diese Fragen erst in einem zweiten Schritt abschließend geklärt werden können, wenn eine neue Trägerstruktur feststeht“, führt der Kreisjugenddezernent aus.

Wüst bedauert die Verunsicherung, die unter betroffenen Eltern herrscht: „Ich möchte noch einmal betonen, was ich bereits direkt nach Bekanntwerden der Pläne des Kirchenkreises gesagt habe: Das kommende KiTa-Jahr ab August dieses Jahres ist von den neuen Entwicklungen überhaupt nicht betroffen. Der angekündigte Rückzug ab August 2026 hat keinerlei Auswirkungen auf unsere Bedarfsplanung für 2025/26“, so Wüst.

Der neue KiTa-Bedarfsplan für das kommende KiTa-Jahr steht am Dienstag, 4. März, auf der Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses des Kreises: „Hier sind keinerlei Anpassungen erforderlich: Wir können alle Bedarf decken. Da die Zahl der Kinder erstmals sogar ein wenig zurückgegangen ist, haben wir bei der Betreuung von über Dreijährigen eine Versorgungsquote von 104,7 Prozent und damit einen Puffer für kurzfristige Entwicklungen. Und auch bei den unter Dreijährigen decken wir alle Bedarfe.“

Die Aufgabe der Trägerschaft von sechs Kirchenkreis-KiTas im Bereich des Kreisjungendamtes hat frühestens Auswirkungen auf die Planungen für das KiTa-Jahr 2026/27, das in 18 Monaten beginnt. Landrat Andreas Müller: „Unabhängig von der zu klärenden Trägerschaft einzelner KiTas ist es für uns selbstverständlich, dass wir auch dann wieder allen Eltern, die es wünschen, ein Betreuungsangebot machen werden. Niemand muss sich also Sorgen machen, dass er ohne Betreuungsangebot dastehen wird.“

Jugenddezernent Thomas Wüst freut sich, dass sich jetzt Eltern vor Ort zu Wort melden, um sich für „ihre KiTa“ einzusetzen. „Das macht einmal mehr deutlich, wie wichtig den Eltern ein verlässliches Betreuungsangebot ist, weil sich für viele nur so Arbeit und Familie unter einen Hut bringen lassen“, so Wüst: „Das Kreisjugendamt wird für diese Eltern auch in Zukunft ein verlässlicher Partner bleiben!“

Zugleich begrüßen Landrat und Kreisjugenddezernent, dass nach der Ankündigung des Kirchenkreises strukturelle Probleme bei der KiTa-Finanzierung, die es schon seit vielen Jahren gibt, erneut in den Fokus der öffentlichen Diskussion rücken. Nach den Regelungen im KiBiz werden nicht alle Betreiber von Kindertagesstätten gleichbehandelt. Die Zuschüsse sind nach Art des Trägers gestaffelt. So erhalten Elterninitiativen die höchsten Zuschüsse, an zweiter Stelle stehen freie Träger wie etwa der paritätische Wohlfahrtsverband. An dritter Stelle kommen die kirchlichen Träger. Schlechter als sie stehen nur die kommunalen Kitas mit Kommunen als Trägern da: Sie bekommen die geringsten Zuschüsse. „Die KiTa-Finanzierung des Landes ist insgesamt nicht ausreichend. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Und ich freue mich über jeden, der sich dafür einsetzt, beim Land Veränderungen in der KiTa-Förderung zu bewirken“, macht Landrat Müller deutlich.

Dass vor diesem Hintergrund die finanzielle Situation der Kirchenkreis-KiTas nicht auskömmlich ist, ist nicht neu. So hatte der Kirchenkreis auf seiner Synode im Dezember 2024 berichtet, dass das Defizit bei der KiTa-Finanzierung für 2024 bei 2 Millionen Euro liege, für 2025 werden 905.000 Euro erwartet. Nicht wirklich überraschend kam deshalb für das Kreisjugendamt vor einigen Wochen der noch sehr allgemeine Hinweis des Kirchenkreises, dass man sich intern in einem Meinungsbildungsprozess befinde, der ggf. zum Ergebnis haben könnte, dass die Trägerschaft einzelner KiTas aufgegeben werde. Was das konkret bedeutet, wurde nun in dieser Woche bekannt.

“Wir bedauern diese Entwicklung sehr”, unterstreichen Landrat und Kreisjugenddezernent: “Entscheidend ist für uns aber die Botschaft an alle Eltern, die sich Sorgen um die künftige Betreuung ihrer Kinder machen: Das ist absolut verständlich, aber nicht nötig! Sie können darauf vertrauen, auch künftig ein wohnortnahes Betreuungsangebot für ihr Kind zu erhalten!”

Im Rahmen des Jugendhilfeausschusses wird die Kreisverwaltung am 4. März über die weiteren Entwicklungen nach der Rückzugs-Ankündigung des Kirchenkreises berichten.

Foto: wirSiegen.de

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