„Die Meisterin des Faltenwurfs“: Margret Judt – und der letzte Vorhang schloss sich – Fantastischer Erlös für Housing First der Alternative Lebensräume GmbH

(wS/alf)  Siegen – Kreuztal 18.06.2025 |

Es war ein ganz besonderer Termin in der Geschäftsstelle der Alternative Lebensräume GmbH, die an diesem Vormittag eine kleine Delegation des Soroptimist-Club Siegen empfangen durfte. Der SI-Club hatte die letzte Ausstellung der Künstlerin Margret Judt in der Weißen Villa in Dreslers Park in Kreuztal am 5. und 6. April als Auktion umgesetzt. Der Erlös von 10.000 Euro, symbolisch als Zahlenleiste mitgebracht, ging an das Projekt Housing First der gemeinnützigen Trägerin in Siegen.

SI-Club Siegen unterstützt Housing First der Alternative Lebensräume GmbH durch den Erlös der Kunstauktion der Malerin Margret Judt (9.4.2025 verstorben) – Lisa Assing und Sonja Becker der Alternative Lebensräume GmbH, Sigrid Lorsbach, Gabriele Fleschenberg, Marie-Christine Knauf und Imke Grabe, alle Soroptimist-International Club Siegen

Die in Krefeld geborene Textildesignerin und bekannte Malerin Margret Judt, gefeiert als die „Meisterin des Faltenwurfs“, hatte zuletzt verfügt, dass ihre Bilder für einen sozialen Zweck verkauft werden dürfen. Sie hatte ihrer Kuratorin Petra Georg-Achenbach aufgetragen, dass sie sich kümmern solle, „ihre Werke sinnerfüllend unterzubringen“. Gabriele Fleschenberg, Mitglied im Soroptimist-Club Siegen, stellte der schwer erkrankten Künstlerin Margret Judt verschiedene Projekte für Hilfsangebote für Mädchen und Frauen vor. Die Malerin entschied sich vehement für Housing First. Gabriele Fleschenberg: „Sie sagte damals bei der Vorbereitung der Vernissage und Auktion: Wenn ich diese Aktion noch erlebe, werde ich einen Tag später die Welt in Freude verlassen.“ Margret Judt, die in Geisweid ihre Wahlheimat gefunden hatte, verstarb tatsächlich 2 Tage später im Alter von fast 91 Jahren.

Leider konnte die Künstlerin nicht selbst an der Ausstellung teilnehmen, bei der 148 Bilder gezeigt wurden, von denen nun rund die Hälfte weitere Menschen erfreuen. Die Ausstellung präsentierte einen Querschnitt ihres Schaffens, „Kompositionen aus Erlebnissen, Ereignissen und Erinnerungen“, so Petra Georg-Achenbach in der Laudatio im April. Formen, Farben und Räume wurden kraftvoll und inspirierend ins Bild gesetzt.

Die Malerin spielt mit dem Verhüllenden und Verknautschten, regt die Fantasie an, von der sich die zahlreichen Besucherinnen und Besucher quasi einwickeln lassen durften. Viele dankbare und inspirierende Worte ließen sie im Gästebuch zurück.

Sonja Becker, Geschäftsführerin der Alternative Lebensräume GmbH: „Der Erwerb eines solchen Kunstwerks bereitet nicht nur Freude beim Betrachten, sondern trägt zugleich dazu bei, neue Möglichkeiten zu schaffen. In diesem Fall entfaltet das Kunstwerk eine Wirkung, die weit über das Bild selbst hinausgeht. Die Erlöse aus dem Verkauf werden wir gezielt dafür einsetzen, eine weitere Immobilie für das Projekt Housing First zu erwerben.

So möchten wir Frauen, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, ein sicheres Zuhause mit unbefristetem Mietvertrag bieten.“ Eine Immobilie für Housing First, die Obdachlosigkeit von Frauen beenden kann, sei nicht leicht zu finden. Sie darf nicht zu abgelegen sein, sollte 2-3 Wohneinheiten für Singles beinhalten und muss bezahlbar sein. Manche Häuser kommen nicht in Frage, weil sie, wie bei Zwangsversteigerungen, auf der Not anderer aufbauen oder aber noch bewohnt sind, so Sonja Becker.

Alternative Lebensräume GmbH hat Housing First in die Region geholt. Bereits zwei Immobilien wurden für Frauen bereitgestellt, die dort ihr Zuhause gefunden haben. Durch ein weiteres Haus konnte zwei Männern aus der Obdachlosigkeit geholfen werden. Housing First verfolgt den Ansatz, zuerst die Obdachlosigkeit zu beenden. Freiwillig können sie weitere Angebote annehmen. Sonja Becker: „Seit eineinhalb Jahren wohnt in einem unserer Häuser eine Frau, die auf der Straße vermutlich nicht überlebt hätte. Viele wohnungslose Menschen bleiben unsichtbar, sie meiden Hilfsangebote aus Angst vor Unruhe und größeren
Menschengruppen. Sie drohen, im System verloren zu gehen. Bei Housing First erhalten sie bedingungslos Wohnraum, sie können die Tür hinter sich schließen. Diese Frau kann sich erst ab diesem Zeitpunkt langsam erholen und dann auch wieder Chancen für sich entwickeln.“

Lisa Assing, Projektleiterin von Housing First, erinnert an den Anfang des Projektes in Deutschland und an den Housing-First-Fond. Hier ist es auch ein Künstler, der eine Bilderserie stiftete: der bekannte Kunstmaler, Bildhauer und Fotograf Gerhard Richter.  So wird aus Kunst auch ein Kunststück – durch die Förderung von Wohnraum für Menschen ohne Obdach. Margret Judt ist nun auch in der Kunstsammlung in der Gelben Villa im Dreslers Park in Kreuztal jeden 1. Sonntag im Monat von 14:00 bis 17:00 Uhr zu sehen.

Bild von der Vernissage: „Haus als Spiegelung – Kunst für das Leben“ von Sinje Beck

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