(wS/Red) Kreuztal 11.10.2025 | Harz, Herz, Hölle – Ferndorf bringt Bietigheim zum Schwitzen
TuS Ferndorf gegen SG BBM Bietigheim 26:27 (16:12)
Ja, das war es nun, das erwartet schwere Spiel gegen den ungeschlagenen Tabellenführer der 2. BL.
Im Vorfeld gab es eigentlich nichts, was darauf hindeuten würde, dass die Ferndorfer dem Ex-Erstligisten Paroli bieten könnten. Zu stark und das zu Recht, wurden sie eingeschätzt, aber Miraculix in Person von Ceven Klatt hatte da wohl ein leckeres Süppchen angerührt, das allen schmeckte, nur nicht den Gästen, dabei wurde es extra für sie angerührt, doch nach 53 Minuten war der TuS-Teller leider leer. 😉
Wer glaubte, und das waren sicherlich viele, dass die Mannschaft in einer Formkrise steckt, wurde heute eines Besseren belehrt. Man lernt auch aus Niederlagen und das ist den Mannen um Ceven Klatt heute widerfahren. Denn an Niederlagen, Rückschlägen und auch Ungerechtigkeiten kann man verzweifeln oder daraus wertvolle Erfahrungen ziehen.

Man wollte über die Woche Offensivvarianten trainieren, wollte die Zahl der Fehlwürfe minimieren, doch das ist ihnen wegen der 20 Fehlwürfe nicht ganz gelungen. Es gab noch 10 technische Fehler, aber die hatten die Gäste auch. So sahen wir unter dem Strich ein schnelles, kampfbetontes Match, dessen Ausgang sehr lange offen war, dessen Ausgang jedoch weh getan hat und trotzdem Lust auf mehr macht. Chefcoach Iker Romeros Ziel war klar: Die weiße Weste soll auch nach dem Duell in Ferndorf bestehen bleiben und das tat sie dann ja auch.
Er gab schon vor Saisonbeginn folgende Marschroute vor: Die SG BBM soll auf direktem Weg zurück in die erste Liga. Und das hat er mit dem Spiel und dem Ergebnis in der Stählerwiese eindrucksvoll unterstrichen.
Egal wie man es dreht, es war eine richtig starke erste Halbzeit des TuS. Der Gegner hatte dem Spielwitz und der taktischen Finesse von Ferndorfs Trainerfuchs Klatt nichts entgegenzusetzen. Die Abwehr stand bombensicher, und auch die Offensive, die in der Vergangenheit oft die Schwachstelle war, kam besser zum Zuge. Dazu gesellten sich in dieser 1. HZ perfekte Leistungen von Keeper Can Adanir, der von 19 Würfen 7 abwehrte, darunter sogar 2 Siebenmeter, das entspricht einer Quote von 36,8 %. Gabriel da Rocha Viana, der im letzten Match kein Tor hatte, erzielte derer 3 Stück. Die hatte im gesamten Spiel auch Josip Eres, aber der trägt sich ja immer in die Torschützenliste ein und er ist eine Bank im Ferndorfer Team, er ist eigentlich nicht wegzudenken.

Den 1.289 Zuschauern dürfte es kaum entgangen sein, Julius Meyer-Siebert, unser „Langer“, kommt immer besser in Fahrt. Zu Saisonbeginn stotterte sein Motor noch ein wenig, doch davon war heute nichts mehr zu sehen. Der Turbogang ist eingelegt und wie. Mit sechs krachenden Toren ohne einen einzigen Fehlwurf kürte er sich zum besten Schützen der Ferndorfer und zum echten Publikumsliebling des Abends.
Kein Zweifel, er war der Man of the Match des Abends!
Ferndorf hatte in den ersten 30 Minuten eine Torquote von 66,7 % und eine Erfolgsquote von 59,3 % und die Effektivität der Verteidigung lag bei 55,6 %, Bietigheim kam da nur auf 40,7 %, CHAPEAU.
In der 2. HZ ging es eigentlich so weiter, wie die 1. HZ beendet wurde, insgesamt wurden in dieser aber mehr Fehlwürfe produziert, das soll aber nicht die gute Gesamtleistung von Cevens Jungs schmälern, aber den Spielausgang haben sie sicher beeinflusst. All das, was Ceven ihnen in der harten Trainingswoche eingebläut hat, wurde ja angenommen und in weiten Teilen auch umgesetzt und nun gilt es, die Energie aus diesem Spiel zu übertragen, also, Scotty, bitte einmal den Turbo einschalten und die Ferndorfer Form nach Balingen rüberbeamen.
Über ein 18:14 und 22:18 kam man in die 44. Minute, die Wurfqualität ließ etwas nach, vielleicht waren es auch die Kräfte und die Konzentration, egal wie, in der 47. Minute stand es nur noch 23:21. Und trotzdem muss man auch hier wieder sagen, unsere Jungs haben das Letzte gegeben, sie waren nicht wiederzuerkennen. Jetzt kam ein Knackpunkt ins Spiel, Julius Fanger verließ das Spielfeld und Hendrik Stock kam für ihn rein, er hatte direkt einen technischen Fehler und verlor den Ball und die SG BBM ließ sich nicht zweimal bitten, nur noch 23:22, danach rettete ihn nach einem weiteren Fehler Daniel Hideg. Weiter geht’s, 49. Minute, der exakt gleiche Fehler passiert Hendrik nochmal und Zack, da war das 23:23. Es war das erste Remis, der Gegner klopfte leise an und nun hieß es Nerven bewahren, denn dieser Gegner war keine Laufkundschaft, es ist der Erstligaabsteiger, der sich anschickt, direkt wieder aufzusteigen und mit Spielerlegende Iker Romero sollte ihnen das auch gelingen.
Doch Tom Jansen erzielte umgehend das 24:23, im darauffolgenden Angriff sahen die Schiris einen Fuß im Kreis, sie pfiffen ab, die Gäste stürmten nach vorne und machten das 24:24. Was folgte, war eine der torärmsten Crunchtimes seit langem, es war die 51. Minute, als Ferndorf einen Fehlwurf produzierte, der Gegner den Ball bekam und Iker Romero auf den Buzzer drückte. 60 Sekunden für die letzten Stellschrauben, doch die Gäste erzielten in der 53. Minute die erste Führung, es stand 24:25. Der TuS bäumte sich auf und Josip Eres versenkte einen Siebenmeter zum erneuten Remis, nichts für schwache Nerven. Es folgte ein Fehlwurf von Valentino Duvancic und Bietigheim sagte Danke mit dem 25:26. Aber Ferndorf kämpfte an diesem Tag wie ein Löwe, von der ersten bis zur letzten Minute. So auch jetzt, es krachte in der 57. Minute im Netz der SG BBM, denn Daniel Hideg hatte das harzige Spielgerät unhaltbar zum 26:26 versenkt. Jetzt sehnte man sich die Sirene herbei, als wenn man schon ahnte, was jetzt kommen würde/könnte, nach gespielten 56:40 Min. bekam Jonathan Fischer den Ball und er schlug zum 26:27 in die Maschen des TuS-Tores ein. Mist, aber alles noch drin, es sind ja noch ganze 220 Sekunden, doch der „Harzgott“ hat es mit unseren Jungs nicht gut gemeint.
Erst ein weiterer Fehlwurf des TuS, gefolgt von einem Fehlwurf der Gäste und die Zeiger der Uhr rattern unaufhörlich runter. Ferndorf hat nun den Ball, alles liegt in ihrer Hand. Nach 59:20 Minuten nimmt Ceven Klatt das Buzzer-Timeout, in der Hoffnung, das Unmögliche doch noch möglich zu machen und wenigstens einen Punkt mitzunehmen.
Es sollte nicht sein, Hideg wirft, der Ball wird geblockt, der TuS übrigens ohne Torwart, es stehen 7 Spieler am Feld, der TuS hat weiterhin den Ball, er kommt zurück zu Hideg, der nochmal hochsteigt, doch sein Wurf geht über das Tor. Ende, Aus, Vorbei, schon wieder mit nur einem Tor verloren, es ist wie verhext. Julius Fanger geht vor der Mittellinie in die Hocke und versteht die Welt nicht mehr. Das haben sie nicht verdient und das tut richtig, richtig weh. Leider hatte Keeper Can Adanir keine gute 2. HZ, er hatte nur noch 1 Parade und wir sahen für ihn Jannis Michel im Kasten.
In der Schlussminute vermisste man z.B. Julius Meyer-Siebert, Josip Eres, Gabriel Viana oder auch Marvin Mundus auf der Platte, sie saßen allesamt auf der Bank, aber Ceven Klatt wird sicherlich seine Gründe dafür gehabt haben.
1289 Zuschauer haben alles probiert, waren so gut, wie lange nicht mehr, die Brigade schwenkte ihre Fahnen und die phänomenalen Ferndorfer Füchse traktierten die Bespannung ihrer 11 Trommeln bis zum geht nicht mehr. Einen großen Teil zur Gesamtstimmung trugen auch die vielen mitgereisten Fans der SG BBM Bietigheim bei, die mit Klatschen, gut geölten Kehlen, Trommeln und sogar eine Trompete angereist waren.
Torhüter: Can Adanir 8 Paraden (24 %)
Torschützen:
Julius Meyer-Siebert 6
Josip Eres 5/3
Daniel Hideg 4
Tom Jansen und Gabriel da Rocha Viana je 3
Valentino Duvancic und Julius Fanger je 2
Marvin Mundus 1

Bericht: Peter Trojak
Bilder: Andreas Domian
Stimmen zum Spiel:
JULIUS MEYER-SIEBERT: Das war definitiv ein gutes Spiel von uns, umso bitterer, dann mit leeren Händen da zu stehen. Und auch in Summe mit den anderen knappen Niederlagen bzw. Punktverlusten, die wir in der noch jungen Saison bereits hinnehmen mussten. Deswegen definitiv erst einmal frustrierend, denn kaufen können wir uns wenig von einem ‚guten Spiel‘. Wir hätten es verdient, mindestens Unentschieden zu spielen, vielleicht sogar zu gewinnen, denn wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt. Nach der Pause hat Bietigheim eine Schüppe draufgelegt, und wir sind vorne nicht mehr so in den Flow gekommen, mussten für jedes Tor kämpfen. Für mich persönlich war das Spiel der nächste Schritt nach vorne. Mut macht es trotzdem und den spielerischen Flow wollen wir mitnehmen, dann kann uns das für die nächste Zeit doch noch etwas geben.
JOSIP ERES: Es fällt mir sehr schwer, zu diesem Spiel etwas zu sagen. Das alles ist für uns sehr bitter, weil wir wieder mit einem Tor verloren haben. Der Bietigheimer Torwart hat nach der Pause fast jeden Fall gehalten. Trotzdem denke ich, dass wir eine gute Antwort auf das Dessau-Spiel gegeben haben, im Angriff müssen wir so weitermachen.
MARVIN MUNDUS: Es ist natürlich sauärgerlich, wenn du gegen den Tabellenführer zu Hause spielst, die Halle war nochmal richtig da. Da hat man schon auf dem Spielfeld gemerkt, ob die Spielzüge angesagt wurden, oder ob die Situation fifty, fifty, also, die Halle war heute wirklich da. Wir waren auch direkt ab der 1. HZ da, kriegen 12 Gegentore und machen selber 16 Tore. Das zeigt auch, dass das, was wir unter der Woche trainiert haben auch in Phasen gut umgesetzt haben. In der 2.HZ sind es dann Kleinigkeiten, die so ein Spiel entscheiden. Viele haben vor dem Spiel gesagt, auch die, mit denen ich gesprochen habe, haben gedacht, es ginge so mit minus 10 aus. Es ist egal, wo du spielst, ob zu Hause oder auswärts, egal gegen wen, du kannst immer punkten, wenn wir in den nächsten Spielen darauf aufbauen, was wir heute gut gemacht haben. Wir haben gegen Dessau „Scheisse“ gespielt und das haben wir heute deutlich besser gemacht. Und auf das, was wir heute gemacht haben, müssen wir einfach aufbauen, weiter Gas im Training geben, dann kommen auch irgendwann die Punkte.
CEVEN KLATT: Es ist heute ein bisschen schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich muss meiner Mannschaft trotz der Niederlage, die wirklich weh tut, ein großes Kompliment machen, für das, was sie geleistet hat und das in allen Bereichen. Sie haben all das gemacht, was wir uns unter der Woche erarbeitet haben, das haben sie alles umgesetzt. Wenn man gesehen hat, wie die Jungs gebrannt haben, wie wir ins Spiel gekommen sind und wie wir Gas gegeben haben in der 1. HZ. Es hat mir viel Spaß gemacht, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie es immer wieder geschafft haben, eine hohe Leidenschaft und eine hohe Bereitschaft in der Abwehr zu entwickeln. Es war in vielen Bereichen wirklich sehr, sehr gut und dann tut es weh, dass wir heute dieses Spiel mit 1 Tor verlieren. Ich habe mit der Mannschaft gesprochen, wir sollten uns jetzt nicht in Floskeln verstecken und hätten wir da und hätten wir mal da. Nein, wir müssen genau so weiterarbeiten, wie wir das diese Woche getan haben und dann werden auch zwangsläufig mit der Zeit die Punkte kommen. Ich kann heute keinem einen Vorwurf machen und ich fand auch, es war das erste Mal in der Saison, wo wir Hexenkesselatmosphäre hatten. Die Halle hat uns unfassbar unterstützt, das hat Super Spaß gemacht und da von mir auch nochmal ein großes Dankeschön an die Fans. Das brauchen die Jungs und ich bitte darum, es im nächsten Heimspiel genau so zu machen. Die Jungs haben es verdient, wir werden weiterarbeiten und mit Sicherheit bald wieder Punkte holen.




























