Foto-Drogerie Bräuer schließt nach 67 Jahren

33 Jahre am Standort Burbach

(wS/red) Burbach/Neunkirchen-Altenseelbach 26.11.2016 | In der Woche vor dem Weihnachtsfest endet in Burbach eine jahrzehntelange Ära. Dann blicken Gottfried und Hanne Bräuer mit gemischten Gefühlen dem Ladenschluss entgegen, schließen ihre Drogerie für immer ab und gehen in den wohlverdienten Ruhestand. Grund genug, noch einmal an die lange Tradition des kleinen Familienbetriebes zu erinnern. Denn mit der Drogerie Bräuer endet auch im südlichsten Zipfel des Siegerlandes die Ära der inhabergeführten Drogerien.

Bereits 1949 legten Fritz und Meta Bräuer den Grundstein. Geheiratet hatten sie 1932 in Köslin/Pommern. Nach Krieg und Gefangenschaft zog es den 1901 geborenen Fritz Bräuer im Jahre 1948 wieder in seinen Heimatort Altenseelbach. Schon 1948, kurz nach der Rückkehr ins Siegerland, reifte bei dem jungen Paar der Plan, ein Geschäft zu eröffnen. Anfang 1949 meldete es ein Gewerbe an. Von ersparten Geldern kauften Bräuers die ersten Waren ein, die sie dank eines Wandergewerbescheins an die Käufer brachten. Im heimischen Wohnzimmer fanden die ersten Handelsaktivitäten statt. Kenntnisse für den Verkauf von Drogeriewaren hatten beide bereits in Pommern erworben.

Foto-Drogerie Bräuer in Burbach (Fotos: privat)

Foto-Drogerie Bräuer in Burbach (Fotos: privat)

1949 dann stellte das Ehepaar den Antrag für ein Geschäftslokal, das sich in einem Zimmer hinter der Schusterwerkstatt Lotz in der heutigen Breitelbachstraße befand. Erste Fotos zeigen den Verkauf von kosmetischen Artikeln, Reinigungsmitteln, Seifen- und Bürstenwaren sowie die Annahme von Fotoarbeiten.

1950 ereilte die Familie ein schwerer Schicksalsschlag. Meta Bräuer erlag im Alter von 50 Jahren einem Krebsleiden. Ende 1951 heiratete Fritz Bräuer wieder und führte fortan mit seiner neuen Partnerin Elli das Geschäft weiter. Zwei Jahre später begann man mit dem Bau eines neuen Ladenlokals. Die für damalige Verhältnisse großzügigen Räumlichkeiten ermöglichten eine Ausweitung der Dienstleistungen in der Landdrogerie. Eine Poststelle wurde integriert und ab 1962 in einem Anbau schließlich ein zweites Standbein der Familie. Ein Jahr später übernahm Tochter Hilde Stolz die Führung des Geschäftes. 1969 begann dann Sohn Gottfried eine dreijährige Ausbildung zum Drogisten, und zwar in der Schloss-Drogerie Kaufmann am Marburger Tor in Siegen. Nach Lehre und einem Berufsjahr folgte das Studium zum Staatlich geprüften Betriebswirt, Fachrichtung Drogerie.

Hanne und Gottfried Bräuer mit Kunden Abschiedsgeschenk.

Hanne und Gottfried Bräuer mit Kunden Abschiedsgeschenk.

„Am 1. Januar 1975 habe ich die Drogerie meines Vaters übernommen“, blickt Gottfried Bräuer zurück. Unterstützt wurde er von seiner Frau Hanne, die kurz darauf mit der langjährigen Mitarbeiterin Hilde Jung plötzlich alleine hinterm Verkaufstresen stand. Der Grund: Gottfried Bräuer musste seinen Wehrdienst ableisten.

Im Laufe der Jahre veränderte sich nicht nur das Warenangebot immer wieder, vor allem der Bereich Fotoarbeiten machte die Drogerie über die Ortsgrenze hinaus bekannter. 1977 erfolgte die Eröffnung des Eduscho-Kaffee-Depots, das für weiteren Kundenzulauf sorgte.

1982 expandierte die Drogerie in der Nachbargemeinde. Gottfried Bräuer übernahm im August die Drogerie Feldkamp in der Nassauischen Straße und absolvierte eine Ausbildung zum Fußpfleger sowie ein Verkaufstraining bei Photo-Porst in Nürnberg. 1984 verstarb Firmengründer Fritz Bräuer.

Der Bau des neuen Einkaufszentrums sorgte schließlich für den letzten großen Wechsel in der Firmengeschichte. 1986 übernahmen die Bräuers das Fotofachgeschäft von Johannes Mudersbach an der Gambach. Ein Anbau in Richtung Marktplatz eröffnete ganz neue Perspektiven. Um sich ganz auf das neue Geschäft konzentrieren zu können, wurde die Drogerie in Altenseelbach Mitte des Jahres aufgegeben. Bräuer: „Das Fotostudio und die Gestaltung von Portät- und Hochzeitsserien erforderten die ganze Konzentration und Weiterbildung auf dem Gebiet Fotostudio.“

Doch es lief in all den Jahren nicht immer alles glatt in der Firmengeschichte. Quasi in den Grundfesten erschüttert wurde die Drogerie am 22. Oktober 1987. Um 8.35 Uhr krachte wieder einmal ein mit Sand beladener Lastwagen in das Haus Mudersbach. Der Fahrer verstarb noch an der Unfallstelle. Der nach mehreren vorhergehenden Unfällen immer wieder auf bis zu 1,80 Meter Dicke verstärkten Hauswand war es zu verdanken, dass das Gebäude standhaft blieb. Dennoch sorgten der Sachschaden in Höhe von 120.000 DM und der Verdienstausfall bis zur Behebung des Schadens für viel Aufregung.

Untrennbar ist die Geschichte des Fotogeschäftes Mudersbach und der Drogerie Bräuer mit der Firma Canon verbunden. Gottfried Bräuer: „Wir gehörten 1995 zu den ersten Canon-Shops in Deutschland. Über 60 Jahre wurden in diesem Haus Canon-Produkte verkauft.“

Dass er nun aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten muss, sieht der 63-Jährige ein. Die Kamera will er aber noch nicht ganz zur Seite legen: „Ich werde ein Studio in meinem Haus in Altenseelbach integrieren“, erzählt er. Denn obwohl er sich nun darauf freut, auch mehr Zeit für die drei Söhne und deren Familien zu haben, „den Kontakt mit den vielen treuen Kunden werde ich sicher am meisten vermissen und hoffe, dass ich den somit wenigstens noch teilweise einige Zeit pflegen kann.“ Daher gilt der Dank der Familie Bräuer nicht nur der Kundschaft sondern vor allem auch den Mitarbeiterinnen, die ihren Teil zur fast sieben Jahrzehnte langen Firmengeschichte beigetragen haben.

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