wS/si Siegen – Historiker mögen es glauben oder nicht: Karl der Große kam auch bis Siegen – allerdings erst als toter Mann und zwar exakt 1130 Jahre nach seinem Ableben. Hier überstanden die Gebeine des Römischen Kaisers die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges im Hainer Stollen.
Der Stollen, an den übrigens eine Tafel im Garten des Oberen Schlosses erinnert, diente seit 1944 als Depot für unersetzliche Kunstschätze aus dem Rheinland. Hier sollten unter anderem die Domschätze aus Trier, der Münsterschatz aus Essen, Kunstwerke aus Kölner Kirchen und Museen sowie aus den Bonner und Aachener Museen Schutz vor Bombenangriffen finden, am wertvollsten war aber sicherlich der Aachener Domschatz mit dem Schrein Karls des Großen. Dessen Weg nach Siegen und wieder zurück nach Aachen widmet sich der nächste Vortrag des „Siegener Forums“ am Donnerstag, 9. Juni 2011, um 19.30 Uhr im KrönchenCenter. Der Titel des Vortrags lautet: „Siegen und die Odyssee des Aachener Domschatzes im 2. Weltkrieg“.
Der Schatz war kurz nach Kriegsbeginn auf militärischen Befehl und gegen den Willen des Domkapitels nach Bückeburg ausgelagert worden. Im Ringen um das Verfügungsrecht über den Schatz musste man hinnehmen, dass Heinrich Himmler als „Reichsführer-SS“ die bedeutendsten Objekte des Schatzes als „reichswichtig“ einstufte und nach Meißen bringen ließ, von wo aus sie im Herbst 1944 vor der anrückenden Roten Armee ins südwestfälische Siegen gerettet werden konnten.
Referent mit Expertenwissen zum Aachener Domschatz
Die Träger des Siegener Forums freuen sich, als Referenten für den Abend den Aachener Josef Lambertz verpflichtet zu haben. Dieser hat über 20 Jahre ein kirchliches Archiv betreut und ist Autor von zahlreichen Publikationen zu Bauwerk, Ausstattung und Geschichte des Aachener Domes, darunter auch zum Schicksal des Domes und seines Schatzes im Zweiten Weltkrieg.
Die Vortragsreihe „Siegener Forum – Vorträge und Diskussionen nicht nur zur regionalen Geschichte“ ist eine Kooperation von Volkshochschule und Stadtarchiv Siegen, Geschichtswerkstatt Siegen e.V. und Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein e.V. und stellt im monatlichen Wechsel neuere Forschungen aus dem Spektrum der regionalen Geschichte vor, ist aber auch offen für aktuelle allgemeinhistorische Beiträge.
Der Vortrag findet statt am Donnerstag, 9. Juni 2011, um 19.30 Uhr im Gruppenarbeitsraum des Stadtarchivs im KrönchenCenter, Markt 25, Siegen. Der Eintrittspreis beträgt 3 Euro.
Aachens Domvikar Kurt Stephany im Mai 1945 vor dem Eingang zum Hainer Stollen in Siegen (Foto: Domkapital Aachen).
Frontseite des Karlsschreins mit Kaiser Karl dem Großen in der Mitte und Papst Leo III und Erzbischof Turpin von Reims (Foto: Domkapitel Aachen)